Volkswirtschaft / Geldpolitik, Finanzwissen – 14.03.2024
Die wichtigsten Fakten:
Die Entstehung des modernen Internets, das mit der Verbindung von kommerziellen Netzwerken und Unternehmen sowie der Verbreitung des World Wide Web ab den frühen 1990er-Jahren begann, war der Ausgangspunkt für eine rasante Digitalisierung – und der Beginn eines Paradigmenwechsels in der Art und Weise, wie die Welt funktioniert. Heute ist die Digitalisierung für eine Vielzahl von Branchen von zentraler Bedeutung: E-Commerce, digitale Unterhaltung, Cloud-Dienste und Halbleiter nehmen nicht nur an der digitalen Transformation teil, sondern beeinflussen auch deren zukünftige Richtung.
Das Schlagwort Digitalisierung bezieht sich dabei im Wesentlichen auf Technologien, die Daten erzeugen und nicht-digitale Informationen in ein digitales Format umwandeln. Damit unterscheidet sie sich von Innovationen wie künstlicher Intelligenz (KI), die sich auf die Nutzung von Daten konzentrieren. Die Digitalisierung ist daher Grundlage unserer modernen digitalen Welt, mit entsprechend großen Auswirkungen auf unsere Arbeits- und Lebensweise – etwa hinsichtlich verbesserter Kommunikationsmöglichkeiten, der digitalen Bereitstellung von Produkten und Dienstleistungen sowie der damit einhergehenden digitalen Transformation vieler alltäglicher Aktivitäten und Routinen. Fortschritte in den Bereichen Zugänglichkeit, Effizienz und Innovation sind schon heute die Folge – aber erst der Anfang der Reise (siehe dazu: „Digitalisierung – unsere Zukunft ist ‚cyber-physisch‘“).
Die Treiber unserer digitalen Zukunft
Zu den treibenden Kräften der Digitalisierung gehörten in der Vergangenheit Fortschritte bei deren Erschwinglichkeit, der Rechenleistung und Miniaturisierung sowie der Konnektivität, die auf Unternehmensebene die Entwicklung und Einführung produktivitätssteigernder Innovationen ermöglichten.
Alle diese Innovationen haben auf Unternehmensebene zu Produktivitätssteigerungen geführt – vor allem bei jenen, die einen besseren Zugang zu wichtigen technischen, betriebswirtschaftlichen und organisatorischen Kenntnissen hatten. In der Regel waren diese Unternehmen bereits zuvor produktiver als der Durchschnitt, konnten ihren Wettbewerbsvorteil durch die Digitalisierung allerdings ausbauen. Zumal die starken Netzwerkeffekte und die niedrigen Grenzkosten, die mit bestimmten digitalen Aktivitäten – zum Beispiel Robotik, Internet der Dinge (Internet of Things, IoT), E-Commerce – verbunden sind, tendenziell eine begrenzte Anzahl besonders produktiver Unternehmen stützen. Auf diese Weise wird es für andere Unternehmen zunehmend schwieriger, mit diesen zu konkurrieren, selbst in Branchen mit geringer digitaler Intensität wie dem Hotel- und Gastronomiebereich.6
Dies hat ein Umfeld geschaffen, in dem Unternehmen weltweit bereit sind, immer stärker in die digitale Transformation zu investieren: Ihre entsprechenden Ausgaben könnten von 2,2 Billionen US-Dollar im Jahr 2023 auf 3,4 Billionen US-Dollar 2026 anwachsen.7 Sie reagieren damit auf den Wettbewerbsdruck, die Chancen der Digitalisierung und die Erwartungen ihrer Kunden. Das Ergebnis all dessen ist eine wahre Datenexplosion: Täglich werden bereits heute rund 330 Millionen Terabyte an Daten erzeugt – Tendenz rapide steigend.8
Quelle: Microprocessor Trend Data, TOP500 SCDB. Stand: 2022.
Die bisherige Wertentwicklung lässt keine Rückschlüsse auf die künftige Wertentwicklung zu. Die Wertentwicklung bezieht sich auf einen Nominalwert, der auf Kursgewinnen/-verlusten beruht und die Inflation nicht berücksichtigt. Die Inflation wirkt sich negativ auf die Kaufkraft dieses nominalen Geldwerts aus. Je nach aktuellem Inflationsniveau kann dies zu einem realen Wertverlust führen, selbst wenn die nominale Wertentwicklung der Anlage positiv ist.
