All das verlangte hohe Investitionen. Großwaschanlagen für Textilien, neue automatisierte Lager- und Fördertechnik, neue EDV, kontinuierliche Überwachung der gesamten Lieferkette. Das Wachstum stieg – und damit die Kreditlinien. Bei einem gesunden Unternehmen wie Meyer & Meyer eigentlich kein Problem. Und doch wollte CEO Jan Weber „ein Stück unabhängiger werden von der klassischen Bankenfinanzierung“. Im Factoring, so die Vorgabe an den damaligen CFO, sah er „eindeutig einen zusätzlichen Finanzierungsbaustein“.
Webers Vorgabe war strategisch richtig, operativ aber ziemlich anspruchsvoll. Denn die Osnabrücker fakturieren für jedes ihrer Logistikzentren getrennt, eine hohe Zahl kleinteiliger Belegbuchhaltung inklusive. Das Ganze mit Rechnungen an rund 270 Kunden, allesamt Textilhersteller im In- und Ausland. Das klingt nach Komplexität pur, doch Weber lobt das „sehr einfache System in der Administration: Wir melden die Umsätze, die wir ins Factoring geben wollen, zwei Tage später ist das Geld auf dem Konto“. Einen Punkt findet er „besonders angenehm“: die hohe Flexibilität seines Factors, der PBF. Eine überraschende Eingangsrechnung außerhalb der Reihe? „Bezahle ich aus dem Factoring.“ Es gibt keine Umsatzvorgaben, keine Mindestmengen, Weber entscheidet von Fall zu Fall, ob und wie er das Instrument des Factorings einsetzen will. Und auch Jörg Wendt gibt nur ausgewählte Rechnungen weiter. Die Regel: hohe Beträge, zahlungssichere Kunden. Ist der Kunde dann doch mal in Verzug, soll das nicht Sorge der Factoringbank sein. „Das ist unser Partner“, sagt Wendt, „da fragen wir sanft nach, kein Dritter.“ Ein freundlicher Umgang ist nicht nur in Indien entscheidend, das weiß auch ein Finanzmensch.
Die Finanz- und Firmenchefs von Jacob Jürgensen und Meyer & Meyer besitzen heute langjährige Erfahrungen mit Factoring. „Ich kann das wirklich nur empfehlen“, sagt Meyer-&-Meyer-Chef Jan Weber. „Factoring als Baustein einer gesunden Finanzierung, das sollte eigentlich jeder haben.“ Jacob Jürgensens Finanzmann Wendt mag da nicht widersprechen. Das Hamburger Handelshaus erlebt gerade wieder einen neuen Schub, ausgelöst diesmal durch Wellpappen für den boomenden Onlineversand. Wie er diesen Umsatzsprung nun finanziert? Diese Frage, sagt er, sei doch nicht ernst gemeint?