Aktien – 28.03.2025
Die wichtigsten Fakten:
Bildquelle: Nattapat (generiert mit KI)/Adobe Stock
Auf dem Frühjahrsgipfel der Europäischen Union am 20. und 21. März hat der Europäische Rat der Staats- und Regierungschefs der 27 Mitgliedstaaten den Plan der Kommission, bis 2030 verteidigungsfähig zu werden, gebilligt. Der Plan „ReArm Europe“, der Anfang März von Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen vorgestellt wurde, zielt darauf ab, die EU auf mögliche Veränderungen in den transatlantischen Beziehungen vorzubereiten. In diesem Zusammenhang ist vorgesehen, die Ukraine durch finanzielle und militärische Hilfe zu unterstützen, die strategischen Verteidigungsfähigkeiten Europas durch die Förderung der europäischen Rüstungsproduktion zu stärken und die EU durch Investitionen in strategisch wichtige Systeme wie Raketenabwehr, militärische Mobilität und Cybersicherheit auf mögliche künftige Sicherheitskrisen vorzubereiten.
Um die Mitgliedstaaten in die Lage zu versetzen, die erforderlichen Investitionen zu tätigen, und zugleich private Investitionen in Verteidigung zu stärken, sind folgende Maßnahmen vorgesehen:
Die Ankündigung dieser umfangreichen Investitionen hat zu deutlichen Kursgewinnen bei europäischen Rüstungsunternehmen geführt. Der STOXX Europe Total Market Aerospace & Defense Index legte in den vergangenen zwölf Monaten um gut 37 Prozent zu, in diesem Jahr um mehr als 32 Prozent. Allerdings werden die Aktien inzwischen auch mit mehr als dem 47-Fachen der erwarteten jährlichen Gewinne gehandelt. Zum Vergleich: Das Kurs-Gewinn-Verhältnis des STOXX Europe 600 liegt auf Basis der für die kommenden zwölf Monate erwarteten Gewinne bei gut 15 – trotz eines Kursanstiegs von neun Prozent seit Jahresbeginn.
Quelle: Deutsche Bank AG, Bloomberg Finance L.P., LSEG Datastream; Stand: 24.03.2025. Die bisherige Wertentwicklung lässt keine Rückschlüsse auf die künftige Wertentwicklung zu. Die Wertentwicklung bezieht sich auf einen Nominalwert, der auf Kursgewinnen/-verlusten beruht und die Inflation nicht berücksichtigt. Die Inflation wirkt sich negativ auf die Kaufkraft dieses nominalen Geldwerts aus. Je nach aktuellem Inflationsniveau kann dies zu einem realen Wertverlust führen, selbst wenn die nominale Wertentwicklung der Anlage positiv ist.
Dennoch könnte die Rallye der Rüstungsaktien noch eine Weile anhalten. Schließlich fließen nicht nur europäische Gelder in den Sektor. Auch die europäischen Nationalstaaten schnüren Haushaltspakete für die Landesverteidigung. Richtig ist aber auch, dass in den Aktienkursen bereits viele positive Erwartungen eingepreist sind. Investoren sollten daher Vorsicht walten lassen und die gesamte Wertschöpfungskette von Verteidigungsinvestitionen berücksichtigen. Dazu gehören Rohstoffe ebenso wie die entsprechenden Technologieentwickler.
Ein weiterer Aspekt ist die Realisierbarkeit der angekündigten Verteidigungsausgaben. Zwar will die EU mittelfristig bis zu 800 Milliarden Euro für Verteidigung ausgeben, aber bürokratische Hürden, langwierige Ausschreibungsverfahren und die Notwendigkeit einer europäischen Koordination könnten eine schnelle Allokation und Verwendung der Mittel verzögern. Diese Faktoren könnten dazu führen, dass die erwarteten positiven Auswirkungen auf die Umsätze der Rüstungsunternehmen später eintreten als von den Investoren erhofft.
Der europäische Verteidigungssektor steht vor großen Veränderungen, die sowohl Chancen als auch Risiken für Anleger mit sich bringen. Während politische Zusagen zur Erhöhung der Verteidigungsausgaben positive Signale senden, sollten Investoren die praktischen Herausforderungen bei der Umsetzung dieser Maßnahmen nicht unterschätzen. Hinzu kommt die starke Fragmentierung der europäischen Verteidigungsindustrie. Eine sorgfältige Analyse und ein abgewogenes Vorgehen sind daher entscheidend, um in diesem dynamischen Umfeld erfolgreiche Anlageentscheidungen zu treffen.
Aktuelle Marktkommentare erhalten Sie im täglichen Newsletter „PERSPEKTIVEN am Morgen“.
Redaktionsschluss: 25.03.2025, 15 Uhr