Rohstoffe / Makro- und Anlageklassenausblick – 12.09.2024
Die wichtigsten Fakten:
Die Erwartungen für das Wachstum der globalen Nachfrage nach Öl stehen unter Druck, da die Schwäche in Chinas verarbeitendem Gewerbe und Baugewerbe den Ölverbrauch belastet. Die großen Energieagenturen haben ihre Schätzungen gesenkt. Die IEA prognostiziert nun für 2025 einen um 0,3 Millionen Barrel pro Tag geringeren Gesamtbedarf als noch im April. Auch die OPEC hat ihre Bedarfsprognosen kürzlich nach unten korrigiert. Die OPEC+ reagierte auf die aktuelle Schwäche, indem sie ihre geplante Produktionssteigerung von Oktober auf Dezember verschob, was dazu beitragen sollte, dem starken Angebotswachstum außerhalb der OPEC+ entgegenzuwirken. Dank der starken Nachfrage aus Asien (ohne China) und dem Aufbau der strategischen Reserven in China und den USA dürfte der Druck auf die Preise in Zukunft minimal sein. Die Unsicherheit bezüglich der Geopolitik bleibt ein wichtiger Faktor und könnte die Preise möglicherweise in die Höhe treiben (Brent-Prognose für September 2025: 80 USD/Barrel).
Der europäische Preis für Kohlenstoff hat Schwierigkeiten, an Boden zu gewinnen, da eine Kombination aus warmem, windigem und nassem Wetter die Nachfrage nach Strom aus fossilen Brennstoffen gedämpft und dessen schädliche Emissionen seit Jahresbeginn um fast 17 % reduziert hat. Das zusätzliche Angebot in diesem Jahr durch die Vorvergabe der Emissionsrechteauktionen wird wahrscheinlich zu einem Angebotsüberschuss führen. Dennoch sollten die langfristigen Gewinne durch die künftige Angebotsknappheit und die Einführung des CO2-Grenzausgleichsmechanismus (CBAM) sowie die parallel dazu erfolgende schrittweise Abschaffung der kostenlosen Emissionsrechte für die vom CBAM abgedeckten Sektoren unterstützt werden.
Gold erreichte kürzlich Allzeithochs aufgrund steigender Erwartungen einer Normalisierung der Fed-Zinssätze, eines schwächeren USD, fortgesetzter Käufe einiger Zentralbanken und erneutem Kaufinteresse von ETF/ETC-Investoren. Wir gehen davon aus, dass steigende Haushaltsdefizite in Verbindung mit einer steigenden globalen Geldschöpfung unterstützende Faktoren bleiben werden. Außerdem dürften die Zentralbanken weiterhin Gold kaufen, um ihre Devisenreserven zu diversifizieren, und Privatanleger in Asien werden wahrscheinlich Gold als Anlagelösung im Fokus behalten. Diese Faktoren dürften den Effekt einer moderaten Aufwertung des US-Dollar gegenüber dem Euro mehr als kompensieren (Goldprognose für September 2025: 2.810 USD/Unze).
Die Preise für Kupfer bleiben aufgrund der allgemeinen chinesischen Wirtschaftsschwäche gedämpft. Starke physische Nachfrageindikatoren für China rücken jedoch wieder in den Mittelpunkt. Die hocheffiziente Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge wird derzeit erheblich ausgebaut, und die Produktion von NEVs (Fahrzeugen mit neuer Energie) ist bis Juli dieses Jahres im Vergleich zum Vorjahr um fast 29 % gestiegen. Der Ausbau der Kapazitäten für erneuerbare Energien schreitet zügig voran. Ein aktueller Bericht weist darauf hin, dass die im Bau befindliche Kapazität von 339 GW in China fast doppelt so hoch ist wie die Gesamtkapazität, die im Rest der Welt gebaut wird. Auch die Investitionen in das Stromnetz nehmen zu und sind im ersten Halbjahr 2024 im Vergleich zum Vorjahr um 24 % gestiegen. Andererseits dürfte das Angebotswachstum bei Kupfer in Zukunft beschränkt bleiben (Kupferprognose für September 2025: 10.000 USD/Tonne).
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Redaktionsschluss: 09.09.2024, 15.00