Viele Unternehmen haben zuletzt mit Lieferengpässen und in der Folge leeren Lagern sowie stockenden oder sogar stillstehenden Produktionsprozessen zu kämpfen gehabt. Um in Zukunft besser für ähnliche Krisensituationen gewappnet zu sein, können häufig die Lieferketten resilienter aufgestellt werden.
Einen klaren Kopf behalten, Kunden beruhigen und vorausschauend planen: Vor diesen Herausforderungen steht Henning Baalmann bereits seit einigen Monaten. „Heizungsanlagen müssen wir aktuell immer sofort bei Auftragseingang bestellen. Die Lieferzeit ist oft doppelt so lang wie üblich oder auch mal gänzlich ungewiss“, erzählt der Gründer und Geschäftsführer von ElbHandWerk, einem mittelständischen Hamburger Sanitär- und Heizungsbauunternehmen. Engpässe habe es in letzter Zeit auch bei Silikonkartuschen, Kunststoffrohren und Badmöbeln gegeben. Die Folge: Die Vorräte im Lager schrumpfen. „Am schlimmsten ist, dass wir nichts wirklich verlässlich planen können“, sagt Baalmann. Dennoch blickt der Firmenchef zuversichtlich in die Zukunft. Denn die meisten Kunden bringen Verständnis dafür auf, dass der Badumbau oder der Einbau einer neuen Heizungsanlage aufgrund von Lieferengpässen teilweise verschoben werden muss. Aufträge habe sein Unternehmen bislang nicht verloren.
Nicht jedes von den jüngsten Materialengpässen bei Rohstoffen und Vorprodukten betroffene Unternehmen kommt so glimpflich davon wie ElbHandWerk. Im schlimmsten Fall sind Produktionsunterbrechungen oder sogar die Stilllegung ganzer Werke die Folge. Betroffen sind Unternehmen aus nahezu allen Branchen: ob Autoindustrie, die vor allem unter dem Mangel von Halbleitern leidet, oder Baubranche, der es zum Beispiel an Holz fehlt. Im Fahrradhandel etwa fühlten sich laut ifo-Umfrage aus dem November 2021 fast 90 Prozent der Betriebe durch Lieferverzögerungen beeinträchtigt. Im Hochbau vermeldeten 38 Prozent der befragten Unternehmen Nachschubprobleme. „Das sind enorm hohe Zahlen“, kommentiert der Leiter der ifo-Umfragen, Klaus Wohlrabe. Sie zeigten, dass die weltweite Logistik „aus dem Takt“ sei. Zum Vergleich: In den Jahren von 1991 bis 2020 berichteten dem ifo Institut durchschnittlich nur 5,4 Prozent der Unternehmen von Beeinträchtigungen durch einen Mangel an Rohstoffen und Vorprodukten. Das Institut schätzt die bis Ende Oktober 2021 durch Lieferengpässe ausgelösten Wertschöpfungsverluste allein in der deutschen Industrie auf knapp 40 Milliarden Euro – gut ein Prozent der gesamten Wirtschaftsleistung Deutschlands in einem Jahr.
Zu einem Ende der weltweiten Arbeitsteilung, wie es aufgrund der aktuellen Problematik zum Teil bereits diskutiert wird, dürfte es in Zukunft jedoch kaum kommen. Zu groß sind die Vorteile der globalisierten Wirtschaft sowohl für Abnehmer als auch Lieferanten. Die Welthandelsorganisation (WTO) erwartet 2021 für das internationale Handelsvolumen ein Plus in Höhe von 10,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Das würde die Verluste aus dem Krisenjahr 2020, als der Welthandel um 5,3 Prozent zurückging, mehr als kompensieren. Für 2022 rechnet die WTO mit einem globalen Handelsplus von 4,7 Prozent. Dann sollte sich Experten zufolge auch die Lage bei den Lieferketten entspannen.
Die aktuellen Erfahrungen zeigen jedoch, dass es für Unternehmen nicht schaden kann, sich in Sachen Lieferketten langfristig resilienter aufzustellen. Dafür gibt es eine Reihe von Ansatzpunkten.
Der Beitrag erschien erstmals online bei Perspektiven, dem Postbank eMagazin für Geschäfts- und Firmenkunden.
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