Anleihen – 12.09.2024
Die wichtigsten Fakten:
Die USA dürften den Zinssenkungszyklus beginnen, da die Fed zunehmend zuversichtlich ist, dass die Inflation auf einem nachhaltigen Weg zum Zielwert von 2 % ist. Der Arbeitsmarkt hat sich allmählich entspannt. Nach mehr als zwei Jahren der Inversion normalisiert sich die Zinsstrukturkurve, da die Renditen kurzlaufender Anleihen schneller gefallen sind als die Renditen von Anleihen längerer Laufzeiten. Aber das bedeutet aus unserer Sicht nicht das Ende der erhöhten Renditeniveaus. Wir erwarten aufgrund einer wieder anziehenden Konjunktur im kommenden Jahr einen nur flachen Zinssenkungszyklus. Darüber hinaus dürften das Wiederaufflammen der Debatte über die Schuldenobergrenze und die Risiken anhaltender öffentlicher Defizite die Prämie von Staatsanleihen längerer Laufzeiten nach oben drücken (10-jährige Renditeprognose für September 2025: 4,05 %; 2-jährige Renditeprognose: 3,60 %).
Auch in der Eurozone wurden erhebliche Fortschritte bei der Eindämmung der Inflation erzielt. Das Wachstum war bisher jedoch eher verhalten. Dies dürfte es der EZB ermöglichen, die Geldpolitik weiter zu lockern und so zu einer Versteilerung der Zinsstrukturkurve beizutragen (Renditen von Anleihen kürzerer Laufzeit liegen niedriger). Die Renditen von Anleihen mit längerer Laufzeit dürften aufgrund der fiskalischen Ungleichgewichte in den großen Volkswirtschaften wohl weiter auf hohem Niveau verharren – bei gelegentlicher, durch die Politik ausgelöster Volatilität (10-jährige Renditeprognose für September 2025: 2,25 %; 2-jährige Renditeprognose: 2,00 %).
Der Renditeabstand von italienischen Anleihen zu Bundesanleihen könnte für eine Ausweitung anfällig sein, da sich die Aufmerksamkeit der Marktteilnehmer auf die Durchführbarkeit des Regierungsplans zur Reduzierung des Defizits und Anpassung an die Haushaltsvorschriften der EU verlagert. Die hohe laufende Verzinsung könnte jedoch mehr Zuflüsse in italienische Anleihen bewirken und die Ausweitung des Renditeabstands begrenzen.
Trotz des begrenzten Einengungspotenzials für den Renditeabstand von Investment-Grade (IG)-Anleihen zu Staatsanleihen sowohl in USD als auch in EUR dürften erhebliche Zuflüsse erfolgen, da die Nachfrage der Anleger nach laufender Verzinsung hoch bleibt. Die Versteilerung der Renditekurven dürfte Anlagekapital auf den Geldmärkten freisetzen, von dem ein Teil auch den Weg in die IG-Märkte finden sollte. Risiken für eine Ausweitung der IG-Spreads sollten begrenzt bleiben, da beide Regionen eine Rezession voraussichtlich vermeiden können.
Die Ausfallraten im High-Yield (HY)-Segment bewegen sich weiterhin auf erhöhten Niveaus, jedoch deuten jüngste Daten auf eine gewisse Stabilisierung hin. Die Refinanzierungskosten sind für Emittenten der Ratingkategorien B und BB gesunken; bei CCC-Emittenten, deren Anteil am EUR-HY-Markt gestiegen ist, sind sie jedoch weiter erhöht und die Fundamentaldaten haben sich abgeschwächt. Die jüngste Einengung der Renditeabstände dürfte durch Fundamentaldaten vertretbare Niveaus überschritten haben, so dass wir eine leichte Ausweitung erwarten. Dennoch sollten die Gesamterträge interessant bleiben.
Die Risikoaufschläge für Staatsanleihen aus den aufstrebenden Ländern (EM) dürften leicht sinken, wenn sich das Wirtschaftswachstum in Osteuropa und Lateinamerika erholt und in den meisten asiatischen Ländern stabil bleibt. Allerdings bestehen Unsicherheiten aufgrund Chinas Wachstumsausblick, geopolitischer Risiken, steigender Rohstoffpreise und der bevorstehenden US-Präsidentschaftswahlen. In ähnlicher Weise rechnen wir mit einer möglichen Verringerung der Renditeabstände in der Asien-Pazifik-Region (insgesamt, aber etwa 90 % davon Unternehmensanleihen), da die Nettoemissionen voraussichtlich negativ und die Ausfallquoten der Unternehmen stabil bleiben sollten. Darüber hinaus bieten diese Märkte eine interessante laufende Verzinsung.
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Redaktionsschluss: 09.09.2024, 15.00