Frau Rogalska, wenn Sie deutschen Unternehmern eine Investition in Polen schmackhaft machen wollen: Was sagen Sie denen?
Es gibt eine ganze Reihe guter Gründe, Polen ist ein attraktiver Standort. Die EU-Mitgliedschaft ist natürlich ein wichtiger Punkt, ebenso die kulturelle und geografische Nähe. Auch finden sich in Polen viele Organisationen, die ausländische Investoren aktiv unterstützen, etwa die Industrie- und Handelskammern oder die polnische Investitions- und Handelsagentur. Zudem können Investoren in ganz Polen zu Vorzugskonditionen agieren, nachdem das Gesetz über Sonderwirtschaftszonen ausgeweitet wurde. Jetzt kann jede Gemeinde, die das will, Unternehmen Steuererleichterungen anbieten.
Und wo hakt es noch?
Eine der größten Herausforderungen ist sicher der relativ schwache Digitalisierungsgrad im öffentlichen Sektor. Bei den digitalen öffentlichen Dienstleistungen liegt Polen in der EU auf Platz 23 und damit weit unter dem EU-Durchschnitt. In der Rangliste des Index für die digitale Wirtschaft und Gesellschaft (DESI), der von der Europäischen Kommission für 2019 erstellt wurde, belegt Polen den 25. Platz. Hier besteht Nachholbedarf.
Welche Branchen boomen in Polen?
Eine dynamische Entwicklung ist in vielen Branchen zu beobachten. Ein Beispiel: der Fitnessbereich als Ergebnis größeren Wohlstands und eines gestiegenen Gesundheitsbewusstseins der Polen. Aus Sicht der Deutschen Bank sehen wir auch einen Boom im Bereich des Business Process Outsourcing, also der Auslagerung von Geschäftsprozessen und der zugrunde liegenden IT-Systeme. Hier entscheiden sich immer mehr internationale Unternehmen für Polen.
In welchen Bereichen sind deutsche Firmen besonders aktiv?
Vor allem die Automotive-Industrie verdient hier besondere Aufmerksamkeit. Konzerne wie Daimler, Volkswagen oder MAN haben eigene Werke in Polen. Im Hightech-Werk von Daimler im niederschlesischen Jawor werden Vierzylindermotoren für Mercedes-Benz-Pkw produziert und demnächst auch die Elektrobatterien für neue Fahrzeugtypen.
Wie hilft die Deutsche Bank Unternehmen, die nach Polen expandieren wollen?
Zum einen durch unsere lange Erfahrung auf dem polnischen Markt. Unsere lokalen Teams arbeiten im Schnitt mehr als 15 Jahre bei der Deutschen Bank in Polen, wir kennen also unsere Kunden und alle Rahmenbedingungen eines Markteintritts. Zum anderen sind wir hervorragend vernetzt: Für jede Kundengruppe gibt es einen globalen Betreuer, der für die Koordinierung der Verbindung zuständig ist.
(FOTO: DEUTSCHE BANK)