Der japanische Yen gilt als „sicherer Hafen“. Turbulenzen auf den internationalen Finanzmärkten quittiert die Währung in der Regel mit deutlichen Aufwertungsschüben. Unternehmern, die in Yen abrechnen und in Euro bilanzieren, bescheren solche Phasen prinzipiell Rückenwind. Doch Devisenmärkte sind keine Einbahnstraße.
Daniel Ohletz, Prokurist der Freiburger iAccess Energy GmbH, weiß um das Thema nur zu gut Bescheid. Das Unternehmen entwickelt und baut mit einem Team aus 30 Ingenieuren, Technikern, Finanzexperten und Projektmanagern weltweit ganze Solarparks, auch und vor allem in Japan. Dort hält iAccess einen beeindruckenden Marktanteil und realisiert Fotovoltaikkraftwerke von den ersten Entwicklungsschritten bis hin zum Vollbetrieb und zu allen Wartungsarbeiten.
„Mit der Absicherung über Devisenoptionen sind unsere Geschäfte in Japan zu 100 Prozent berechenbar.“
Daniel Ohletz,
Prokurist der Freiburger iAccess Energy GmbH
Es sind Multimillionen-Euro-Projekte, bei denen schon kleine Währungsschwankungen in die falsche Richtung zu Margenverlusten im fünf bis sechsstelligen Bereich führen können. Ohletz erlebte, wie der Yen zum Euro erst relativ stabil war, dann stieg und dann wieder fiel. Berechenbar ist das nicht. Die Solarparkprojekte von iAccess sind durchweg in Yen fakturiert. Auch auf der Ausgabenseite bezahlen die Freiburger primär in der japanischen Währung, sodass dem Unternehmen die Marge in Yen übrig bleibt. Anfangs investierte iAccess diese postwendend in neue Projekte.
Doch mittlerweile werden die Yen-Gewinne größtenteils repatriiert, um Euro-Investments in neu entwickelten Geschäftsfeldern der iAccessGruppe zu tätigen. Das daraus resultierende Währungsrisiko konnte und wollte Ohletz nicht mehr tragen. Denn wertet der Yen wieder einmal ab, schmilzt der Euro-Gegenwert dahin.
Ohletz entschied sich daraufhin zu Sicherungsgeschäften mit Devisenoptionen. Das Ganze kostete eine Optionsprämie, war aber dafür „zu 100 Prozent berechenbar“, sagt der Manager. Der kalkulierte Gewinn stand nicht mehr im Währungsrisiko, und einen Kursgewinn gab es bestenfalls noch obendrauf. Diese Lösung wurde gemeinsam auf Basis der Kundenwünsche erarbeitet: „Wenn der Kunde an einer günstigen Wechselkursentwicklung teilhaben möchte“, sagt die für iAccess zuständige Währungsexpertin Carina Schäuble von der Deutschen Bank, „stiftet die Option neben der Risikoreduzierung zusätzlichen Sinn.“
Vereinfachte Darstellung. Stand 22. 6. 2021. Indikationen unterliegen Marktschwankungen.
Die Absicherung von Währungsrisiken gehört zum Standardrepertoire im Auslandsgeschäft. In Fällen, in denen ein natürliches Hedging nicht möglich ist, sich die Differenzen zwischen Einnahmen und Ausgaben in der Fremdwährung also nicht aufheben, können Unternehmer das Risiko mit Finanzderivaten minimieren oder ganz ausschließen. In der Praxis kommen neben Devisentermingeschäften und Devisenoptionen auch flexible Sicherungsinstrumente zum Einsatz. Die Deutsche Bank berät dabei umfassend auf Basis der Kundenbedarfe und -spezifika, um passgenaue und effiziente Lösungen individuell umzusetzen.
Bei Devisenoptionen kauft sich der Inhaber das Recht, Fremdwährungen wie beispielsweise den japanischen Yen zu einem bestimmten Kurs kaufen oder verkaufen zu dürfen. Dieser Kurs wird Basispreis genannt. Für dieses Recht bezahlt er eine Optionsprämie.
Auf die zu zahlende Optionsprämie haben mehrere Faktoren Einfluss. Neben dem aktuellen Euro-Yen-Wechselkurs sind das die Wahl des Absicherungsniveaus (Basispreis), die Laufzeit, die Euro- und Yen-Zinssätze und insbesondere die implizite Volatilität. Wie der Name Option vermuten lässt, muss der Inhaber dieses Recht aber nicht ausüben. Im Fall von iAccess wird Daniel Ohletz die Option nur ausüben, wenn der Kassakurs am Verfalltag ungünstiger als der vereinbarte Basispreis ist. Notiert der Kassakurs am Verfalltag für iAccess hingegen günstiger als der vereinbarte Basispreis, lässt Daniel Ohletz die Option verfallen. Er tauscht die beiden Währungen dann zum besseren Kassakurs. "Diese Form der Absicherung ist vergleichbar mit einer Versicherung – auch eine solche werde ich hoffentlich nie brauchen, falls es aber doch einmal notwendig wird, bin ich froh, sie zu haben“, erklärt Stefan Limberger, bei der Deutschen Bank Firmenkundenbetreuer von iAccess.
„Diese Form der Absicherung ist vergleichbar mit einer Versicherung – auch eine solche werde ich hoffentlich nie brauchen, falls es aber doch einmal notwendig wird, bin ich froh, sie zu haben.“
Stefan Limberger, Deutsche Bank AG,
Firmenkundenbetreuer iAccess Energy GmbH
Je nach Kursentwicklung kann es auch sinnvoll sein, vor dem Laufzeitende zu reagieren. Denn der Vorteil bei Kurssicherungen unter Einsatz von Devisenoptionen liegt darin, positive Währungskursentwicklungen im Rahmen des Grundgeschäfts weiterhin nutzen zu können.
Sollte der Wechselkurs vor dem Laufzeitende ein interessantes Kursniveau erreichen, hat der Kunde auch hier das Wahlrecht, es zu nutzen. Beispielsweise durch den Einsatz eines Kassa- oder Termingeschäfts bei gleichzeitigem Verkauf der Devisenoption zu ihrem Restwert (sofern die Devisenoption nicht wertlos ist).
Die ursprünglich bezahlte Optionsprämie ist in der Gesamtbetrachtung stets zu berücksichtigen und dient dem Kunden als Schutz vor Währungsverlusten im Grundgeschäft durch negative Kursentwicklungen.
08/2021