Schöne neue Instant-Welt

Mit Inkrafttreten der Instant-Payment-Regulierung steigt auch das Volumen der Echtzeitzahlungen. Für Treasurer ergeben sich dadurch völlig neue Fragestellungen – aber auch neue Chancen.

Schöne neue Instant-Welt

Dieser Artikel wurde in der Print-Ausgabe von DerTreasurer als Gastbeitrag von Christof Hofmann am 04. April 2025 erstmalig veröffentlicht.

Seit dem 9. Januar müssen alle Banken und Zahlungsdienstleister (Payment Service Provider, PSP) im Euro-Raum Sepa-Echtzeitzahlungen empfangen können. Diese neue Vorschrift im Zuge der EU-Instant-Payment-Regulierung macht sich bereits positiv bemerkbar: Im Januar 2025 ist das Volumen der von der Deutschen Bank abgewickelten Echtzeitzahlungen gegenüber dem Vorjahresmonat um 27 Prozent gestiegen. Schaut man allein auf die Zahlungen von Unternehmen, so waren die Instant Payments im Januar immerhin um 13 Prozent höher. Das zeigt: Nicht nur Verbraucher wollen rund um die Uhr und in Echtzeit bezahlen, auch Firmen nutzen diese Zahlungsmethode immer häufiger – vor allem solche, die in Business-to-Consumer-Geschäftsfeldern (B2C) tätig sind

Im Oktober dürften diese Zahlen weiter steigen: Dann müssen sämtliche PSP im Euro-Raum Instant Payments auch verschicken können. Zugleich wird die Betragsobergrenze für Echtzeitzahlungen abgeschafft, die derzeit noch bei 100.000 Euro liegt. Treasurer können Instant Payments ab Herbst also für Lieferanten-, M&A-, Lizenz- oder Steuerzahlungen einsetzen, die die aktuelle Betragsgrenze überschreiten. Damit könnten Echtzeitzahlungen auch für B2B-Geschäftsmodelle und Treasury-Zahlungen interessant werden. Für kapitalmarktnahe Transaktionen – etwa bei der Geldanlage oder FX-Absicherungen – wären Echtzeitzahlungen grundsätzlich auch interessant, dies dürfte aber bis auf weiteres in der Realität eine eher untergeordnete Rolle spielen. Grund hierfür sind neben etablierten Prozessen auch die Öffnungszeiten der jeweiligen Märkte, die die Relevanz von 24/7-Zahlungen für diese Transaktionen einschränken.

Umgang mit dem Cash Pool

Wenn Echtzeitzahlungen künftig rund um die Uhr eingehen, stellt das Treasurer allerdings auch vor völlig neue Fragestellungen. Beispiel Cash Pool: Heute werden Echtzeitzahlungen, die nach dem Ende des Bankarbeitstages eingehen, erst am kommenden Tag in den Cash-Pool-Lauf integriert. Mit steigenden Instant-Payment-Volumen könnte diese Praxis also dazu führen, dass höhere Beträge über Nacht auf Unterkonten liegen bleiben. Für Treasurer könnte dies ein weiteres Argument für die Einführung von virtuellen Konten sein, da hier die Verbuchung direkt auf dem Realkonto erfolgt. Klar ist aber in jedem Fall: Für eine optimale Liquiditätssteuerung sind die Automatisierung im Treasury und ein gutes Zusammenspiel mit den Cash-Pool-Banken künftig noch wichtiger, wenn das Treasury nicht im Schichtdienst arbeiten soll.

Zudem können Buchungs- und Valutatag bei Echtzeitzahlungen voneinander abweichen: Der Valutatag bezeichnet den Zeitpunkt, an dem das Settlement der Gelder erfolgt und diese damit zum Teil des Verfügungsrahmes des Empfängers werden. Diese Kontrolle geht auch Hand in Hand mit der Zinswirkung. Bei allen Transaktionen, die nach Ende des Bankarbeitstages eingehen, wird der Buchungstag aus buchhalterischen Gründen aber für den nächsten Geschäftstag vermerkt – der Zahlungseingang also erst später auf dem Kontoauszug erscheinen.

Auch das Betrugsrisiko muss mit steigenden Instant-Payment-Volumen neu bewertet werden, denn mit Echtzeitzahlungen können Kriminelle Gelder innerhalb von Sekunden auf ihre Konten transferieren. Um Betrug einzudämmen, hat die EU deshalb das Verfahren „Verification of Payee“ (VoP) entwickelt: Ab Oktober 2025 muss die Bank des Zahlers bei der Bank des Empfängers anfragen, ob der auf der Überweisung angegebene Name des Empfängers mit der IBAN übereinstimmt – und zwar sowohl bei Echtzeitüberweisungen als auch bei den klassischen Sepa-Überweisungen. Bereits heute bieten einige Banken einen Service zum Abgleich dieser Daten an. Das VOP-Verfahren könnte diesen Service ergänzen.

Zugleich ergeben sich für Treasurer aber auch neue Chancen durch Instant Payments. So können sie etwa die Cut-off-Zeiten für Großbetragszahlungen umgehen – um später am Tag zu bezahlen, Liquidität zwischen Konzerneinheiten flexibler zu bewegen und so den Aufwand für das kurzfristige Cash Forecasting zu reduzieren.

Christof Hofmann

Christof Hofmann ist Global Head of Corporate Cash Management bei der Deutschen Bank.

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