Umweltschutz
Rechenzentren und Datenübertragungsnetze sind derzeit für 1 Prozent der energiebedingten Treibhausgasemissionen und 2 bis 2,8 Prozent des weltweiten Stromverbrauchs verantwortlich, ohne Berücksichtigung des Minings von Kryptowährungen (0,4 Prozent).9 Zwar wird geschätzt, dass die Förderung erneuerbarer Energiequellen und die verbesserte Energieeffizienz seit 2010 trotz des exponentiellen Anstiegs der Nachfrage nach digitalen Diensten nur zu einem moderaten Anstieg der Emissionen geführt haben10 – unter anderem weil der Energieverbrauch nicht proportional zum Datenverkehrsaufkommen steigt.11 Allerdings dürften die Emissions- und Stromverbrauchsanteile des Bereichs Internet- und Kommunikationstechnologie mit der wachsenden Nachfrage nach Datenspeicherung und -verarbeitung trotz der nachhaltigen Maßnahmen weiter steigen.
Darüber hinaus sorgt die Digitalisierung für reichlich Elektroschrott. Schätzungen zufolge wird das Gewicht des jährlich weltweit anfallenden Elektronikabfalls bis zum Jahr 2030 um mehr als 20 Prozent auf 75 Millionen Tonnen ansteigen, was 9 Kilogramm Elektronikabfall pro Kopf entspräche.12 Trends wie das Internet der Dinge (Internet of Things, IoT) und die immer kürzer werdenden Aktualisierungszyklen von Elektrogeräten tragen wesentlich zu diesem Anstieg bei.
Datenschutz und Sicherheit
Die Digitalisierung wird begleitet von einer Reihe von Datenschutzproblemen, wobei Fragen aus den Bereichen Einwilligungen, Dateneigentum und ethische Nutzung im Vordergrund stehen. Da Unternehmen immer mehr Daten sammeln, wächst in der Öffentlichkeit die Besorgnis über die Datennutzung und den Umfang der Datenerfassung.13 Die Situation wird durch die zunehmenden Cyberrisiken für Einzelpersonen, Unternehmen und Regierungen noch verschärft. Die durchschnittlichen Kosten einer Datenschutzverletzung etwa stiegen bis 2023 auf 4,5 Millionen US-Dollar.14 Die Verbreitung von IoT-Geräten verkompliziert die Sicherheitslandschaft, zumal viele von ihnen als besonders angreifbar gelten und neue Möglichkeiten für kriminelle Attacken eröffnen.15
Ursprünglich handelte es sich bei Computern um große Server, die nur für Unternehmen zugänglich waren. Später entwickelten sie sich zu persönlichen Geräten mit einfach zu bedienender Software. Durch diesen Wandel gewannen Computer an wirtschaftlicher Bedeutung und wurden zu Portalen für gemeinsam genutzte Medien und den globalen Zugang zu Informationen.
Aktuell befinden wir uns im Zeitalter des Cloud-Computings, in dem Computer wieder zu Servern werden, aber zu erschwinglichen Preisen und in einem noch nie dagewesenen Ausmaß. 94 Prozent der Unternehmen nutzen Cloud-Dienste, und fast 67 Prozent der Unternehmensinfrastruktur ist inzwischen cloudbasiert.16 Der Zugang zu Supercomputing-Leistung in der Cloud ist mit nur wenigen Klicks problemlos möglich.
Dank der Fortschritte in der Kommunikationstechnologie wird dieser Zugang immer stärker genutzt. Die mobile Datennutzung pro Smartphone könnte von durchschnittlich 21 GB pro Monat im Jahr 2023 auf 56 GB pro Monat im Jahr 2029 zunehmen, wobei der Anteil von 5G am mobilen Datenverkehr in diesem Zeitraum von 25 Prozent auf 76 Prozent steigen dürfte.17 Grundlage dafür ist, dass die 5G-Abdeckung voraussichtlich von 46 Prozent der Weltbevölkerung im Jahr 2023 auf 86 Prozent im Jahr 2029 ansteigen wird.17 Getrieben wird die Datennutzung dabei vor allem durch Videoaktivitäten wie Cloud-Gaming, Videostreaming und Augmented-Reality- bzw. Virtual-Reality-Anwendungen.17
Quelle: Ericsson. Stand: November 2023.
Die bisherige Wertentwicklung lässt keine Rückschlüsse auf die künftige Wertentwicklung zu. Die Wertentwicklung bezieht sich auf einen Nominalwert, der auf Kursgewinnen/-verlusten beruht und die Inflation nicht berücksichtigt. Die Inflation wirkt sich negativ auf die Kaufkraft dieses nominalen Geldwerts aus. Je nach aktuellem Inflationsniveau kann dies zu einem realen Wertverlust führen, selbst wenn die nominale Wertentwicklung der Anlage positiv ist.
