Rohstoffe / Makro- und Anlageklassenausblick – 21.06.2024
Die wichtigsten Fakten:
Das Wachstum der globalen Nachfrage nach Öl hat sich verlangsamt: von 2,6 Millionen Barrel pro Tag im vergangenen Jahr auf von der IEA prognostizierte etwa 1 Million Barrel pro Tag für 2024–2025. Auch die geopolitische Risikoprämie ist seit ihrem Höhepunkt im April 2024 gesunken. Während die OPEC+-Länder ihre Produktion gedrosselt haben, hat das starke Angebot anderer Staaten die Bemühungen von OPEC+ beeinträchtigt und die Ölpreise niedrig gehalten. Die US-Ölproduktion ist in diesem Jahr bisher unverändert geblieben – angesichts der rückläufigen Zahl der Ölförderquellen erscheint die Möglichkeit eines Produktionswachstums begrenzt. Obwohl die OPEC+ allmählich damit beginnen wird, einige Kürzungen zurückzufahren, wird sie im Falle eines anhaltenden Preisverfalls wahrscheinlich flexibel reagieren. Darüber hinaus erwarten wir, dass ein Rückgang unter 80 USD/Barrel wahrscheinlich zu einer Aufstockung der strategischen Lagerbestände in China und den USA führen könnte (Brent-Prognose für Juni 2025: 80 USD/Barrel).
Nach einem Rückgang über weite Teile des vergangenen Jahres bis Februar dieses Jahres befinden sich die Preise für Kohlenstoff seither wieder im Aufwärtstrend. Der wachsende Optimismus hinsichtlich der europäischen Konjunktur hat die Investitionsströme angekurbelt. Obwohl die Vorverlagerung der Emissionsrechteauktionen den Preisanstieg im kommenden Jahr wahrscheinlich deckeln wird, werden langfristige Gewinne durch die Einführung eines CO2-Grenzausgleichsmechanismus (CBAM) und die parallel dazu erfolgende schrittweise Abschaffung kostenloser Emissionsrechte für die vom CBAM erfassten Sektoren unterstützt. Unser CO2-Kursziel für Juni 2025 liegt bei 80 USD/Tonne und bietet somit das höchste Renditepotenzial aller Investments in den kommenden zwölf Monaten.
Der Preis für Gold erreichte zuletzt Rekordniveaus, was auf die anhaltenden Käufe einiger Notenbanken und die starke Kaufaktivität chinesischer Privatanleger zurückzuführen ist. Wir erwarten weiterhin eine starke Nachfrage nach physischem Gold, da Notenbanken ihre Devisenreserven weltweit diversifizieren und Privatanleger in Asien ihren Fokus wahrscheinlich auf Gold als Anlageklasse beibehalten werden. Auch aus saisonalen Gründen könnte sich der Goldpreis vorerst auf hohem Niveau konsolidieren. Sollte die Fed in den Zinssenkungszyklus eintreten, würde dies Gold wahrscheinlich zusätzlichen Rückenwind verleihen (Goldprognose für Juni 2025: 2.600 USD/Feinunze).
Sorgen über ein knappes Angebot gepaart mit optimistischen langfristigen Nachfragetrends haben den Preis für Kupfer in diesem Jahr in die Höhe getrieben. Obwohl ein Teil der Kursgewinne in den vergangenen Monaten wieder abgegeben wurde, bleiben die fundamentalen Aussichten für Kupfer solide. Der Rückenwind für Kupfer durch den Ausbau der globalen Infrastruktur für erneuerbare Energien bleibt bestehen. Darüber hinaus wird die Einführung von KI-Anwendungen eine erhebliche Erweiterung der Rechenzentrumskapazität erfordern: Für 1 Megawatt Rechenzentrumsleistung werden schätzungsweise 20–40 Tonnen Kupfer benötigt. Gleichzeitig bleibt das Angebot knapp, vor allem da Chile, der weltweit größte Kupferproduzent, seit 2018 keinen jährlichen Anstieg seiner Produktion mehr verzeichnen konnte (Kupferprognose für Juni 2025: 10.100 USD/Tonne).
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Redaktionsschluss: 17.06.2024, 15.00