Volkswirtschaft/Geldpolitik, Makro- und Anlageklassenausblick – 27.11.2024

Volkswirtschaft: unterschiedliche Pfade

Die wichtigsten Fakten:

  • Wachstum: US-Wirtschaft robust, Eurozone hinkt hinterher.
  • Inflation: hartnäckig in den USA, auf Zielniveau in der Eurozone.
  • Zinssenkungen: vorsichtige Fed vs. wachstumsstützende EZB.

Bildquelle: tawatchai1990 / Adobe Stock

Die US-Wirtschaft befindet sich auf einem robusten Wachstumspfad, der durch eine solide Binnennachfrage und Produktivitätszuwächse geebnet wird. Der Arbeitsmarkt hat sich normalisiert und zeigt trotz des jüngsten Rückgangs der industriellen Aktivität kaum Anzeichen einer Rezession. Wir erwarten, dass das durchschnittliche reale US-BIP 2024 2,7 % und 2025 2,0 % betragen wird. Der deutliche Wahlsieg der Republikaner mit Mehrheiten in beiden Kongresskammern erhöht die Wahrscheinlichkeit von Steuersenkungen, Deregulierungen, Defizitausgaben und höheren Importzöllen. Aufgrund der fiskalischen Maßnahmen, die ihre Wirkung sukzessive entfalten sollten, dürfte sich das Wachstum des US-BIPs im Jahr 2026 auf 2,2 % verbessern.

„Ausblick Volkswirtschaft: US-Wirtschaft auf robustem Wachstumspfad – Unsicherheitsfaktor Zollpolitik.“

Die sinkende Inflation ermöglichte es der Fed, im September einen Lockerungszyklus einzuleiten. Allerdings dürfte der Desinflationstrend angesichts der robusten Nachfrage, der steigenden Staatsverschuldung und wahrscheinlich höherer Einfuhrzölle künftig zögerlicher ausfallen. Wir erwarten, dass sich die Inflation sowohl 2025 als auch 2026 auf einem Niveau von 2,4 % seitwärts bewegt – also leicht über der Zielmarke der Fed. Dies sollte dazu führen, dass die US-Notenbank den Lockerungszyklus nun vorsichtiger vorantreibt und den Leitzins in drei Schritten bis Ende 2025 auf 3,75 %–4,00 % senkt.

Die Wirtschaft der Eurozone erholt sich nur langsam, was größtenteils auf die geringe Produktivität zurückzuführen ist, welche das Wachstumspotenzial limitieren dürfte. Während Peripherieländer wie Spanien und Italien ein überdurchschnittliches Wachstum verzeichnen, droht in Deutschland und Frankreich eine Stagnation, nicht zuletzt aufgrund innenpolitischer Instabilitäten. Zukünftig dürften der insgesamt robuste Arbeitsmarkt sowie steigende Reallöhne konjunkturell unterstützend wirken. Dagegen könnten höhere US-Zölle und ein sich verschärfender Handelskonflikt zwischen den USA und China jegliche wirtschaftliche Erholung dämpfen. Wir erwarten, dass sich das BIP-Wachstum in der Eurozone 2025 nur leicht auf 0,9 % beschleunigt.

Der Preisdruck in der Eurozone hat im Laufe des Jahres 2024 aufgrund der verhaltenen Wirtschaftstätigkeit und sinkender Energiekosten nachgelassen. Unserer Einschätzung nach dürfte sich die Inflation 2025 allmählich weiter der 2-%-Zielmarke der EZB annähern, sodass sich die europäische Notenbank auf wachstumsfördernde Maßnahmen konzentrieren kann. Wir erwarten daher eine Fortsetzung des europäischen Lockerungszyklus und eine Senkung des Einlagenzinses in fünf Schritten von derzeit 3,25 % auf 2,00 % bis Ende 2025.

In Japan hat das stärkste Lohnwachstum seit mehr als 30 Jahren den privaten Konsum angekurbelt und damit die Grundlage für eine anhaltende wirtschaftliche Erholung gelegt. Wir erwarten ein durchschnittliches BIP-Wachstum von 1,2 % im Jahr 2025. Zudem haben Währungsabwertungen und eine solide Binnennachfrage den Preisdruck erhöht. Eine sich belebende Wirtschaft könnte die Inflation in Japan 2025 bei 2,0 % stabilisieren. Dies dürfte es der Bank of Japan ermöglichen, die Geldpolitik weiter zu normalisieren und den Leitzins bis Ende 2025 schrittweise von 0,25 % auf 1,00 % anzuheben.

Das Wachstum in China verlor im Laufe des Jahres an Dynamik, vor allem weil die anhaltende Immobilienkrise sowie unsichere Einkommens- und Beschäftigungsaussichten die Stimmung im privaten Sektor dämpften. Ein starker Impuls scheint nun erforderlich zu sein, um die Preisdynamik und die Binnennachfrage nachhaltig anzukurbeln. Zumal eine Eskalation des Handelskonflikts mit den USA das Exportwachstum belasten könnte. Wir erwarten, dass sich das BIP-Wachstum auf 4,2 % im Jahr 2025 verlangsamt und die Inflation bei 1,3 % auf moderatem Niveau verharrt.

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Redaktionsschluss: 19.11.2024, 15.00

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