Die Digitalisierung – und damit die Zunahme von Abonnementdiensten – hat bereits zu tiefgreifenden Veränderungen in der Art und Weise geführt, wie wir Medien konsumieren. Es wird erwartet, dass die weltweiten Werbe- und Abonnementeinnahmen aus Video-on-Demand-Services von 39 Milliarden US-Dollar bzw. 108 Milliarden US-Dollar im Jahr 2023 auf 69 Milliarden US-Dollar bzw. 127 Milliarden US-Dollar im Jahr 2029 steigen werden.18 Der Markt für Videospiele, der weniger stark vom Abonnementgeschäft abhängig ist als der Videomarkt, wird voraussichtlich von 210 Milliarden US-Dollar im Jahr 2023 auf 242 Milliarden US-Dollar im Jahr 2024 wachsen – wobei der Anteil mobiler Spiele bei etwa 64 Prozent liegen dürfte.19 Diese Entwicklungen gehen einher mit einem rapiden Anstieg der Ausgaben für Internetwerbung, deren globales Volumen zwischen 2023 und 2025 um 73 Milliarden US-Dollar auf fast 580 Milliarden US-Dollar ansteigen könnte, was einem Anteil von 59 Prozent am gesamten globalen Werbemarkt entspricht.20
Auch der Bereich E-Commerce dürfte weiter stark wachsen und könnte seinen Anteil am globalen Einzelhandelsumsatz von 13,8 Prozent im Jahr 2019 (vor der Covid-Pandemie) auf 17,8 Prozent im Jahr 2020 und 22,2 Prozent im Jahr 2026 vergrößern.21 Die damit einhergehenden digitalen Zahlungen haben die Prozesse des Check-outs am Point of Sale und der Überweisungen in der Finanzbranche auf den Kopf gestellt. Traditionelle Zahlungsmethoden wie Bargeld und Kredit- oder Debitkarten werden zunehmend durch digitale Geldbörsen ersetzt.
Das Internet der Dinge bezeichnet die Vernetzung von IT-Geräten und Alltagsgegenständen, die Daten senden und empfangen können. In Bereichen wie Smart Cities und Smarthomes spielen sie eine immer wichtigere Rolle. Schätzungen zufolge wird die Zahl der IoT-Geräte zwischen 2023 und 2029 von etwa 16 Milliarden auf 39 Milliarden ansteigen, darunter vernetzte Autos, Maschinen, Zähler, Sensoren, Kassenterminals, Unterhaltungselektronik und sogenannte Wearables.17 Etwa 6 Milliarden dieser Geräte werden dann voraussichtlich mobile IoT-Geräte sein, die mit demselben Netz verbunden sind wie Mobiltelefone.17 Der jährliche Umsatz des IoT-Marktes könnte dadurch von 806 Milliarden US-Dollar im Jahr 2023 auf mehr als 1 Billion US-Dollar bereits im Jahr 2026 steigen.22
Quelle: Ericsson. Stand: November 2023.
Die bisherige Wertentwicklung lässt keine Rückschlüsse auf die künftige Wertentwicklung zu. Die Wertentwicklung bezieht sich auf einen Nominalwert, der auf Kursgewinnen/-verlusten beruht und die Inflation nicht berücksichtigt. Die Inflation wirkt sich negativ auf die Kaufkraft dieses nominalen Geldwerts aus. Je nach aktuellem Inflationsniveau kann dies zu einem realen Wertverlust führen, selbst wenn die nominale Wertentwicklung der Anlage positiv ist.
Der Einfluss der Digitalisierung auf unser Leben ist also bereits heute groß – wohin aber wird uns die Digitalisierung noch führen? Es gibt zwei Haupttrends:
Letztendlich könnten diese Trends zur Schaffung einer „cyber-physischen“ Welt führen, die digital verwaltet wird und mit der man interagieren kann, möglicherweise über nahtlos verbundene Netzwerke, auf der Grundlage, dass der Wert eines Netzwerks proportional zum Quadrat seiner Größe wächst.23 Die wirtschaftlichen und sozialen Auswirkungen wären enorm. Mehr dazu lesen Sie hier: „Digitalisierung – unsere Zukunft ist ‚cyber-physisch‘“.
