Volkswirtschaft/Geldpolitik, Makro- und Anlageklassenausblick – 19.03.2025

Volkswirtschaft: konfrontativer Wettbewerb

Die wichtigsten Fakten:

  • Wachstum: US-Exzeptionalismus schwächt sich ab – Europa erwacht
  • Inflation: noch nicht endgültig besiegt
  • Zentralbanken: zurückhaltende Lockerung versus dominierende Konjunkturimpulse

Bildquelle: tawatchai1990 / Adobe Stock

Die US-Wirtschaft zeigte sich auch im vergangenen Quartal robust und wuchs im Gesamtjahr 2024 um 2,8 %. Zunehmende Unsicherheiten über den politischen Weg der neuen US-Regierung haben zuletzt jedoch Befürchtungen über eine Abschwächung der Konjunktur aufkommen lassen. Eine Rezession sehen wir indes nicht. Der Arbeitsmarkt ist nach wie vor solide, und die Reallohnzuwächse dürften die Kaufkraft der Verbraucher weiter stärken. In den kommenden Quartalen sollte die Unsicherheit über die endgültige Zollregelung abnehmen, die Stimmung im privaten Sektor sich verbessern und ein Abbau der Lagerbestände könnte erfolgen. Dennoch erwarten wir eine Verlangsamung des BIP-Wachstums auf 2,0 % in den Jahren 2025 und 2026.

Die wirtschaftliche Widerstandsfähigkeit dürfte den Inflationsrückgang verzögern und die Inflation in den Jahren 2025 und 2026 auf erhöhtem Niveau halten, was den Spielraum der Fed für weitere Lockerungen einschränkt. In den kommenden zwölf Monaten erwarten wir zwei weitere Zinssenkungen, die den US-Leitzins bis Ende des ersten Quartals 2026 auf 3,75 %–4,00 % bringen würden.

„Wachstum: US-Exzeptionalismus schwächt sich ab – Europa mit höherer Dynamik im Jahresverlauf.“

Die wirtschaftliche Dynamik der Eurozone ist schwach, die dringend benötigte Aufbruchstimmung ist auch aufgrund politischer Unsicherheiten bisher ausgeblieben. Die geopolitische Neuausrichtung der USA und die Entwicklung des Russland-Ukraine-Krieges bergen für Europa sowohl Risiken als auch Chancen. Die geplanten Investitionsinitiativen in Verteidigung und Infrastruktur könnten mittelfristig einen wirtschaftlichen Aufschwung auslösen. Kurzfristig dürfte Europa jedoch auf die Beschaffung von Verteidigungsgütern vor allem aus den USA angewiesen bleiben. Wir gehen davon aus, dass sich die wirtschaftliche Dynamik im Euroraum ab dem zweiten Halbjahr 2025 langsam beschleunigt und das BIP-Wachstum 2025 leicht auf 1,0 % und 2026, wenn die Multiplikatoreffekte höherer Staatsausgaben zum Tragen kommen, weiter auf 1,5 % steigt.

Die Inflation dürfte infolge volatiler Nahrungsmittel- und Energiepreise kurzfristig auf einem holprigen Pfad bleiben. Ein stärkerer Fiskalimpuls könnte den Preisdruck im zweiten Halbjahr 2025 und danach erhöhen. Die Inflation dürfte sich in diesem und im nächsten Jahr bei 2,3 % einpendeln. Vor diesem Hintergrund gehen wir davon aus, dass die EZB in den kommenden vier Quartalen nur eine weitere Zinssenkung vornehmen dürfte, womit der EZB-Einlagensatz bis März 2026 auf 2,25 % sinken würde.

In Japan könnten die diesjährigen Shunto-Tarifabschlüsse die 5 % des Vorjahres übersteigen und damit die Voraussetzungen für eine robuste Binnennachfrage schaffen. Wir rechnen mit einer sich fortsetzenden Konjunkturbelebung, die dem potenziellen Gegenwind durch höhere US-Zölle trotzen und das BIP-Wachstum 2025 auf 1,2 % treiben dürfte. Vor diesem Hintergrund dürfte die Inflation 2025 mit voraussichtlich 2,6 % über dem Ziel der Bank of Japan von 2 % bleiben. Die geplante Normalisierung der Geldpolitik könnte beschleunigt und der BoJ-Leitzins von derzeit 0,5 % auf 1,25 % angehoben werden.

Nachdem China 2024 sein Wachstumsziel von 5 % erreicht hat, wird sich Peking 2025 auf die Ankurbelung des Binnenkonsums, die Stärkung strategischer Industrien und die Unterstützung privater Unternehmen konzentrieren. Angesichts des Gegenwinds durch höhere US-Zölle, die wahrscheinlich weitere Vergeltungsmaßnahmen nach sich ziehen werden, und der anhaltenden Krise im Immobiliensektor rechnen wir mit einer Verlangsamung des BIP-Wachstums auf 4,5 % im Jahr 2025 und 4,0 % im Jahr 2026. Dies dürfte die Preisdynamik gering halten und die Wirkung geldpolitischer Impulse mindern. Wir erwarten daher nur eine graduelle Lockerung der Finanzierungsbedingungen.

Aktuelle Marktkommentare erhalten Sie im täglichen Newsletter „PERSPEKTIVEN am Morgen“.

Redaktionsschluss: 17.03.2025, 15.00 Uhr

Zum Schutz Ihrer persönlichen Daten werden das Video und die Verbindung zu YouTube erst nach einem Klick aktiv. Bereits beim Aktivieren des Videos werden personenbezogene Daten (IP-Adresse) an YouTube bzw. Google gesendet und gegebenenfalls auch dort gespeichert. Wenn Sie den Button "Video aktivieren" anklicken, wird ein Cookie auf Ihrem Computer gesetzt, sodass die Website weiß, dass Sie dem Anzeigen von eingebetteten Videos in Ihrem Browser zugestimmt haben. Weitere Details zu den von Google erhobenen Daten finden Sie unter https://policies.google.com/privacy.