Vor welchen finanziellen Risiken stehen Personen, die ein Unternehmen erwerben wollen?
Unabhängig davon, ob ein potenzieller Käufer von außen, aus dem Management oder aus der Eigentümerfamilie kommt, ist eine Hürde oft das fehlende oder zu geringe Eigenkapital. Als Banken helfen wir, zusätzlich zu klassischen Bankkrediten auch alternative Finanzierungswege zu finden, um die Herausforderungen der Unternehmensnachfolge zu stemmen.
Wie könnten diese Wege aussehen?
Es gibt viele Fördermöglichkeiten, die beim Erwerb eines Unternehmens infrage kommen – allein mehr als 150 Institutionen gewähren in verschiedenen Programmen günstige Förderdarlehen, etwa rund um die Themen Innovation und Digitalisierung. Ein weiteres bewährtes Instrument sind stille Beteiligungen. Die Bundesländer haben hierfür Beteiligungsgesellschaften gegründet, die angehenden Unternehmern den Start mit der Bereitstellung von Kapital erleichtern. Ein dritter Weg ist das Verkäuferdarlehen. Dabei stundet der Alteigentümer dem Käufer Teile des Kaufpreises. Damit verwandt ist eine sogenannte Earn-out-Klausel im Kaufvertrag: Der Käufer bezahlt bei der Übernahme einen Teil des Kaufpreises – und einen weiteren Teil erfolgsabhängig zu einem späteren Zeitpunkt.
Welche Herausforderungen warten außerdem auf den Übernahmewilligen?
Eine Schwierigkeit ist häufig, die wirtschaftliche Lage des Unternehmens richtig einzuschätzen. Bei einem Share Deal zum Beispiel übernimmt der Käufer auch alle Verbindlichkeiten des Unternehmens. Wir raten deshalb immer zu einer gründlichen und unvoreingenommenen Due Diligence, also der genauen Prüfung der Unternehmenszahlen, des Geschäftsmodells sowie der rechtlichen und vertraglichen Konstellationen. Und wir raten zu einem sehr genauen Blick auf mögliche Abhängigkeiten der Firma von Kunden oder Lieferanten. Potenzielle Käufer neigen dazu, das Objekt der Begierde durch eine rosa Brille zu betrachten. Das ist verständlich, aber riskant.
Oft droht die Finanzierung an der Besicherung von Fremdkapital, namentlich von Krediten, zu scheitern. Was kann da Abhilfe schaffen?
Eine Möglichkeit besteht in einer Garantie des Europäischen Investitionsfonds, der vor allem innovationsfreudige kleine und mittlere Unternehmen unterstützt, indem er einen Teil der Kreditsumme absichert. Kriterien sind zum Beispiel Patente, die eine Firma hält, oder die Ausgaben für Forschung und Entwicklung. Ein anderes Mittel können Rückbürgschaften der Förderinstitute sein. Die Förderinstitute verlangen eine ausführliche Dokumentation, daher gilt bei der Konditionsgestaltung eine sorgfältige Prüfung.
(FOTO: JESSICA SCHÄFER)