Auf Basis des bisherigen fiskalischen Regimes wird das Haushaltsdefizit deutlich zurückgehen. Die großen, aber noch nicht bezifferten Ausgabenpläne der neuen Regierung bergen Aufwärtsrisiken. Daneben ist eine Abschwächung der Inflationsraten von teilweise über 5 % zu erwarten, wobei die Kernrate wegen Kostenexplosionen und großen Preisüberwälzungsspielräumen dauerhaft höher bleiben wird. Die Gesamt- und Kerninflationsraten dürften auch im Jahr 2023 nicht unter 2 % fallen.
Insgesamt scheint die politische Lage instabiler geworden zu sein. Die USA und China wetteifern weiter um die technologische Führungsrolle. In Europa scheint Russland die Entschlossenheit der EU in der Nach-Merkel-Ära auf die Probe stellen zu wollen. Auf der Ebene der einzelnen Länder haben die COVID-19-Politik sowie Unsicherheiten und höhere Kosten für die geplante Umstellung auf CO2-Neutralität zu größerer Aggressivität in der innenpolitischen Diskussion geführt, was auch weitere Spannungen in den jeweiligen Gesellschaften auslösen könnte.
Allerdings ist es auch möglich, dass sich der Welthandel rascher als erwartet wieder synchronisiert und die Rohstoffpreise entsprechend sinken. Dies würde die Kaufkraft der privaten Haushalte steigern und die Aufgabe der Zentralbanken sehr viel einfacher machen. Umfangreiche Investitionen in die Gesundheitswissenschaften und den Klimaschutz können zudem zu Durchbrüchen führen, sodass man in Bezug auf die beiden größten Herausforderungen für die Menschheit mehr Optimismus hegen könnte.