Digitalisierung leben 07/2018

Blockchain: Die nächste Revolution?

Ähnlich wie PC und Internet könnte die Blockchain Privatleben, Arbeits- und Geschäftswelt schon bald nachhaltig verändern. Gerade im Finanzbereich gibt es vielversprechende Einsatzmöglichkeiten für die Technologie – weit über Kryptowährungen wie Bitcoin hinaus.

Kurt Schäfer ist bereits überzeugt: „Die Möglichkeit, mehr Sicherheit und Transparenz in unterschiedlichste Zahlungsprozesse oder Vertragsbeziehungen zu bekommen, macht Blockchain für uns so interessant“, sagt der Leiter Treasury der Daimler AG. Der deutsche Automobilkonzern ist eines der ersten Unternehmen weltweit, das die neue Technologie bereits für ein Finanzierungsprojekt getestet hat. 2017 haben die Stuttgarter erstmals einen Schuldschein über 100 Millionen Euro per Blockchain platziert.

Auch andere Unternehmen (darunter aktuell zum Beispiel Telefónica) testen die Blockchain für Finanzierungsvorhaben. Aufgrund gesetzlicher Vorschriften lässt sich die digitale Technologie bisher zwar nur parallel zum regulatorisch vorgeschriebenen Emissionsprozess einsetzen. Doch sobald der Weg frei ist, könnten größere Unternehmen dazu übergehen, strukturierte Finanzierungen oder Kapitalmarktemissionen komplett per Blockchain abzuwickeln. Chancen für mehr Effizienz per Blockchain gibt es darüber hinaus auch im Zahlungsverkehr, im Wertpapierhandel oder im grenzüberschreitenden Warenverkehr.

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Manipulation? Fast unmöglich

Blockchain beschreibt eine neue Technologie, die sich für mehr nutzen lässt als digitale Währungen wie Bitcoin oder Ethereum. Vereinfacht ausgedrückt handelt es sich bei der Blockchain um eine dezentrale, fälschungssichere Datenbank. Die Sicherheit wird dabei – anders als in der heutigen IT-Welt – nicht mehr durch eine übergeordnete, zentrale Instanz garantiert (zum Beispiel Bank, Behörde, E-Commerce-Plattform). Vielmehr ist sie bei der Blockchain von vornherein eingebaut. Dafür sorgt eine Kombination aus drei Faktoren:

  • Es gibt in der Blockchain keinen zentralen Besitzer oder Speicherort. Die Daten werden parallel auf vielen dezentralen Rechnern gespeichert und gepflegt. 
  • Bei jedem neuen Eintrag wird ein alphanumerischer Code (Block) generiert. Diese Prüfziffer basiert auf dem Code des jeweils letzten Eintrags. So entsteht eine Codekette, die sogenannte Blockchain, in der sich alle bisherigen Einträge in die Datenbank (beispielsweise Zahlungs- oder Eigentumstransaktionen) niederschlagen. 
  • Bevor ein neuer Eintrag gespeichert werden kann, müssen alle an der Blockchain beteiligten Server bestätigen, dass die Kette noch intakt ist. Betrüger können also nicht einfach eine einzelne Transaktion fälschen. Sondern sie müssten auf einer Vielzahl von Rechnern an unterschiedlichsten Standorten gleichzeitig jede früher vorgenommene Codierung neu berechnen und manipulieren – in einem größeren Netzwerk praktisch unmöglich.

Schnell, sicher, günstig

Ein entscheidender Vorteil der Blockchain-Technologie besteht darin, dass Informationen und Prozesse ohne zentrale Kontrollinstanz in Echtzeit transparent, lückenlos nachvollziehbar und somit nahezu fälschungssicher ausgetauscht werden können. Mit der Möglichkeit, sichere, sich selbst überwachende Fernverträge abzuschließen, kann die Blockchain also in unterschiedlichsten Bereichen Zeit und Transaktionskosten sparen. So beinhaltet beispielsweise eine Schuldscheinemission bislang viele manuelle Prozessschritte, die sich per Blockchain automatisieren lassen. Aber auch im Verkehr mit Behörden ist das Potenzial groß: Schweden testet bereits Grundbucheinträge per Blockchain. Denkbar wären künftig beispielsweise auch Patentanmeldungen, Genehmigungsverfahren oder Nachweise für das Finanzamt. Und auch der direkte Handel mit erneuerbaren Energien könnte per Blockchain für Privathaushalte und kleinere, lokale Erzeuger unmittelbar untereinander möglich werden.

Blockchain: Chancen für den Mittelstand

Von möglichen Effizienzsteigerungen durch die neue Technologie profitieren nicht nur Konzerne, sondern gerade auch kleine und mittlere Unternehmen (KMU). So werden beispielsweise weltweit zunehmend sogenannte Initial Coin Offerings (ICO) als Mittel zur Startup-Finanzierung eingesetzt. Anstelle von Anteilen verkauft das Unternehmen dabei digitale Tokens oder Coins, die den Inhaber später zum Bezug von Unternehmensleistungen oder zur Beteiligung an künftigen Gewinnen berechtigen.

Auch die grenzüberschreitende Handelsfinanzierung könnte dank Blockchain für KMU schon bald einfacher werden. Gemeinsam mit europäischen Partnerbanken arbeitet die Deutsche Bank am Aufbau einer gemeinsamen Blockchain-Plattform für den Trade-Finance-Bereich. Die neue Plattform vernetzt alle beteiligten Parteien vom Käufer und seiner Bank über den Verkäufer und seine Bank bis zu den involvierten Transporteuren, um Handelstransaktionen schneller und effizienter durchzuführen und auch ohne Akkreditiv zuverlässig zu sichern.

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