In den nachhaltigen Wandel investieren

Die wichtigsten Fakten:

  • Renditeerwartungen für wichtige Nachhaltigkeitsthemen sind abhängig vom Zeithorizont der Investition.
  • Natur- und klimabezogene Risiken werden langfristig als wichtigste Renditetreiber angesehen.
  • Start-ups und etablierte Unternehmen gleichermaßen wichtig bei der nachhaltigen Transformation der Wirtschaft.

Bibliographie

1. $24bn Climate Risks Forecast to Push Half of Livestock Giants to Operating Loss in 2030 | FAIRR
2. “Global boiling: Heatwave may have cost 0.6pp of GDP” by Allianz Research, August 2023. Retrieved from Allianz | Global boiling: Heat-wave may have cost 0.6pp of GDP
3. Siehe Fußnote 2.
4. https://sciencebasedtargets.org/blog/final-campaign-evaluation-report-published

Bildquelle: weedezign / Adobe Stock

In Kürze:

Renditeerwartungen für wichtige (Nachhaltigkeits-)Themen hängen stark vom Zeithorizont ab. Kurzfristig (1 Jahr) erwarten die Umfrageteilnehmer, dass KI und Digitalisierung die höchsten Renditen liefern, gefolgt von Gesundheitswesen & Medizintechnik. Mittelfristig (1–5 Jahre) gehören neben KI auch Gesundheitswesen & Medizintechnik sowie die Energiewende zu den drei Sektoren mit den höchsten wahrgenommenen Renditeerwartungen. Langfristig (10+ Jahre) liegt die Blue Economy bei den Renditeerwartungen der Umfrageteilnehmer an der Spitze, gefolgt von Gesundheitswesen & Medizintechnik und der intelligenten Mobilität. Die erwarteten Renditetreiber hängen ebenfalls vom Zeitraum ab. Langfristig werden natur- und klimabezogene Risiken als wichtigste Renditetreiber angesehen. Die Umfrageteilnehmer sind sich in der Frage, ob Start-ups oder etablierte Unternehmen den Übergang zur Nachhaltigkeit anführen werden, uneinig.

Erkenntnis 10: Renditeerwartungen werden durch den Zeithorizont beeinflusst. 

In diesem Jahr haben wir unsere Kunden gefragt, welche Sektoren ihrer Meinung nach auf kurze, mittlere und lange Sicht die beste Rendite liefern werden.

Von welchem der folgenden Bereiche erwarten Sie kurzfristig (im nächten Jahr) die höchste Rendite?

Zu beobachten ist, dass sich die Präferenzen bei mittelfristigen Renditeerwartungen verändern. Einige Nachhaltigkeits- und Nicht-Nachhaltigkeitsthemen (z. B. Gesundheitswesen, Infrastruktur, Kreislaufwirtschaft) rücken in der Rangliste der Themen nach oben.

Von welchen der folgenden Bereiche erwarten Sie mittelfristig (1-5 Jahre) die höchste Rendite?

Langfristig liegt die Blue Economy an der Spitze: 13 Prozent der Befragten gehen davon aus, dass sie die beste Rendite abwerfen dürfte (kurzfristig nur 2 Prozent). Generell sind die Renditeerwartungen bei Nachhaltigkeitsthemen langfristig höher, aber relativ gleichmäßig verteilt – es gibt keinen klaren Konsens über die langfristigen Renditegewinner.

Von welchem der folgenden Bereiche erwarten Sie langfristig (10+ Jahre) die höchste Rendite?

Natürlich werden diese Erwartungen in hohem Maße von den jüngsten Ereignissen und der damit verbundenen medialen Aufmerksamkeit beeinflusst. Unsere Analyse weist auf anhaltende kurzfristige Herausforderungen in den Bereichen Energiewende und nachhaltige Lebensmittelsysteme hin und bietet gleichzeitig einen positiveren Ausblick für das Gesundheitswesen. Die jüngsten Entwicklungen erinnern uns daran, dass eine beispiellose Expansion in einem Sektor (z. B. bei erneuerbaren Energien) mit einer Reihe von Herausforderungen einhergehen kann, z. B. erheblicher Preisdruck aufgrund von Überangebot, sinkende Rentabilität, steigende Rohstoffkosten und logistische Herausforderungen, wie wir an den jüngsten Erfahrungen in den Bereichen Solar, Wind und Batteriespeicherung sehen können.

