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Dies ist unsere vierte jährliche Kundenumfrage mit dem Ziel, die Ansichten von Investorinnen und Investoren zu ESG-Investitionen (Umwelt, Soziales, Unternehmensführung) aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten. Derzeit erleben wir unterschiedliche Debatten unter Ökonomen und Regulatoren darüber, was ESG im Kern ist und wie es mit dem breit gefassten Konzept der Nachhaltigkeit zusammenhängt. ESG ist ein Messinstrument, während Nachhaltigkeit als Ziel verstanden werden kann. Eine Fokussierung einzig und allein auf ESG als Messkriterium ist unseres Erachtens nicht mehr ausreichend. Daher wurde die diesjährige Umfrage als ESG- und Nachhaltigkeitsumfrage konzipiert – und dementsprechend umbenannt.

ESG hat einige dynamische Jahre hinter sich. Auf Phasen der Akzeptanz und des raschen Wachstums folgte eine Phase der grundlegenden Hinterfragung – sowohl hinsichtlich der Umsetzung von ESG-Investitionen (in Bezug auf die Auswahl der Vermögenswerte und die Wertentwicklung des Portfolios) als auch in einigen Fällen von ESG als Messgröße selbst. Dies geschah trotz des anhaltenden Wachstums bei der Umsetzung nachhaltiger Technologien in der Realwirtschaft (z. B. im Bereich erneuerbarer Energien) und wichtiger damit verbundener politischer Initiativen (z. B. des US-amerikanischen „Inflation Reduction Act“ und der EU-Kohlenstoffbepreisung).

Dieser Bericht über die Ergebnisse unserer ESG- und Nachhaltigkeitsumfrage 2024 ist daher in drei Abschnitte unterteilt:

Abschnitt 1: ESG als Messgröße im Rahmen des Nachhaltigkeitskonzepts
Abschnitt 2: das Management von ESG-Faktoren im Portfoliokontext
Abschnitt 3: Investitionen in den nachhaltigen Wandel

Insgesamt ergeben sich aus unserer Umfrage zwölf zentrale Erkenntnisse, auf die in den einzelnen Abschnitten detailliert eingegangen wird.

„Zwölf zentrale Erkenntnisse zu ESG und Nachhaltigkeit: Deutsche Bank Umfrage 2024.“

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Ergebnisse unserer vierten Umfrage im Einklang mit den vorherigen drei stehen.

  • Während Umweltfaktoren weiterhin ein Hauptaugenmerk der Befragten sind, zeigt die Umfrage eine zunehmende Aufmerksamkeit für soziale Aspekte sowie Fragen der guten Unternehmensführung. Gemäß der Umfrage verfolgen die Befragten oft mehrere Ziele. Wir glauben, dass dies hauptsächlich auf die aktuellen sozioökonomischen und politischen Entwicklungen zurückzuführen ist. Mit Blick auf die Zukunft erwarten wir, dass soziale und unternehmensführungsbezogene Faktoren weiter an Bedeutung gewinnen dürften, da Umwelt-, Sozial- und Unternehmensführungsfragen eng miteinander verknüpft sind.
  • Aus der Umfrage geht eine klare Absicht hervor, den Anteil nachhalti-ger Investitionen in Portfolios zu erhöhen. Über die Hälfte der Befragten plant, den Anteil an ESG-Investitionen in ihrem Portfolio in den nächsten fünf Jahren auszubauen. Dennoch besteht bei einigen Anlegern weiterhin die Sorge über die kurzfristige Wertentwicklung von ESG-Investitionen und die Verfügbarkeit geeigneter Anlageinstrumente. Dies unterstreicht die Notwendigkeit einer Weiterentwicklung von ESG-bezogenen Finanzprodukten und einer erhöhten Transparenz hinsichtlich der Übereinstimmung dieser Produkte mit Nachhaltigkeitszielen.
  • Kurzfristig erwarten die Befragten die höchste Rendite bei Technologie und Digitalisierung, während dem Gesundheitswesen und der Infrastruktur mittelfristig eine positive Entwicklung zugesprochen wird. Langfristig werden für bestimmte Nachhaltigkeitsthemen, wie beispielsweise die Blue Economy, die höchsten Renditen erwartet. Dies unterstreicht die Bedeutung von Nachhaltigkeit als strukturellen Treiber.

