Produkte können ganz schön komplex sein. Schon ein normaler Schuh hat 20 bis 30 Materialkomponenten. Und jede einzelne davon kommt aus einer eigenen Materialfabrik, die wiederum ihre Rohmaterialien von einer anderen Fabrik bezieht. Diese Lieferkettennetze aufzubrechen und transparent zu machen ist eine Herausforderung. Aber nur so können Unternehmen sicherstellen, dass Sozial- und Umweltstandards bei ihren Lieferanten eingehalten werden.
Die ISA-TRAESKO GmbH aus Neumünster hat diesen Weg schon vor Jahren eingeschlagen. Das Familienunternehmen beliefert Groß- und Discountmärkte mit Schuhen, Accessoires und Dekorationsartikeln. Dabei übernimmt ISA-TRAESKO die gesamte Wertschöpfungskette von der Idee über das Design bis hin zur Herstellung bei Produktionspartnern in Asien und Südosteuropa.
„Unsere Fertigungsbetriebe kannten wir schon immer“, sagt ISA-TRAESKO-Geschäftsführer Florian Starmann. Doch inzwischen habe man auch einen richtig guten Überblick all der Produktionsstufen davor. „Wir wissen, wo und wie unsere Hauptmaterialien gefertigt werden und auf was wir in diesen Fabriken achten müssen, damit keine schädlichen Chemikalien eingesetzt und Sozialstandards für die Beschäftigten eingehalten werden.“
„Wir wissen, wo und wie unsere Hauptmaterialien gefertigt werden und auf was wir in diesen Fabriken achten müssen.“
Florian Starmann,
Geschäftsführer ISA-TRAESKO GmbH
Damit stellt sich ISA-TRAESKO seiner unternehmerischen Verantwortung – und zwar weit über die gesetzlichen Mindestanforderungen hinaus. Das geht sogar so weit, dass die Corporate-Responsibility-Abteilung ein Vetorecht bei sämtlichen Auftragsplatzierungen hat, sollten zum Beispiel menschenrechtliche Bedenken bei einem Produktionspartner aufkommen.
Doch die komplexen regulatorischen Vorgaben bei der Berücksichtigung ökologischer, sozialer und führungsbezogener Faktoren stellen auch ISA-TRAESKO vor Herausforderungen. Lieferkettengesetz, Nachhaltigkeitsberichterstattung, die EU-Taxonomie – die Liste an Gesetzen und Richtlinien wird immer länger. Zusammen mit der Deutschen Bank hat ISA-TRAESKO deshalb einen Nachhaltigkeitsdialog gestartet. „Das Ziel ist es, ISA-TRAESKO als Sparringspartner auf dem Weg der Transformation zu noch mehr Nachhaltigkeit zu unterstützen“, erklärt Sven Matthiesen, Leiter Firmenkunden Kiel der Deutschen Bank.
„Das Ziel ist es, ISA-TRAESKO als Sparringspartner auf dem Weg der Transformation zu noch mehr Nachhaltigkeit zu unterstützen.“
Sven Matthiesen,
Leiter Firmenkunden Kiel der Deutschen Bank
Ein strategischer Dialog, in dem es neben regulatorischen Informationen und grundsätzlichen Überlegungen zur Umsetzung einer Nachhaltigkeitsstrategie bis hin zu konkreten Finanzierungs- und Lösungsangeboten geht. Zum Vorteil für beide Seiten – für Bank und Unternehmen.
Nachhaltigkeit gewinnt in der Wirtschaft an Bedeutung. Doch bei vielen Unternehmern herrscht noch Unsicherheit darüber, wie die Berücksichtigung ökologischer, sozialer und unternehmerischer Verantwortung (ESG-Faktoren) in die Unternehmensstrategie integriert werden kann. Insbesondere die Verzahnung mit dem Finanzbereich stellt eine Herausforderung dar, nicht zuletzt, weil die Banken zu einem wichtigen Treiber des nachhaltigen Umbaus der Volkswirtschaft geworden sind.
Welche Bedeutung hat Nachhaltigkeit für das Geschäftsmodell? Wie sind Unternehmen direkt oder indirekt von regulatorischen Anforderungen betroffen? Was sind die Kernelemente einer Nachhaltigkeitsstrategie und wesentliche Themenstellungen? Wie beeinflussen ESG-Faktoren die Zusammenarbeit mit den Stakeholdern und vor allem auch mit Banken und Investoren? Und mit welchen konkreten Produkten und Lösungen kann die Finanzwirtschaft unterstützen? Auf diese und weitere Fragen geben die Experten der Deutschen Bank im Rahmen eines Nachhaltigkeitsdialogs Antworten und Unterstützung.
„Wir wollen mit diesem Angebot die Unternehmen auf einer sehr langen Reise begleiten und fit für die Zukunft machen“, erklärt Bodo Sentker, Leiter ESG Client Solutions Firmenkunden Deutschland bei der Deutschen Bank.
Beispiel Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz. In den Anwendungsbereich des seit Anfang 2023 geltenden Gesetzes fallen in Deutschland aktuell zwar nur rund 700 Unternehmen direkt. Sie müssen aber auch dafür sorgen, dass ihre Lieferanten Sozialstandards und Menschenrechte wahren sowie faire Löhne zahlen. Dazu kommt die Verpflichtung zur Berichterstattung über Nachhaltigkeit. „Direkt sind dadurch bald rund 15 000 Unternehmen in Deutschland betroffen und mittelbar, durch die auch von Zulieferern benötigten Informationen, ein Vielfaches mehr“, sagt Sentker.
„Wir wollen mit diesem Angebot die Unternehmen auf einer sehr langen Reise begleiten und fit für die Zukunft machen.“
Bodo Sentker,
Leiter ESG Client Solutions Firmenkunden Deutschland bei der Deutschen Bank
Was das im Einzelfall bedeutet und welche Konsequenzen sich daraus ableiten, ist genauso Gegenstand des Nachhaltigkeitsdialogs wie Hilfestellungen bei den Inhalten für eine nachhaltige Berichterstattung oder die Begleitung durch Finanzierungslösungen. Das reicht vom zweckgebundenen Einsatz von Finanzmitteln etwa für material- und energiesparendere Technologien bis hin zu an Nachhaltigkeitsziele geknüpften Finanzierungen. „KPI-linked Loans betonen das Engagement des Kreditnehmers, sich einer nachhaltigen Strategie mit nachhaltigen Zielen zu verpflichten. Und sie bieten künftig auch Zinsvorteile“, erklärt Sven Matthiesen die Systematik.
Im Stil eines strategischen Dialogs geht es dabei nicht um kurzfristige Erfolge, sondern um die mittel- und langfristige Weiterentwicklung des Unternehmens und die Begleitung des Kunden auf dem Weg zu mehr Nachhaltigkeit.
05/2023