05.04.2024

Wachstumschancen in Asien nutzen

Viele deutsche Mittelständler wollen ihr Geschäft in Asien ausbauen. Die Märkte sind attraktiv, aber für das Treasury komplex. Zwei Unternehmen – Helm und Rehau – zeigen, worauf es bei der Zusammenarbeit mit Banken ankommt.

Von Ole Matthiessen

Dieser Artikel wurde in der Print-Ausgabe von DerTreasurer als Gastbeitrag von Ole Matthiessen am 05. April 2024 erstmalig veröffentlicht.

Die Region Asien-Pazifik gehört zu den wichtigsten Wachstumsregionen für europäische Unternehmen. Allein das indische Bruttoinlandsprodukt könnte sich bis zum Ende dieses Jahrzehnts nahezu verdoppeln auf dann 7 Billionen US-Dollar. Sehr attraktiv sind auch die zehn Mitgliedsstaaten der Vereinigung südostasiatischer Länder (ASEAN), deren Wirtschaft jährlich im Schnitt um etwa 6 Prozent wächst und die mit vergleichsweise niedrigen Löhnen und einer jungen Bevölkerung punkten. China wiederum scheint das Pandemie-Tal hinter sich gelassen zu haben, Deutsche Bank Research rechnet nun für das laufende Jahr mit einem Wirtschaftswachstum von 4,7 Prozent.

Deutsche Mittelständler, die in Asien wachsen wollen, benötigen Unterstützung im Umgang mit lokalen Regulierungen rund um Zahlungsverkehr, Cash Management, Finanzierung und Risikoabsicherung. Dafür braucht es eine Bank, die ihren Kunden vor Ort mit der gesamten Palette an Treasury-Lösungen zur Seite steht – gerade auch in diesen stürmischen Zeiten. Banken, die in ihre Präsenz in Indien, China, ASEAN und Japan investieren und so die Wachstumsambitionen deutscher Unternehmen unterstützen, sind der Motor für den internationalen Handel und die Verbindung zwischen Deutschland und dem Rest der Welt.

Wie sieht das in der Praxis aus? Das zeigt etwa das Hamburger Familienunternehmen Helm AG, das in über 30 Ländern im Marketing und in der Distribution von Chemikalien, Pflanzenschutzmitteln, Düngemitteln und neuerdings auch Lithium aktiv ist. Von den 8 Milliarden Euro Umsatz, die die Helm-Gruppe 2022 erwirtschaftete, entfielen lediglich 13 Prozent auf Asien. Jedoch fließt ein großer Anteil der Investitionen in Höhe von 500 Millionen Euro (zwischen 2020 und 2026) in die Region. 

Effizientes Set-up

Als Handelsunternehmen ist die Helm AG Preisschwankungen ausgesetzt – mithin können sich auch die Working-Capital-Anforderungen schnell ändern. „Daher benötigen wir Banken, die unser Geschäftsmodell verstehen und Kreditlinien schnell und flexibel über verschiedene Länder hinweg allokieren kann“, erklärt Frank Clausen, Head of Corporate Treasury der Helm-Gruppe. 

Kürzlich hat das Unternehmen etwa in Indien die Lizenz erhalten, Methanol zu lagern. Dadurch kann Helm nun ein neues Produkt vor Ort vermarkten. In diesem Zuge benötigt die indische Tochter jedoch Stand-by-Akkreditive, um die im Schnitt 10 bis 20 Tage Zahlungsziel abzudecken – und diese Zahlungsgarantie stellt die Deutsche Bank in Koordination mit der zentralen Treasury-Einheit in Hamburg aus. 

Ein weiteres Beispiel für die Bedeutung eines passendes Bankpartners in der Region liefert REHAU – ein Familienunternehmen aus der gleichnamigen Stadt in Nordbayern, das polymerbasierte Lösungen für den Bau-, Automobil-, Möbel-, Medizin- und Industriebereich fertigt. Auch REHAU – von dessen Umsatz in Höhe von über 4 Milliarden Euro im Jahr 2022 nur etwa 5 Prozent auf Asien entfielen – will in der Region wachsen, insbesondere in Thailand, Indonesien und Indien. 

„Beim Onboarding von neuen Ländern haben wir immer wieder mit neuen Herausforderungen zu kämpfen“, berichtet Antonio Di Leonardo, Treasury-Chef bei REHAU. „Wir brauchen einen verlässlichen Bankpartner mit einer etablierten Präsenz in Asien, der uns dabei unterstützt, lokale Anforderungen zu erfüllen, um Zahlungen auszuführen, Cash effizient zu managen und den besten Weg zu finden, unser lokales Business zu finanzieren. Das liefert die Deutsche Bank.“

Das Geschäft in Indonesien hat REHAU beispielsweise zunächst mit einem Intercompany-Darlehen finanziert, was sich jedoch aufgrund der lokalen Steuervorgaben als ineffizient erwiesen hat. Daher wurde Indonesien in die bestehende Umbrella Credit Facility aufgenommen. In dieser Struktur stellt die deutsche Muttergesellschaft eine Garantie für ihre Tochter aus, was der Bank wiederum ermöglicht, einen lokalen Kredit an die Tochter zu vergeben. Dieser Ansatz bietet der zentralen Treasury-Einheit volle Kontrolle über die Kreditallokation und verringert das Länderrisiko. 

Ole Matthiessen

Ole Matthiessen ist Global Head of Cash Management und Head of Corporate Bank Asia-Pacific, Middle East & Africa bei der Deutschen Bank.

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