Zum Umfragedesign

Unsere vierte jährliche ESG- und Nachhaltigkeitsumfrage wurde zwischen April und Juni 2024 in unseren größten europäischen Märkten durchgeführt. Die Umfrage basiert auf 1.312 Antworten von unseren Privatbank- und Vermögensverwaltungskunden. Kunden in unserem Heimatmarkt Deutschland steuerten die meisten Antworten bei (570), gefolgt von Belgien (324), Italien (242) und Spanien (145).

Anteil der Antworten nach Ländern

Anteil der Antworten nach Ländern

Etwa 77 Prozent der Befragten gaben an, männlich zu sein. Die Mehrheit der Befragten (70 Prozent) war 56 Jahre oder älter; nur 5 Prozent waren 40 Jahre oder jünger.

Länderhighlights

Deutschland: Anzeichen für anhaltende ESG-Skepsis

Auf Länderebene scheinen die Deutschen unter den Befragten am skeptischsten zu sein, was mögliche positive Auswirkungen von ESG auf die Portfoliorendite anbelangt. Diese Skepsis trägt sicherlich dazu bei, dass unsere deutschen Kunden laut der Umfrage am wenigsten geneigt sind, den Anteil nachhaltiger Anlagen in ihren Portfolios in den nächsten fünf Jahren zu erhöhen. Darüber hinaus assoziieren die Deutschen ESG weniger mit sozialen Themen als die Befragten in anderen europäischen Ländern. Aus der Umsetzungsperspektive bevorzugen unsere deutschen Kunden ETFs und Einzeltitel für ESG-Investitionen.

Belgien: hohes Interesse für Nachhaltigkeit

Unsere belgischen Kunden scheinen sich in hohem Maße für spezifische Nachhaltigkeitsziele in ihren Portfolios zu interessieren. Nur 22 Prozent können sich nicht auf ein spezifisches ESG-Ziel festlegen (im Vergleich zum Durchschnitt von 47 Prozent). Folglich scheinen sie am ehesten in nachhaltigkeitsbezogene Themen als Teil eines Portfolios zu investieren und werden den Anteil nachhaltiger Investitionen in ihren Portfolios in den nächsten fünf Jahren am ehesten erhöhen. Unter den Befragten zeigten unsere belgischen Kunden das größte Interesse an strukturierten Anleihen als ESG-Anlagevehikel.

Italien: selbstkritisch bzgl. ESG-Expertise, starker sozialer Fokus

Unsere italienischen Kunden zeigen sich am selbstkritischsten, was ihre ESG-Expertise angeht, und würden nicht nachhaltige Unternehmen am ehesten vollständig aus ihren Portfolios ausschließen. Gleichzeitig zeigen sie großes Interesse an der „sozialen“ Komponente von ESG und das stärkste Interesse an grünen und blauen Anleihen.

Spanien: positiv in Bezug auf Renditen trotz Anti-ESG-Stimmung

Unsere spanischen Kunden scheinen in ihren Ansichten geteilter Meinung zu sein. Im Vergleich zu den Kunden in anderen Ländern würde ein hoher Anteil unserer spanischen Kunden ESG in Portfolios überhaupt nicht berücksichtigen. Sie sind jedoch ziemlich zuversichtlich, dass ESG die Portfoliorenditen verbessern kann, und zeigen großes Interesse an der sozialen Seite von ESG-Investitionen. Aufgrund der geringeren Anzahl spanischer Befragter bleiben wir hier mit starken Aussagen vorsichtig.

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Redaktionsschluss: 13.11.2024, 15.00

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