Erkenntnis 11: Auch die erwarteten Renditetreiber werden durch den Zeithorizont beeinflusst. 

Ebenfalls fragten wir unsere Kunden nach den Renditetreibern aus kurz-, mittel- und langfristiger Sicht.

Insgesamt wurden kurzfristig vor allem makroökonomische Faktoren (z. B. Inflation) von den Befragten als treibende Faktoren für ESG-Renditen gesehen, gefolgt von Änderungen der Verbrauchernachfrage (z. B. nach nachhaltigeren Produkten). Mit zunehmendem Zeithorizont kehren sich die Treiber jedoch um, wobei natur- und klimabezogene Risiken häufiger ausgewählt wurden.

Kriterien Renditetreiber ESG

Diese Einschätzung scheint realistisch. Denn die vergangenen Jahre haben gezeigt, dass makroökonomische Faktoren tatsächlich einen großen Einfluss auf ESG-Renditen haben können – in vielen Fällen viel stärker als unmittelbare Umweltfaktoren. Die Antworten deuten auch darauf hin, dass die Anleger die mittel- und langfristigen Auswirkungen des Klimawandels auf die Weltwirtschaft berücksichtigen, obwohl es wahrscheinlich eine anhaltende Debatte darüber geben wird, ob die Reaktionen der Befragten (oder der Politik) angesichts der jüngsten Hinweise auf weitere globale Temperaturanstiege und zögerlicher Fortschritte in Richtung Netto-Null ein angemessenes Maß an Dringlichkeit aufweisen.

Um nur ein Beispiel für die mittelfristigen potenziellen negativen wirtschaftlichen Auswirkungen von Umweltrisiken zu nennen: Eine aktuelle Studie ergab, dass die Hälfte der 40 weltweit größten Viehzüchter im Jahr 2030 aufgrund von Klimarisiken mit einem Rückgang ihres EBIT (Gewinne vor Zinsen und Steuern) von insgesamt fast 24 Milliarden US-Dollar im Vergleich zum Stand von 2020 zu rechnen haben.1

Während die Anleger die mittel- bis langfristigen Auswirkungen des Klimawandels anerkennen, sollten sie unserer Meinung nach vorsichtig sein und die wirtschaftlichen Auswirkungen, die wir bereits heute erleben, nicht übersehen bzw. vernachlässigen. Eine Analyse legt nahe, dass die Hitzewellen 2023 in den Vereinigten Staaten, Südeuropa und China 0,6 Prozentpunkte des globalen BIP gekostet haben könnten.2 Auch Extremrisiken dürfen nicht unterschätzt werden, da die Beziehung zwischen BIP-Wachstum und Naturkatastrophen höchst nichtlinear sein kann. Statistiken zufolge könnte eine Naturkatastrophe im obersten 1 Prozent der Katastrophenindexverteilung (also die 1 Prozent schlimmsten Naturkatastrophen) das BIP im entsprechenden Jahr um 7 Prozent reduzieren, während eine Katastrophe in den obersten 5 Prozent des Verteilungsindexes das BIP nur um 0,5 Prozent reduzieren würde.3

„Zwölf zentrale Erkenntnisse zu ESG und Nachhaltigkeit: Deutsche Bank Umfrage 2024.“

Erkenntnis 12: Start-ups und etablierte Unternehmen sind gleichermaßen wichtig.

Eine offene Frage für Investoren ist, ob der Übergang zu einer nachhaltigeren Wirtschaft von disruptiven Start-ups oder von etablierten Unternehmen, die sich erfolgreich transformieren, vorangetrieben wird. Hier sind die Meinungen gleichmäßig verteilt. Etwa 44 Prozent stimmten der Aussage „Nachhaltiger Wandel wird in erster Linie von disruptiven Start-ups vorangetrieben“ voll und ganz oder teilweise zu (23 Prozent stimmten nicht zu). Der Aussage „Nachhaltiger Wandel wird in erster Linie von etablierten Unternehmen vorangetrieben“ stimmten 43 Prozent zu und 23 Prozent nicht.

