Volker Wahl würde rückblickend alles wieder genauso machen. Über 28 Jahre hat der Unternehmer gemeinsam mit Uwe Paulick die Geschicke der Dresdner Waco Gerätetechnik GmbH gelenkt. Die beiden hatten 1992 den Geschäftsbereich Mechanische Vorfertigung aus dem Volkseigenen Betrieb Robotron Messelektronik Dresden herausgekauft und daraus über die Jahre ein erfolgreiches Unternehmen geformt.
Mit Stolz schaut Volker Wahl auf das Erreichte zurück – und stolz ist der Unternehmer auch darauf, Waco in „sicheren und guten Händen“ zu wissen. Seit Ende 2018 gehört Waco zur Wickeder Group. „Für uns war klar, nicht mit 80 Jahren noch im Unternehmen stehen zu wollen. Die Verantwortung gegenüber Mitarbeitern und Kunden ist zu groß“, hebt Volker Wahl hervor. Da weder die eigenen Kinder noch die Mitarbeiter das unternehmerische Lebenswerk fortführen wollten, blieb als Nachfolgelösung nur mehr der Verkauf.
„Für uns war klar, nicht mit 80 Jahren noch im Unternehmen stehen zu wollen.“
Volker Wahl,
Gründer und Gesellschafter Waco Gerätetechnik GmbH
Ein Strategiegespräch mit Firmenkundenbetreuer Andreas Fichte von der Deutschen Bank bringt den Prozess ins Rollen. „Mit unseren Nachfolgelösungen, die wir zusammen mit externen Partnern umsetzen, konnten wir Herrn Wahl überzeugen“, erinnert sich Fichte. Auf Empfehlung der Deutschen Bank beauftragen Wahl und Paulick die Beratungsgesellschaft Transfer Partners. „Der Verkauf des Unternehmens ist eine einmalige, wichtige Sache. Deshalb habe ich immer auch auf mein Bauchgefühl gehört und auf Partner gesetzt, die die gleiche Sprache sprechen“, begründet Wahl die Entscheidung von damals.
Im Zuge der Käufersuche macht die Wickeder Group das beste Angebot – Volker Wahl zufolge „sowohl finanziell als auch von der industriellen Logik“. Beide Gesellschafter wollen sicherstellen, dass Waco eine Zukunft hat und alle Mitarbeiter ihren Arbeitsplatz behalten. Am Ende zahlreicher weiterer Etappen mit einem Vertragsentwurf, bei dem auf Augenhöhe verhandelt werden kann, wird kurz vor Weihnachten der Kaufvertrag unterschrieben. Die Firmenübergabe rechtzeitig anzugehen und professionelle externe Hilfe hinzuzuziehen sind Tipps, die Volker Wahl anderen Unternehmern ans Herz legt. Die Einbindung der Deutschen Bank mit ihrem Know-how und ihren Kontakten, so Wahls Resümee, war der Garant, dass aus dem schwierigsten Verkauf seines Lebens kein Marathon wurde.
Wer ein Unternehmen über Jahrzehnte aufgebaut hat, hat Großes geleistet. Dieses Lebenswerk zu sichern und an Nachfolger zu übergeben ist eine ebenso große Herausforderung. Die eigene Nachfolge oder gar der Verkauf des Unternehmens ist aber ein sehr sensibles Thema, das viele Unternehmer auf die lange Bank schieben. Darum braucht es manchmal den Anstoß von außen. Das kann der Steuerberater, der Wirtschaftsprüfer oder der externe Anwalt sein – aber auch der Firmenkundenbetreuer der Bank, der das Geschäftsmodell des Unternehmens gut kennt und zu dem ein Vertrauensverhältnis besteht. Denn höchste Vertraulichkeit und ein tiefes Verständnis für die Situation des Unternehmers sind entscheidend für das Gelingen der Nachfolge.
Daneben ist eine gute – und langfristige – Vorbereitung das A und O für eine erfolgreiche Nachfolgeregelung. „In vielen Unternehmen müssen die Weichen drei bis fünf Jahre vor der eigentlichen Transaktion gestellt werden, teilweise aus steuerlichen Gründen sogar bis zu sieben Jahre“, erklärt Andreas Fichte, Firmenkundenbetreuer bei der Deutschen Bank in Dresden. Oft werde unterschätzt, wie viel Vorlauf auch die Lösung scheinbar einfacher Dinge brauche.
„In vielen Unternehmen müssen die Weichen drei bis fünf Jahre vor der eigentlichen Transaktion gestellt werden.“
Andreas Fichte, Deutsche Bank AG, Marktgebietsleiter Firmenkunden Dresden
Fichte zufolge fängt der ideale Nachfolgeprozess bereits mit der Unternehmensgründung an, da das traditionelle Modell generationenübergreifender Unternehmensübergaben, bei dem die Kinder des Gründers Werte und Kultur des Unternehmens weiterführen, immer seltener ist. Fast die Hälfte der Firmen wird inzwischen nicht mehr innerhalb der Familie weitergegeben. Die Beratung von Unternehmen bei Nachfolgelösungen jedweder Größenordnung hat für die Deutsche Bank daher einen hohen Stellenwert.
Ist die Entscheidung für einen Verkauf gefallen, muss sich der Unternehmer im Klaren sein, was er will und was ihm wichtig ist. „In vielen Verhandlungen ist der Kaufpreis ein Knackpunkt. Doch nur in wenigen Fällen kommt es ausschließlich auf das Geld an“, weiß Kai Giesel, Leiter Unternehmensnachfolge bei der Deutschen Bank.
„In vielen Verhandlungen ist der Kaufpreis ein Knackpunkt. Doch nur in wenigen Fällen kommt es ausschließlich auf das Geld an.“
Kai Giesel, Deutsche Bank AG, Leiter Unternehmensnachfolge
Mögliche Minderheitsbeteiligungen, Bestandsgarantien für wichtige Standorte, der Erhalt von Arbeitsplätzen, die strategische Ausrichtung oder ein klar umrissenes Weiterverkaufsverbot – die Zusagen des Käufers und die Struktur der Transaktion sind oft deutlich wichtiger als der Preis. Zudem rät Giesel, mit der Vermögensplanung nicht erst nach dem Verkauf zu beginnen. Das ist im aktuellen Zinsumfeld wichtiger denn je.
03/2022