Wo gibt es im Parkhaus freie Plätze? An welchen Stellen im Einkaufszentrum halten sich viele Kunden auf? Wie können Produktionsabläufe effizienter gestaltet werden? Diese Fragen lassen sich mithilfe von intelligenten Videokameras beantworten – und das Münchener Start-up Security and Safety Things GmbH (Markenname „Azena“) arbeitet daran, Nutzern von Sicherheitskameras solche Analysen zu liefern. Zu den Kunden zählen etwa Nahverkehrsbetreiber, die die Auslastung von Zügen besser lenken möchten, oder Einzelhändler, die ihre Produktpräsentation optimieren.
Azena wurde vor knapp vier Jahren unter dem Dach des Technologiekonzerns Robert Bosch GmbH gegründet. Das Start-up hat ein offenes Betriebssystem für Sicherheitskameras entwickelt, das mit diversen Herstellern kompatibel ist. Im März 2020 eröffnete Azena einen Marktplatz, auf dem auch andere Softwareentwickler ihre Anwendungen rund um Videoüberwachung anbieten können. Derzeit agieren rund 30 Softwareentwickler auf dem Marktplatz, welche über 100 Applikationen bereitstellen. „Über unseren App-Store bringen wir App-Entwickler und Nutzer der Kameras zusammen und erhalten eine Provision für die Vermittlung von Softwarelizenzen“, erklärt Michael Staneker, Projektmanager bei Security and Safety Things, das Geschäftsmodell.
„Zu den Faktoren, die über den Erfolg solcher Plattformen entscheiden, zählt unter anderem eine für alle Parteien bequeme, sichere und kostengünstige Zahlungsabwicklung.“
Victor Winterhalder,
Deutsche Bank AG, Firmenkundenbetreuer Security and Safety Things GmbH
Digitale Marktplätze aufzubauen ist anspruchsvoll. „Zu den Faktoren, die über den Erfolg solcher Marktplätze entscheiden, zählt unter anderem eine für alle Parteien bequeme, sichere und kostengünstige Zahlungsabwicklung“, sagt Victor Winterhalder, Firmenkundenbetreuer von Azena bei der Deutschen Bank. Findet ein Kunde nicht die für ihn passende Zahlungsmethode, platzt im Extremfall das Geschäft.
Unser bisheriger Dienstleister konnte unsere Anforderungen an Zahlungen auf der Plattform nur teilweise befriedigen“, erinnert sich Staneker. So sei etwa das Spektrum an verfügbaren Zahlungsmethoden nicht ausreichend gewesen: „Die in der B2B-Welt weitverbreitete Zahlung auf Rechnung konnte der Dienstleister nicht flächendeckend anbieten. Viele unserer Kunden wollen aber nicht per Kreditkarte und Paypal zahlen.“
Anfang 2021 entschied sich Azena, den Zahlungsverkehr des digitalen Marktplatzes künftig von der Deutschen Bank managen zu lassen. „Uns haben das Verständnis für das B2B-Geschäft sowie die größere geografische Reichweite der Bank überzeugt“, berichtet Staneker.
„Viele unserer Kunden wollen nicht per Kreditkarte und Paypal zahlen.“
Michael Staneker,
Projektmanager bei der Security and Safety Things GmbH
Wie funktioniert die neue Zahlungslösung, die Azena mit der Deutschen Bank eingeführt hat? Im Kern handelt es sich um eine für digitale Marktplätze entwickelte Plattform, die es Unternehmen ermöglicht, den gesamten Zahlprozess von Anfang bis Ende zu automatisieren.
Im konkreten Fall des Azena App-Stores bedeutet dies: Die Nutzer von Sicherheitskameras können im Webshop aus diversen Zahlmethoden wählen und mehrere Softwarelizenzen in einer Transaktion kaufen, da die eingehenden Gelder automatisch zwischen den Verkäufern und dem Marktplatz aufgeteilt werden. „Diese Funktionalität ‚Split Payment’ erlaubt zudem, dass die vereinbarte Provision für die Vermittlung direkt abgezogen wird“, erklärt Firmenkundenbetreuer Winterhalder. Innerhalb der Systeme von Azena wird der Zahlungseingang automatisch der jeweiligen Bestellung zugeordnet, was die Verbuchung beschleunigt.
Ein weiterer Vorteil für den Betreiber des Marktplatzes: Um das Onboarding der Verkäufer auf der Zahlungsplattform kümmert sich die Bank – inklusive KYC-Check, Risikoprüfung und Vertragsmanagement. „Marktplätze sehen sich mit regulatorischen Vorgaben konfrontiert, die sie bei der Abwicklung von Zahlungen zwischen Verkäufer und Käufer einhalten müssen. Die Bank kümmert sich um diese Anforderungen für unsere Kunden und schafft dadurch Vertrauen in die Plattform und erhöht die Kundenbindung,“ erklärt Dr. Matthaeus Sielecki, Cash Management Structuring, Deutsche Bank AG.
Die neue Zahlungslösung hat Azena zum Jahreswechsel 2021/2022 in Betrieb genommen. Der alte Dienstleister wird nun sukzessive abgelöst, berichtet Projektmanager Staneker: „Wir werden den Zahlungsverkehr für unsere Partner damit effizienter, sicherer und kostengünstiger machen.“ Das Projekt dient zudem als Blaupause für den Mutterkonzern Bosch, der auch für andere Produkte digitale Marktplätze aufbaut. Die Erfahrungen, die Azena im Zahlungsverkehr gemacht hat, könnten anderen Bosch-Einheiten helfen.
03/2022