Das Thema E-Mobilität nimmt in Deutschland spürbar an Fahrt auf. Im ersten Halbjahr 2022 wurden hierzulande laut dem Kraftfahrt-Bundesamt 32.234 ausschließlich batteriebetriebene Elektroautos (BEV) zugelassen – ein Plus von 12,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Doch es gibt noch viel Luft nach oben: Der Anteil der Stromer an allen Pkw-Neuzulassungen betrug zuletzt gerade einmal 14,4 Prozent, der Marktanteil von E-Transportern sogar nur 5 Prozent. Ausgebremst wird das Thema E-Mobilität vor allem durch die vielfach noch als zu gering empfundenen Reichweiten von E-Pkw und -Transportern, vergleichsweise hohe Anschaffungspreise und eine teilweise noch mangelhaft ausgebaute Ladeinfrastruktur. Dennoch gibt es neben dem Klimaschutz auch für gewerbliche Nutzer gute Gründe, zumindest einen Teil ihrer Fahrzeugflotte auf alternative Antriebe umzustellen.
Sollen einzelne Fahrzeuge oder die gesamte Unternehmensflotte auf Elektromobilität umgestellt werden, gilt es, zunächst den Bedarf zu analysieren. Dabei müssen die im Vergleich zu Verbrennern geringere Reichweite und die benötigten Ladezeiten einkalkuliert werden. E-Pkw-Modelle erzielen in der Spitze Reichweiten von um die 600 Kilometer, E-Transporter maximal um die 300 Kilometer. Tipp: Marktübersichten aktueller Elektro-Pkw und -Transporter inklusive Angabe der Reichweiten gibt es auf der Homepage des ADAC.
Wie lange es dauert, ein Elektroauto aufzuladen, hängt von vielen Faktoren ab, etwa der Kapazität des Akkus, der Ladetechnik bzw. Ladeleistung, dem Ladestand und der Außentemperatur. Faustregel: Die ungefähre Ladezeit in Stunden ergibt sich aus dem aufzuladenden Energieinhalt der Batterie in Kilowattstunden (kWh) geteilt durch die Ladeleistung in kW. Sobald eine Ladestation über eine Leistung von mindestens 50 kW verfügt, handelt es sich um eine Schnellladestation. Während das komplette Laden an einer einfachen Wechselstrom-Ladesäule (AC) durchschnittlich zwei bis vier Stunden dauert, geht das an einer Gleichstrom-Schnellladesäule (DC) in etwa 30 bis 60 Minuten. Die Zukunft sind teilweise bereits verfügbare Ultraschnellladesäulen mit einer Ladeleistung von 150 kW bis zu 300 kW. Elektroautos mit geeigneten Batterien können damit in 5 Minuten für 100 Kilometer Reichweite geladen werden.
Einzelne E-Autos, etwa von Freiberuflern, werden zu Hause oder im Betrieb am besten über eine sogenannte Wallbox geladen. Die kompakten Ladegeräte lassen sich an der Hauswand oder in einer Garage montieren. Vorteil gegenüber der Haushaltssteckdose: Wallboxen enthalten eine intelligente Elektronik, die den Ladevorgang regelt und Defekte im Ladekabel anzeigt. Gegebenenfalls kann zum Laden auch selbst erzeugter Strom aus einer Photovoltaikanlage genutzt werden. Ist die Fahrzeugflotte größer, empfiehlt sich die Installation einer oder mehrerer Ladesäulen auf dem Firmenparkplatz.
Bei Autos sind Hybridantriebe, also zum Beispiel die Verbindung eines Benzin- oder Dieselmotors mit einem Elektroantrieb, längst weit verbreitet. Forscher des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) haben jetzt untersucht, ob sich die Antriebe von Baumaschinen hybridisieren lassen. In den meisten Baggern kommt die Energie für sämtliche Antriebe vom Dieselmotor. Für ihre Untersuchungen haben die Forscher einen Bagger mit zahlreichen Sensoren ausgestattet und die 15 Tonnen schwere Maschine so während hundert Tagen bei der Arbeit auf unterschiedlichen Baustellen genau überwacht. Ein Ergebnis: Der elektrische Betrieb des Schwenkwerks eines Hydraulikbaggers, also des Motors zur seitlichen Drehung, könnte bis zu neun Prozent Kraftstoff sparen.
Neben der Anschaffung von Elektrofahrzeugen fördert der Staat auch den Ausbau der Ladeinfrastruktur. Die KfW-Bank unterstützt den Kauf und die Installation nicht öffentlich zugänglicher Ladestationen mit 900 Euro pro Ladepunkt, wenn der Strom zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energien stammt. Förderfähig sind auch Soloselbstständige und Freiberufler. Auf ihrer Website bietet die KfW eine Übersicht mit allen derzeit förderfähigen Ladestationen. Gut zu wissen: Diese Förderung wird laut KfW voraussichtlich nur noch bis Ende 2022 zur Verfügung stehen. Wichtig für Ladesäulen im eigenen Betrieb: Vor der Installation müssen sie beim örtlichen Netzbetreiber angemeldet werden. Wallbox-Stationen mit Ladeleistungen über 11 kW müssen vom Netzbetreiber sicherheitstechnisch begutachtet und genehmigt werden.
Die KfW fördert den Umstieg auf E-Mobilität von Unternehmen und Einzelunternehmern sowie Freiberuflern zudem in den Programmen Klimaschutzoffensive für Unternehmen und Investitionskredit Nachhaltige Mobilität. Darüber hinaus fördern auch einige Bundesländer, Kommunen und Städte den Umstieg auf emissionsarme Fahrzeuge – zum Teil noch stärker als die KfW. In Berlin etwa gibt es das Förderprogramm „Wirtschaftsnahe Elektromobilität (WELMO)“, das mit dem Umweltbonus kombiniert werden kann. Baden-Württemberg unterstützt den Erwerb von E-Taxis und E-Lkw. Auch in München sind Fahrzeuge und Ladeinfrastruktur förderfähig.
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Der Beitrag erschien erstmals online bei Perspektiven, dem Postbank eMagazin für Geschäfts- und Firmenkunden. Alle Angaben ohne Gewähr.