Aktien, Volkswirtschaft / Geldpolitik – 26.01.2024
Die wichtigsten Fakten:
Die Investitionsmöglichkeiten im Bereich Smart Mobility werden vielfältig und umfangreich sein. Die Investoren in diesem Sektor sehen sich jedoch einem ständigen Wandel gegenüber, der zu größeren Richtungswechseln führen kann – sowohl aus politischen als auch aus technologischen Gründen. Auf Unternehmensebene müssen sich die traditionellen Automobilhersteller dem Wettbewerb mit neuen Marktteilnehmern stellen, darunter Technologieunternehmen mit umfangreichen Finanzmitteln und starken Marken sowie Hersteller von Elektrofahrzeugen und Batterielieferanten. Die Zukunft der Mobilität gehört nicht mehr allein den traditionellen Industrieunternehmen: Software-, Hardware- und Halbleiterunternehmen werden eine wichtigere Rolle spielen. Es geht aber nicht nur um den Zugang zur notwendigen Technologie, sondern auch um Flexibilität. Unternehmen, die in der Lage sind, ihr Geschäftsmodell in Bezug auf Produktion oder Vertrieb schnell umzustellen, werden in diesem dynamischen Umfeld besser abschneiden.
Batterietechnologien scheinen noch viel Raum für weitere Forschung und Innovationen zu bieten. Das anhaltende Wachstum in diesem Bereich spiegelt die Bemühungen wider, die Wirtschaftlichkeit der Fahrzeuge und die Größe der Batterien zu optimieren. Die weltweite Nachfrage nach Lithium-Ionen-Batterien für Elektrofahrzeuge wird voraussichtlich von 189 Gigawatt im Jahr 2022 auf 1.294 Gigawatt im Jahr 2030 steigen, während die Kosten von 112 USD/Kilowattstunde (kWh) auf 49 USD/kWh sinken werden. Skaleneffekte und technologische Durchbrüche werden entscheidend sein, um die Batterieproduktion zu steigern und die Kosten zu senken und damit die Kosten für Elektrofahrzeuge zu reduzieren. Eine sich abzeichnende Priorität in der Batterieentwicklung ist angesichts geopolitischer und gesellschaftlicher Herausforderungen die Verringerung des Einsatzes von kritischen Metallen wie Nickel und Lithium. Natrium-Ionen-Batterien beispielsweise könnten, wenn sie sich vor allem im urbanen Umfeld als praktikabel erweisen, den Bedarf an kritischen Metallen vollständig beseitigen und Kosten senken.1
Wasserstoff und Biokraftstoffe bieten einen weiteren Ansatz zur Dekarbonisierung des Verkehrs, indem sie eine kohlenstoffarme Alternative für Langstreckenfahrten, die Schifffahrt und die Luftfahrt darstellen. Obwohl insgesamt neun Länder, die für 30 Prozent der weltweiten Emissionen im Energiesektor verantwortlich sind, eine nationale Wasserstoffstrategie verabschiedet haben, kommt die tatsächliche Nutzung nur langsam voran. Ein Problem ist, dass die meisten Wasserstoffproduktionen immer noch mit erheblichen CO₂-Emissionen verbunden sind, was den Zweck verfehlt: Die emissionsarme Wasserstoffproduktion blieb 2022 unter 1 Prozent der weltweiten Wasserstoffproduktion.2
Die Nachfrage nach Biokraftstoffen hingegen stieg im Jahr 2022 um 6 Prozent und setzte damit das Wachstum der letzten Jahre fort. Biokraftstoffe sind etablierte Kraftstoffe, die in vielen Motoren ohne Modifikationen eingesetzt werden können.3 Die Verwendung traditioneller Rohstoffe wie Zuckerrohr, Mais und Soja für Biokraftstoffe hat jedoch ökologische Nachteile. Die Produktion muss auf verbesserte Rohstoffe mit geringeren Auswirkungen umgestellt werden.
Im Bereich der Verkehrsinfrastruktur steht der Aufbau einer Infrastruktur für emissionsfreie Fahrzeuge noch am Anfang. Die Zahl der öffentlich zugänglichen Ladestationen nimmt zu, muss aber noch beschleunigt werden. 2022 stieg die Zahl der öffentlich zugänglichen Ladestationen für Elektrofahrzeuge um etwa 50 Prozent, wobei ein Drittel davon Schnellladestationen waren und Fortschritte bei Ladesystemen im Megawattbereich erzielt wurden.4 Dies wird Auswirkungen auf die Netzinfrastruktur und die Nutzung erneuerbarer Energien haben, ebenso wie die direkte Elektrifizierung des Straßennetzes.
