Anleihen – 27.11.2024

Anleihen: interessantes Renditepotenzial

Die wichtigsten Fakten:

  • Zinsthema „Höhere Zinsen für länger“ (higher for longer) bleibt in den USA aktuell.
  • Renditen in Europa nicht ausreichend durch Wirtschaftsdaten gestützt.
  • Unternehmensanleihen mit geringsten Renditeabständen seit Jahrzehnten.

Bildquelle: Philip / Adobe Stock

Die Robustheit der US-Wirtschaft hat zusammen mit den Aussichten auf eine wachstumsfördernde Agenda seitens der kommenden US-Regierung zu leicht höheren Inflationserwartungen geführt. Infolgedessen sind die längerfristigen Renditen zuletzt gestiegen. Eine durch die Lockerung der Finanzpolitik unterstützte Wachstumsbeschleunigung im Jahr 2026 und inflationäre Auswirkungen von Zöllen dürften die geldpolitische Lockerung der Fed begrenzen und könnten die Laufzeitprämie in die Höhe treiben. Wir gehen daher davon aus, dass die Renditen von US-Staatsanleihen erhöht und möglicherweise sogar weitgehend über den aktuellen Niveaus bleiben werden, da Anleiherenditen auch durch Budgetdefizite getrieben werden (Dezember 2025 Renditeprognosen: 4,50 % für 10-jährige US-Staatsanleihen; 4,20 % für 2-jährige US-Staatsanleihen).

Aufgrund guter Fortschritte bei der Inflationsbekämpfung konnte die EZB den Einlagenzins 2024 bislang dreimal senken. Angesichts des schwachen Wirtschaftswachstums in der Region sollten im laufenden Zyklus weitere Zinssenkungen folgen, wobei davon ausgegangen wird, dass die Zinsen dabei tiefer sinken als in den USA. Allerdings sollte die Möglichkeit, die Haushaltsausgaben im Rahmen des wirtschaftspolitischen EU-Rahmenwerks zu erhöhen, den Druck auf die Renditen von Bundesanleihen ausgleichen (Dezember 2025 Renditeprognosen: 2,20 % für 10-jährige Bundesanleihen; 1,75 % für 2-jährige Bundesanleihen).

Der Renditeabstand italienischer Anleihen zu Bundesanleihen ist nach wie vor gering, da die Bedenken hinsichtlich der Tragfähigkeit der italienischen Schulden abgenommen haben. Die politische Stabilität und die sich besser als im übrigen Westeuropa entwickelnde Wirtschaft kamen begünstigend hinzu. Daher rechnen wir nur mit einer leichten Ausweitung der Renditeabstände, die dann weitgehend auf hohe Bewertungen zurückzuführen sein dürfte.

Investment-Grade-Anleihen (IG) erfreuen sich einer starken Nachfrage und großer Kapitalzuflüsse von institutionellen Anlegern. Wir erwarten zwar, dass sich die starke Nachfrage fortsetzt – da die Gesamtrenditen für Anleger weiterhin interessant sind –, sehen aber kaum Potenzial für eine weitere Verringerung der Renditeabstände. In den USA ist das Niveau der Renditeabstände fast so gering wie seit 1998 nicht mehr, während sie im EUR-IG-Bereich nicht weit von den Tiefstständen nach der großen Finanzkrise 2008 entfernt sind. Hier scheint bei diesen Bewertungen daher sogar eine leichte Ausweitung möglich.

„Ausblick Anleihen: Normalisierung der Zinsstrukturkurven sorgt für interessante Investmentmöglichkeiten.“

Das hohe Renditeniveau und der Rückgang der Rezessionssorgen haben die Nachfrage nach Hochzinsanleihen (HY) angekurbelt. Trotz eines großen Angebots verringerten sich die Renditeabstände daher. Wie auf dem IG-Markt sind auch die HY-Renditeabstände in den USA nahe dem niedrigsten Stand der vergangenen 26 Jahre. EUR-HY-Renditeabstände bewegen sich ebenfalls auf sehr niedrigen Niveaus, trotz der Schwäche in regional bedeutsamen Sektoren wie Autos. Angesichts der Tatsache, dass die Ausfallquoten auf einem beunruhigend hohen Niveau liegen, spiegeln die aktuellen Renditeabstände die vorherrschenden Risiken kaum wider und dürften sich daher im Prognosezeitraum ausweiten.

Im gesamten bisherigen Jahresverlauf 2024 erlebten die Hartwährungsanleihen von Schwellenländern (EM) eine bemerkenswerte Rallye der Renditeabstände. Auch wenn die Phase geringer Renditeabstände aufgrund des günstigen Wirtschaftsumfeldes anhalten könnte, bleiben wir vorsichtig. Denn die derzeitigen Renditeaufschläge bieten nur einen sehr kleinen Puffer gegenüber den Risiken eines protektionistischen globalen Handelsumfelds, potenziell höherer US-Zinsen und eines stärkeren USD. Für Anleihen im asiatisch-pazifischen Raum erwarten wir Spielraum für eine geringfügige Verringerung der Renditeabstände, da die Ausfallraten der Unternehmen stabil bleiben sollten. Der Renditeabstand ist auf diesen Märkten weiterhin attraktiv.

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Redaktionsschluss: 19.11.2024, 15.00

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