21.06.2022
Die Wirtschaft in Europa bleibt unter Druck. Die weitere Entwicklung wird stark davon beeinflusst, wie lange der Krieg in der Ukraine andauert. Unabhängig davon entwickelt sich der deutsche Arbeitsmarkt günstig.
Im ersten Quartal 2022 verzeichnete die deutsche Wirtschaft ein nur geringes Wachstum (+0,2 Prozent), nachdem sie im Quartal zuvor etwas nachgegeben hatte (−0,3 Prozent). Belastend wirkten neben dem Krieg in der Ukraine weiterhin Lieferengpässe und Preiserhöhungen.
Trotz dieser Belastungen gab es in den vergangenen Wochen auch gute Nachrichten für die Wirtschaft. So profitierten etwa Handel und Dienstleistungen vom Ende der coronabedingten Einschränkungen. Der Arbeitsmarkt zeigte sich trotz des Ukraine-Kriegs robust. Die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung stieg erneut. Bundesweit betrug die Arbeitslosenquote nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit im Mai nur 4,9 Prozent und lag damit auf dem Niveau wie vor der Pandemie.
Im Mai waren in Deutschland damit 2,26 Millionen Menschen arbeitslos gemeldet. Erwerbstätig waren rund 45,5 Millionen Menschen, sozialversicherungspflichtig beschäftigt mehr als 34 Millionen. Beide Zahlen steigen – mit einer kurzen Unterbrechung in der Pandemie – seit Jahren stetig an.
Die Quote zeigt einerseits, dass offene Stellen in einigen Branchen schwer zu besetzen sind und es deshalb zu Verzögerungen oder Lücken in den Bereichen Produktion und Dienstleistungen kommen kann. Andererseits ist die hohe Zahl besetzter Stellen Garant für Einzahlungen in die Sozialversicherungen und damit Einnahmen für die gesetzlichen Kranken- und Pflegeversicherungen. Die gesetzliche Krankenversicherung ist die wichtigste Säule für die Einnahmen in Arzt- und Zahnarztpraxen.
Ob die Praxen von der guten Arbeitsmarktlage profitieren, hängt aber auch von weiteren Faktoren wie etwa der derzeit angespannten Finanzlage der Krankenkassen ab. Nach vorläufigen Zahlen verzeichneten die gesetzlichen Krankenkassen im ersten Quartal 2022 ein Defizit in Höhe von 61 Millionen Euro, bei einem Gesamtausgabenvolumen von 26,8 Milliarden Euro im gleichen Zeitraum. Zu den weiteren Aussichten in diesem Jahr äußerten sich die Kassenverbände eher skeptisch.
Die Privat- und Kassen-Honorare für Ärztinnen und Ärzte stiegen im ersten Quartal 2022 um 3,0 Prozent und damit etwas schwächer als im Durchschnitt aller Leistungserbringer im Gesundheitswesen. Sie blieben außerdem unter dem Anstieg des Bruttosozialprodukts (plus 3,8 Prozent). Der Anstieg der Ausgaben für Arznei- und Verbandsmittel (plus 6,8 Prozent) fiel im Vergleich dazu deutlich höher aus. Die Honorarentwicklung bei den Zahnärztinnen und Zahnärzten lag mit plus 4,8 Prozent etwas niedriger, aber noch über dem Anstieg der Ausgaben für Krankenhausbehandlungen (4,2 Prozent).
16.05.2022
Die Medizintechnikbranche hat in der Pandemie ihre Bedeutung für die Gesundheit der
Bevölkerung unter Beweis gestellt. Aktuell ist die Umsetzung der EU-Medizinprodukte-Verordnung eine Herausforderung für die Unternehmen.
Im aktuellen Jahresbericht zeigt der Branchenverband BVMed, dass er mit einer Weiterentwicklung der Versorgungsstrukturen in Richtung ambulante Leistungserbringung rechnet. Der Verband setzt sich für Konzepte ein, die die vielfältigen ambulanten Leistungen der unterschiedlichen Gesundheitsberufe koordinieren. Nicht ärztliche Gesundheitsberufe sieht der Verband dabei stärker als bislang im Fokus.
Wie vielfältig die Produktwelt der Branche ist, zeigt die Zahl von insgesamt 450.000 unterschiedlichen Produkten, die die deutschen Unternehmen im vergangenen Jahr global absetzten – zwei Drittel davon im Ausland. Der Gesamtumsatz betrug rund 34 Milliarden Euro
In den deutschen Medizintechnik-Unternehmen waren im vergangenen Jahr 235.000 Menschen beschäftigt, vorwiegend (93 Prozent) in Klein- oder Mittelbetrieben. 1.418 Betriebe in Deutschland haben mehr als 250 Beschäftigte. Neun Prozent des Gesamtumsatzes investieren die Unternehmen in Forschung und Entwicklung.
Die Bedeutung der Branche ist in den vergangenen zwei Jahren auch über Fachkreise hinaus deutlich geworden, weil neben High-Tech-Geräten zum Beispiel für Intensivstationen auch die Herstellung von Spritzen, Kanülen, Desinfektionsmitteln, Masken, Kitteln, Handschuhen und vieles mehr zur Bewältigung der Pandemie unentbehrlich war.
Aktuell bewegt die Branche insbesondere die Umsetzung der EU-Medizinprodukte-Verordnung, die seit 2021 gilt und für die eine Übergangsperiode 2024 ausläuft. Die Verordnung regelt die Zertifizierung von Produkten – auch der Bestandsprodukte – neu. Damit müssen auch die 450.000 Bestandsprodukte einer Konformitätsprüfung unterzogen werden, was insbesondere die kleinen Unternehmen belastet. Nach Verbandsangaben war bis Mai 2022 erst eines von 25 benötigten Zertifikaten ausgestellt.
Die Branche fordert deshalb mehr Ressourcen für die mit der Zertifizierung beauftragten benannten Stellen und eine Verlängerung der Übergangsperiode. Die zeitraubende Bürokratie könne ansonsten einen Innovationsstau und eine Abwanderung von Unternehmen ins Ausland zur Folge haben.
16.05.2022
Die Zahlen des Verbands der Diagnostica- Industrie (VDGH) für das vergangene Jahr zeigen, wie stark das Gesundheitswesen auf Vorleistungen der Industrie angewiesen war:
Marktvolumen für Diagnostika im Jahr 2021 |
6,3 Mrd. € |
Davon allein für die Corona-Diagnostik |
4,1 Mrd. € (65 %) |
Marktwachstum im Vergleich zu 2020 |
106 % |
Größtes Segment in der Corona-Diagnostik 2021: Schnelltests |
90 % |
Volumen der Routinediagnostik 2021 |
2,2 Mrd. € |
Volumen der Routinediagnostik 2020 |
2,174 Mrd. € |
Anteil der Unternehmen, die 2022 ihre Beschäftigtenzahl erhöhen wollen |
56,8 % |
Anteil der Unternehmen, die 2022 ihre Beschäftigtenzahl verringern wollen |
19,9 % |
Anteil der Unternehmen, die 2022 mehr in Deutschland investieren wollen |
38,6 % |
Anteil der Unternehmen, die 2022 weniger in Deutschland investieren wollen |
15,9 % |
Anteil der Unternehmen, die 2022 neue Produkte oder Verfahren der Labordiagnostik auf dem deutschen Gesundheitsmarkt einführen wollen |
79,5 % |
Anteil der Unternehmen, für die der globale Engpass an Halbleitern ein Problem darstellt |
78,8 % |
Quelle: VDGH
Redaktion:
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