Die Entwicklung des autonomen Fahrens hängt von einer Kombination von Technologien, Sensoren und künstlicher Intelligenz (KI) ab, die zur Erkennung und Interpretation von Fahrbahnen, anderer Fahrzeuge und von Objekten auf oder neben der Fahrbahn eingesetzt werden. Dazu gehören GPS, Lidar, Ultraschallsensoren, Kameras, Radar, vorgefertigte Karten, DSRC, INS und Infrarotsensoren. Die Verfügbarkeit von Daten für das KI-Training ist ebenfalls essenziell. Viele Wissenschaftler und Branchenexperten gehen davon aus, dass autonome Fahrzeuge der Stufe 5 – der höchsten definierten Stufe – bis 2030 verfügbar sein werden, auch wenn Prognosen für die Marktdurchdringung und die vollständige Akzeptanz autonomer Fahrzeuge unterschiedlich ausfallen.6, 7 Die erfolgreiche Automatisierung von Fahrzeugen und die damit verbundenen Auswirkungen könnten die Automobilbranche in vielerlei Hinsicht grundlegend verändern und einzelne Unternehmen könnten von Produktverkäufern zu Dienstleistern werden.
Quelle: Center for Sustainable Systems, University of Michigan. Stand: 20225
Die bisherige Wertentwicklung lässt keine Rückschlüsse auf die künftige Wertentwicklung zu. Die Wertentwicklung bezieht sich auf einen Nominalwert, der auf Kursgewinnen/-verlusten beruht und die Inflation nicht berücksichtigt. Die Inflation wirkt sich negativ auf die Kaufkraft dieses nominalen Geldwerts aus. Je nach aktuellem Inflationsniveau kann dies zu einem realen Wertverlust führen, selbst wenn die nominale Wertentwicklung der Anlage positiv ist.
Auf dem Weg zu einem nachhaltigeren Transportwesen wird es zahlreiche Investitionsmöglichkeiten geben, sowohl in physische Produkte (zum Beispiel Autos, Batterien, physische Infrastruktur) als auch in damit verbundene Dienstleistungen. Die Investitionslandschaft im Bereich Smart Mobility dürfte jedoch durch Veränderungen in mehreren Dimensionen gekennzeichnet sein:
Auf den öffentlichen Märkten werden die Hersteller von Elektrofahrzeugen wahrscheinlich das sichtbarste Element der Verkehrswende bleiben. In jüngster Zeit hat man sich hier auf die hohen Aktienbewertungen für reine Elektrofahrzeughersteller konzentriert, die oft über denen für traditionelle Fahrzeughersteller mit weitaus höheren Umsätzen und Rentabilitäten liegen. Diese Bewertungen hängen von den hohen Erwartungen an das Umsatzwachstum, den höheren Gewinnspannen bei E-Fahrzeugen und der Diversifizierung dieser Unternehmen in andere Geschäftsbereiche wie Ladenetzwerke, Software, Halbleiter oder Robo-Taxi- bzw. Robo-Shuttle-Flottenbetrieb ab.
Die Aufmerksamkeit der Investoren hat sich mittlerweile auch auf vorgelagerte Investitionen wie Batteriezellen und den Rohstoffabbau ausgeweitet. Zudem haben die Unterbrechungen der Lieferketten während der COVID-19-Pandemie den Verbrauchern vor Augen geführt, wie wichtig Halbleiter in der Automobilindustrie sind.8 Diese Bedeutung wird mit der zunehmenden Digitalisierung des Verkehrs und des autonomen Fahrens wahrscheinlich weiter zunehmen. In den vergangenen Jahren hat die Automobil- und Mobilitätsindustrie neben der Batterie-Wertschöpfungskette auch eine deutliche Verschiebung der Umsatzverteilung hin zur Software beobachtet. Eine Prognose besagt, dass die softwaregestützten Umsätze der Branche bis 2030 ein Niveau erreichen könnten, das mit den Umsätzen von Elektrofahrzeugen oder Verbrennerautos vergleichbar ist.9
Die weiter unten in den Tabellen aufgeführten Branchengruppen etablieren sich als tragende Säulen der sich entwickelnden Smart Mobility. Traditionelle Marktführer der Automobilindustrie folgen neuen Akteuren auf dem Markt und verlagern ihren Fokus auf elektrische und autonome Fahrzeuge, was insgesamt den Wandel der Branche hin zu Elektro- und autonomen Fahrzeugen widerspiegelt. Gleichzeitig erhöht die zunehmende Elektrifizierung und Automatisierung von Mobilitätsprodukten und dienstleistungen die Nachfrage nach modernen Halbleiterlösungen. Die Gruppe der Investitionsgüterindustrie leistet Pionierarbeit bei der Entwicklung innovativer Transport-, Infrastruktur- und Produktionszentren, um die wachsende Nachfrage nach Smart-Mobility-Lösungen zu befriedigen. Und schließlich unterstreicht die Zunahme nachhaltiger Verkehrslösungen die Bedeutung von Werkstoffen, insbesondere von solchen, die für Batterien und Infrastrukturen unerlässlich sind.