Dabei ist zu beachten, dass einige etablierte Unternehmen von ihren bestehenden Nachhaltigkeitsversprechen abrücken. Eine Analyse der „Business Ambition for 1.5°C“-Kampagne, die von Juni 2019 bis Oktober 2021 durch die Science Based Targets initiative (SBTi) durchgeführt wurde, legt nahe, dass 29 Prozent der selbst gesetzten ursprünglichen Netto-Null-Ziele zurückgezogen werden mussten, was hauptsächlich daran lag, dass keine konkreten Strategien, insbesondere für Scope-3-Emissionen, genannt werden konnten.4

Wertentwicklung (Gesamtrendite USD in %)

Die bisherige Wertentwicklung lässt keine Rückschlüsse auf die künftige Wertentwicklung zu. Die Wertentwicklung bezieht sich auf einen Nominalwert, der auf Kursgewinnen/-verlusten beruht und die Inflation nicht berücksichtigt. Die Inflation wirkt sich negativ auf die Kaufkraft dieses nominalen Geldwerts aus. Je nach aktuellem Inflationsniveau kann dies zu einem realen Wertverlust führen, selbst wenn die nominale Wertentwicklung der Anlage positiv ist.

Glossar

Anlageklassen sind allgemein verständliche Gruppierungen von Anlageklas-sen mit ähnlichen Merkmalen. Sie können basierend auf geografischen oder anderen Merkmalen weiter in Unteranlageklassen unterteilt werden.

Biodiversität bedeutet Variabilität unter lebenden Organismen aus allen Quel-len, einschließlich terrestrischer, mariner und anderer aquatischer Ökosysteme und der ökologischen Komplexe, zu denen sie gehören; dies umfasst die Viel-falt innerhalb von Arten, zwischen Arten und von Ökosystemen.

Die Blue Economy kann als die Summe der wirtschaftlichen Aktivitäten der auf dem Ozean basierenden Industrien zusammen mit den Vermögenswerten, Waren und Dienstleistungen definiert werden, die von marinen Ökosystemen bereitgestellt werden.

Die doppelte Wesentlichkeit bewertet sowohl die wesentlichen Auswirkungen, die die Tätigkeit eines Unternehmens auf die Umwelt (oder die sozialen und Governance-Elemente) haben kann, als auch die wesentlichen Auswirkun-gen/Risiken, die Umweltveränderungen auf ein Unternehmen haben können.

ESG-Investitionen verfolgen ökologische, soziale und Corporate-Governance-Ziele.

Fossile Brennstoffe sind natürliche Brennstoffe wie Kohle oder Gas, die aus den Überresten urzeitlicher Pflanzen und Tiere entstehen. Zu den mit fossilen Brennstoffen verbundenen Geschäftsaktivitäten gehören die Gewinnung, Ver-arbeitung, Lagerung und der Transport von Erdölprodukten, Erdgas sowie ther-mischer und metallurgischer Kohle.

Die Internationale Energieagentur (IEA) ist eine zwischenstaatliche Agentur, die sich mit energiebezogenen Themen befasst.

Klimabedingte Risiken sind die finanziellen Risiken, die durch die Exposition von Institutionen gegenüber Gegenparteien entstehen, die möglicherweise zum Klimawandel beitragen oder von ihm betroffen sein können.

Der Klimawandel bezieht sich auf langfristige Veränderungen der Temperatu-ren und Wettermuster, die die Ökosysteme verändern werden, die das Leben auf dem Planeten unterstützen.

Naturkapital bezieht sich auf den weltweiten Bestand an natürlichen Ressour-cen, belebt und unbelebt, die (im weitesten Sinne) einen Wert für die Gesell-schaft haben.

Treibhausgase sind die Gase in der Atmosphäre, die die Oberflächentempera-tur von Planeten wie der Erde erhöhen. Was sie von anderen Gasen unter-scheidet, ist, dass sie die Wellenlängen der von einem Planeten abgegebenen Strahlung absorbieren, was zum Treibhauseffekt führt.

Übergangsrisiken sind Risiken jeglicher negativer finanzieller Auswirkungen auf Institutionen, die sich aus den aktuellen oder zukünftigen Auswirkungen des Übergangs zu einer ökologisch nachhaltigen Wirtschaft auf ihre Gegenpar-teien oder investierten Vermögenswerte ergeben.

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Redaktionsschluss: 13.11.2024, 15.00

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