27.09.2024

Assets in Liquidität umwandeln

Liquidität wird ein wertvolleres Gut. Mit Asset-basierten Lösungen stehen Treasurern zusätzliche Finanzierungsbausteine zur Verfügung.

Von Christina Gnad

Dieser Artikel wurde in der Print-Ausgabe von DerTreasurer als Gastbeitrag von Christina Gnad am 27. September 2024 erstmalig veröffentlicht.

Die Kernaufgabe des Treasury ist die Sicherstellung der Liquidität. Das war lange eine gut zu bewältigende Aufgabe, so dass sich die Treasurer auf die Optimierung der Finanzierungskosten konzentrieren konnten. Die multiplen Krisen der vergangenen Jahre haben das Spiel aber verändert: Die Finanziers – von den Banken bis zum Kapitalmarkt – sind vorsichtiger und wählerischer als früher, gleichzeitig ist der Liquiditätszufluss aus dem operativen Geschäft bei vielen Unternehmen erratischer und schwerer prognostizierbar geworden. Damit steigen die Anforderungen an eine belastbare Finanzierung und die Herausforderungen für das Treasury.

Der klassische Weg zu einer sicheren, auf mehreren breiten Schultern verteilten Finanzierungsstruktur ist der Konsortialkredit, je nach Bonität und Größe mitunter ergänzt um einen Schuldschein oder eine Anleihe. Das ist auch weiterhin sinnvoll – doch nicht nur die ökonomische Großwetterlage, auch regulatorische Anforderungen sprechen für ergänzende Finanzierungsbausteine. Banken müssen tendenziell immer mehr Eigenkapital für Finanzierungen unterlegen, dadurch können insbesondere Langfristkredite teurer werden. Kunden suchen dann gern nach günstigen Angeboten – oftmals lautet die richtige Frage aber, ob die Finanzierung denn noch die richtige ist. Die Antwort finden Bank und Kunde idealerweise gemeinsam.

Wertvolle Waren

Aber auch die Kunden sind von der Regulierung betroffen. Ein Beispiel ist die Late Payment Directive, die das Ziel verfolgt, kleine Unternehmen zu schützen, die von übermächtigen Großkunden systematisch sehr spät bezahlt werden. Eine solche Regelung ist zwar sinnvoll, doch sollten Unternehmen generell gezwungen werden, innerhalb von 30 Tagen zu bezahlen, wäre das ein veritabler Schock für die Treasury-Abteilungen: Der auch deutlich über 30 Tage hinausgehende Lieferantenkredit ist ein elementarer Bestandteil der Finanzierung. 

Die gute Nachricht lautet, dass mit Asset-basierten Finanzierungen Lösungen zur Verfügung stehen, die bedarfsgerechte, hervorragend besicherte und damit prinzipiell günstige Liquidität ermöglichen. Während Factoring bereits vielfältig genutzt wird, finden Inventory und Payables Finance deutlich weniger Anwendung. Dabei sind beide Ansätze als zusätzliche Finanzierungsbausteine oft sinnvoll.

Verfügt ein Kunde über ein hochwertiges Warenlager, berücksichtigen Banken diese Werte dennoch selten als Sicherheit. Über Inventory-Lösungen können Warenlager nicht nur beliehen, sondern sogar bilanziell ausgelagert werden, indem Dritte die Waren ankaufen und bedarfsgerecht zur Verfügung stellen. Durch die Treasury-Brille mögen die Zinskosten und der Aufwand im Fokus stehen, der CFO dagegen sieht neben der Liquidität auch eine durch die Bilanzverkürzung deutlich verbesserte Eigenkapitalrendite.

Fokus Zahlungsziel

Vor Payables Finance wiederum scheuen viele wegen des Aufwands zurück und weil sie Sorge tragen, dass die Verbindlichkeiten am Ende in der Bilanz wieder als Schulden erscheinen. Doch wenn der Wettbewerb durchweg 60 Tage später bezahlt, werden relevante Ersparnisse offensichtlich. Mit einem überzeugten CFO entsteht oft der notwendige Impuls für alle involvierten Abteilungen, das Projekt gemeinsam anzupacken.

Idealerweise werden Asset-basierte Finanzierungen gleich mitgedacht. Oft haben Unternehmen aber bereits Konsortialkredite mit einer umfassenden Besicherung abgeschlossen. In diesen Fällen lässt sich bei der Refinanzierung eine neue Struktur finden, die die ohnehin kaum berücksichtigten Posten wie Umlaufvermögen oder Forderungen ausklammert. Damit stehen diese als zusätzliche Liquiditätsquelle zur Verfügung.

Christina Gnad

Christina Gnad ist Global Head of Working Capital bei der Deutschen Bank.

christina.gnad@db.com

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