Im Idealfall sollte eine Arztpraxis für jeden Besucher ohne fremde Hilfe erreichbar und nutzbar sein. Doch die Realität sieht häufig anders aus: Wie die Saarbrücker Zeitung im Mai 2020 unter Berufung auf eine Anfrage der Linken an die Bundesregierung berichtete, ist gerade Mal ein Drittel der Arztpraxen in Deutschland „barrierefrei“.
Damit der Besuch der Praxis für ältere Patienten und Menschen mit Behinderung nicht zu einer unüberwindbaren Hürde wird, reicht der Einbau einer Rollstuhlrampe am Eingang selten aus. Im Idealfall sollten auch breite Türen, behindertengerechte Toiletten, spezielle Untersuchungsmöbel, gute Beleuchtung und ausreichend Kontraste, akustische Signale, und einiges mehr vorhanden sein. Eine Checkliste mit Empfehlungen finden Sie beispielsweise hier.
Ärzte, die ihre Räumlichkeiten optimal gestalten wollen, sind auf jeden Fall gut beraten, Fachleute in die Planung mit einzubeziehen. Das kann zum Beispiel ein Architekt sein, der mit der Materie und den behördlichen Auflagen vertraut ist und ein Bankberater, der bei der Finanzierung des Projekts hilft.
Da die Kosten eines barrierefreien Umbaus durchaus höher ausfallen können, lohnt sich der genaue Blick auf Förderprogramme und -kredite, zum Beispiel bei der KfW-Bank. Eine eigene Förderung für die Barriere-Freiheit in Arztpraxen gibt es zwar noch nicht, allerdings können andere KfW-Programme und -kredite genutzt werden. Praxisgründer können beispielsweise bis zu 100.000 Euro über den ERP-Gründerkredit-StartGeld beantragen und Bestandspraxen, die älter als fünf Jahre sind, können für den Umbau den KfW-Unternehmerkredit in Anspruch nehmen. Auch Bund und Länder und die Europäische Union bieten finanzielle Unterstützung für verschiedene Vorhaben.
Interessierte Ärzte sollten sich von ihrer Hausbank über die verschiedenen Optionen beraten lassen. Anträge und Auszahlung werden dann ebenfalls über die Hausbank abgewickelt.
Schon vor dem Umbau können Ärzte einiges tun, um den Patienten den Zugang und die Nutzung der Arztpraxis zu erleichtern. So kann z.B. eine größere Beschilderung für Menschen mit Sehschwäche sinnvoll sein. Die Markierung schwieriger Stellen, wie z.B. Treppenstufen oder Türschwellen verhindert Unfälle. Informationsmaterial, das auch auf Bildsprache setzt, überwindet Sprachbarrieren.
Die Anmeldung auch per Fax, SMS oder E-Mail zu ermöglichen, erleichtert vielen Patienten die Kommunikation. Auch die Videosprechstunde kann in einigen Fällen wertvolle Unterstützung bieten. Viele weitere Ideen und Vorschläge für Arztpraxen bietet dazu auch die KBV unter https://www.kbv.de/html/barrierefreiheit.php oder fragen Sie unsere db HealthCare Betreuer.