1 John C. McCallum (2022) – processed by Our World in Data. Abgerufen unter: https://ourworldindata.org/technological-change
2 Karl Rupp, Microprocessor Trend Data (2022) – processed by Our World in Data. Abgerufen unter: https://ourworldindata.org/technological-change
3 Intel (2024). The Story of the Intel 4004. Abgerufen unter: https://www.intel.com/content/www/us/en/history/museum-story-of-intel-4004.html
4 TSMC (2024). 3nm Technology. Abgerufen unter: https://www.tsmc.com/english/dedicatedFoundry/technology/logic/l_3nm
5 Samsung (2022). Samsung Begins Chip Production Using 3nm Process Technology With GAA Architecture. Abgerufen unter: https://news.samsung.com/global/samsung-begins-chip-production-using-3nm-process-technology-with-gaa-architecture
6 OECD (2019). Digitalisation and productivity: A story of complementarities. Abgerufen unter: https://www.oecd-ilibrary.org/sites/5713bd7d-en/index.html?itemId=/content/component/5713bd7d-en
7 IDC (2022). IDC Spending Guide Sees Worldwide Digital Transformation Investments Reaching $3.4 Trillion in 2026. Abgerufen unter: https://www.idc.com/getdoc.jsp?containerId=prUS49797222
8 IDC, Seagate & Statista (2021). Volume of data/information created, captured, copied, and consumed worldwide from 2010 to 2020, with forecasts from 2021 to 2025. Abgerufen unter: https://www.statista.com/statistics/871513/worldwide-data-created/
9 IEA (2023). Data Centres and Data Transmission Networks. Abgerufen unter: https://www.iea.org/energy-system/buildings/data-centres-and-data-transmission-networks
10 Malmodin, Jens and Lövehagen, Nina and Bergmark, Pernilla and Lundén, Dag, ICT Sector Electricity Consumption and Greenhouse Gas Emissions – 2020 Outcome (2023). Abgerufen unter SSRN: https://ssrn.com/abstract=4424264 oder http://dx.doi.org/10.2139/ssrn.4424264
11 Koomey, Jonathan and Masanet, Eric, Does not compute: Avoiding pitfalls assessing the Internet's energy and carbon impacts (2021). Abgerufen unter: https://www.cell.com/joule/fulltext/S2542-4351(21)00211-7?_returnURL=https Prozent3A Prozent2F Prozent2Flinkinghub.elsevier.com Prozent2Fretrieve Prozent2Fpii Prozent2FS2542435121002117 Prozent3Fshowall Prozent3Dtrue oder https://doi.org/10.1016/j.joule.2021.05.007
12 Forti V., Baldé C.P., Kuehr R., Bel G. The Global E-waste Monitor 2020: Quantities, flows and the circular economy potential. United Nations University (UNU)/United Nations Institute for Training and Research (UNITAR) – co-hosted SCYCLE Programme, International Telecommunication Union (ITU) & International Solid Waste Association (ISWA), Bonn/Geneva/Rotterdam.
13 KPMG (2021). Corporate data responsibility: Bridging the consumer trust gap. Abgerufen unter: https://kpmg.com/us/en/articles/2023/bridging-the-trust-chasm.html
14 IBM (2023). Cost of a Data Breach Report 2023. Abgerufen unter: https://www.ibm.com/reports/data-breach
15 Bitdefender (2023). The 2023 IoT Security Landscape Report. Abgerufen unter: https://www.bitdefender.com/files/News/CaseStudies/study/429/2023-IoT-Security-Landscape-Report.pdf
16 Simon Carpenter, Cloudwards, Techjury (2022). High-Tech Forecast: Cloudy, With Showers Of Innovation. Abgerufen unter: https://www.forbes.com/sites/sap/2022/02/17/it-forecast-cloudy-with-showers-of-innovation/?sh=43cf05e61a7f
17 Ericsson (2023). Ericsson Mobility Visualizer. Abgerufen unter: https://www.ericsson.com/en/reports-and-papers/mobility-report/mobility-visualizer?f=9&ft=2&r=1&t=11,12,13,14,15,16,17&s=4&u=3&y=2023,2029&c=1
18 Digital TV Research (2023). Digital TV Research: Global AVOD/SVOD Revenue to Reach $215 Billion by 2029. Abgerufen unter: https://www.mediaplaynews.com/digital-tv-research-global-avod-svod-revenue-to-reach-215-billion-by-2029/?hilite=Global+AVOD+Revenue
19 Capcom, International Development Group (2023). Capcom Fiscal Year 2022 Financial Results Presentation. Abgerufen unter: https://www.capcom.co.jp/ir/english/data/pdf/explanation/2022/full/explanation_2022_full_04.pdf
20 Zenith (2023). Advertising Expenditure Forecasts June 2023. Abgerufen unter: https://www.zenithmedia.com/wp-content/uploads/2023/06/Adspend-forecast-report-2023_V3.pdf
21 Insider Intelligence (2022). Digital Sales Growth Plummets as Overall Retail Returns to Pre-Pandemic Trendlines. Abgerufen unter: https://www.insiderintelligence.com/content/worldwide-ecommerce-forecast-update-2022
22 IDC (2023). Worldwide Internet of Things Spending Guide. Abgerufen unter: https://www.idc.com/getdoc.jsp?containerId=prUS50936423
23 Zhang, XZ., Liu, JJ. & Xu, ZW. Tencent and Facebook Data Validate Metcalfe’s Law. J. Comput. Sci. Technol. 30, 246–251 (2015). Abgerufen unter: https://doi.org/10.1007/s11390-015-1518-1
Aktuelle Marktkommentare erhalten Sie im täglichen Newsletter „PERSPEKTIVEN am Morgen“.
Redaktionsschluss: 27. Februar 2024, 15 Uhr