Quelle: Bloomberg L.P., Deutsche Bank AG. Stand: 4. Oktober 202310
Die bisherige Wertentwicklung lässt keine Rückschlüsse auf die künftige Wertentwicklung zu. Die Wertentwicklung bezieht sich auf einen Nominalwert, der auf Kursgewinnen/-verlusten beruht und die Inflation nicht berücksichtigt. Die Inflation wirkt sich negativ auf die Kaufkraft dieses nominalen Geldwerts aus. Je nach aktuellem Inflationsniveau kann dies zu einem realen Wertverlust führen, selbst wenn die nominale Wertentwicklung der Anlage positiv ist.
Quelle: Bloomberg L.P., Deutsche Bank AG. Stand: 4. Oktober 20235, 7
Die bisherige Wertentwicklung lässt keine Rückschlüsse auf die künftige Wertentwicklung zu. Die Wertentwicklung bezieht sich auf einen Nominalwert, der auf Kursgewinnen/-verlusten beruht und die Inflation nicht berücksichtigt. Die Inflation wirkt sich negativ auf die Kaufkraft dieses nominalen Geldwerts aus. Je nach aktuellem Inflationsniveau kann dies zu einem realen Wertverlust führen, selbst wenn die nominale Wertentwicklung der Anlage positiv ist.
Insgesamt haben Unternehmen, die im Bereich Smart Mobility tätig sind, ein niedrigeres durchschnittliches Kurs-Buchwert-Verhältnis und ein höheres durchschnittliches Kurs-Gewinn-Verhältnis als ihre Konkurrenten.11 Das transformative Potenzial einer Vielzahl innovativer Produkte und Dienstleistungen führt zu hohen Wachstumserwartungen und folglich zu einem höheren Kurs-Gewinn-Verhältnis. Darüber hinaus wird Unternehmen an der Schnittstelle von Mobilität und Technologie häufig eine „Techprämie“ eingeräumt, insbesondere wenn sie über besondere Technologien oder Wettbewerbsvorteile verfügen. Andererseits geht die Metamorphose der Mobilität über materielle Vermögenswerte hinaus und legt den Schwerpunkt auf Software, Innovation und Daten, die in den Bilanzen möglicherweise nicht ausreichend erfasst werden können. Marktteilnehmer sind grundsätzlich optimistisch, was das Ertragspotenzial angeht, aber materielle Vermögenswerte scheinen an Bedeutung zu verlieren. In Anbetracht der schwächeren Entwicklung von Aktieninvestitionen im Bereich Smart Mobility in jüngster Zeit scheinen die aktuellen Kurse für entsprechend risikobereite Anleger interessante Einstiegsgelegenheiten zu bieten.
1 IEA (2022). Abgerufen unter: https://www.iea.org/reports/electric-vehicles.
2 ACS Energy Letters (2022). Abgerufen unter: https://pubs.acs.org/doi/10.1021/acsenergylett.0c02181.
3 IEA (2023). Abgerufen unter: https://www.iea.org/energy-system/low-emission-fuels/hydrogen.
4 IEA (2023). Abgerufen unter: https://www.iea.org/energy-system/low-emission-fuels/biofuels.
5 IEA (2023). Abgerufen unter: https://www.iea.org/reports/global-ev-outlook-2023.
6 Center for Sustainable Systems, University of Michigan (2022). Autonomous Vehicles Factsheet. Pub. No. CSS16-18. Abgerufen unter: https://css.umich.edu/publications/factsheets/mobility/autonomous-vehicles-factsheet.
7 PWC (2015). Connected Car Study 2015: Racing ahead with autonomous cars and digital innovation. Underwood, S. (2014). Automated, Connected, and Electric Vehicle Systems: Expert Forecast and Roadmap for Sustainable Transportation.
8 McKinsey (2022). Abgerufen unter: https://www.mckinsey.com/industries/semiconductors/our-insights/semiconductor-shortage-how-the-automotive-industry-can-succeed.
9 Unicredit Automotive Credit Conference (2022).
10 Businesswire (2022). Abgerufen unter: https://www.businesswire.com/news/ home/20220831005309/en/Apple-Already-Has-Greatest-Future-Vehicle-Consideration-Among-Automakers-Reports-Strategic-Vision.
11 Bloomberg Finance L.P., Deutsche Bank AG (2023). Selection of Smart Mobility related Thematic Indices.
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Redaktionsschluss: 22. Januar 2024, 15 Uhr