29. April 2025
die USA und China stehen vor zähen Zollverhandlungen, Anleger können hohe Aktienrückkäufe erwarten und die USA verlieren als Reiseziel an Attraktivität.
Auf der Sitzung des Politbüros am vergangenen Freitag erklärte das oberste Führungsgremium der Kommunistischen Partei Chinas seine Absicht, die bereits beschlossenen Konjunkturmaßnahmen zu forcieren – vor allem für Unternehmen, die besonders von den US-Zöllen betroffen sind. Dagegen wurden Hoffnungen auf zusätzliche Maßnahmenpakete nicht erfüllt. Anleger quittierten dies mit Zurückhaltung. Hongkong-Aktien starteten nahezu unverändert in die neue Woche, während Festlandaktien leicht nachgaben. Zwar hatte US-Präsident Trump zuletzt eine Zolleinigung mit Peking in Aussicht gestellt. Die Erklärung des Politbüros, auf Multilateralismus und die internationale Gemeinschaft zu setzen, um den „unilateralen Schikanen“ des US-Zollkrieges zu begegnen, deutet jedoch nicht darauf hin, dass in naher Zukunft mit einer Entspannung gerechnet wird.
Die US-Berichtssaison für das erste Quartal erreicht in dieser Woche ihren Höhepunkt. Insgesamt legen Unternehmen, die über 40 Prozent der Marktkapitalisierung des S&P 500 ausmachen, Ergebnisse vor. Bisher lagen die veröffentlichten Gewinne im Schnitt sieben Prozent über den Erwartungen. Bei ihren Ausblicken blieben die Konzerne jedoch überwiegend zurückhaltend. Mit 150 Milliarden US-Dollar fiel hingegen die Summe der angekündigten Aktienrückkäufe im vergangenen Monat überraschend robust aus. Im Schnitt meldeten die Konzerne, acht Prozent ihrer Marktkapitalisierung zurückkaufen zu wollen – ein ausgesprochen hoher Anteil. In dieser Woche dürften weitere Ankündigungen folgen. Da die sogenannte Handelssperrzeit („Blackout Period“), in der die Unternehmen nur eingeschränkt Aktien zurückkaufen können, 48 Stunden nach dem Quartalsberichtstermin endet, könnten entsprechende Kapitalzuflüsse bald wieder zunehmen. Dies sorgt für eine höhere Liquidität im Markt, welche während der Sperrzeit üblicherweise um rund 30 Prozent zurückgeht.
Die Zollpolitik der US-Regierung hat zunehmend auch auf den Tourismus negativen Einfluss. Öffentlich verfügbare Statistiken über die Ankünfte ausländischer Passagiere an US-amerikanischen Flughäfen weisen für die beiden Wochen um Ostern herum saisonbereinigt rund zehn Prozent weniger Einreisende aus als im Vorjahr. Insbesondere aus Europa und Lateinamerika ging die Anzahl der Touristen merklich zurück. Analysten prognostizieren, dass dieser Trend auch im Gesamtjahr 2025 anhalten wird. Die Auswirkungen auf die Wirtschaft der USA dürften zwar spürbar, aber nicht dramatisch sein. Im vergangenen Jahr ließen Ausländer rund 215 Milliarden US-Dollar in den USA, das sind ungefähr 0,7 Prozent des Bruttoinlandsproduktes (BIP). Sollten die Analystenschätzungen zutreffen, würden somit knapp 0,07 Prozent des BIP entfallen. Nicht zu vernachlässigen sind jedoch die Auswirkungen auf den Tourismus-Sektor selbst: Nicht nur Fluggesellschaften, sondern auch Hotels und Restaurants dürften Einbußen erleiden, da etwa zehn Prozent ihrer Umsätze von Geschäftsreisenden und Touristen aus dem Ausland generiert werden.
Der Goldpreis entfernte sich zu Wochenbeginn weiter von seinem am vergangenen Dienstag erzielten Rekordhoch bei 3.500 US-Dollar und rutschte unter die Marke von 3.300 US-Dollar je Feinunze. In erster Linie dürfte dies auf die Auflösung von Absicherungspositionen zurückzuführen sein, die aufgrund von Sorgen um eine mögliche weitere Eskalation der Handelskonflikte aufgebaut worden waren. Zuletzt hatte die US-Regierung etwas konziliantere Töne im Zollkonflikt mit China angestimmt. China hatte seinerseits angekündigt, die momentan bei 125 Prozent liegenden Zölle für Importe von US-Waren für einige Güter auszusetzen.
Auch die moderate Erholung des US-Dollars seit seinem Drei-Jahres-Tief Anfang vergangener Woche lastete auf den Notierungen des gelben Metalls. Im Laufe dieser Woche könnten etliche Konjunkturdaten in den USA weiteren kurzfristigen Gegenwind für die Goldpreise bringen, sofern diese Daten besser ausfallen als erwartet. Mittelfristig dürften jedoch die Nachfrage der Notenbanken und der asiatischen Anleger sowie die anhaltende Nachfrage nach Gold zu Absicherungszwecken die Notierungen stützen.
Der Südafrikanische Rand geriet zuletzt stark unter Druck und fiel sowohl zum US-Dollar als auch zum Euro auf ein Rekordtief. Die Gründe:
Gestern zeichnete sich ein Ende der Koalitionskrise ab: Die zum 1. Mai geplante Erhöhung wurde abgesagt. Die Mindereinnahmen reißen zwar eine Lücke von rund vier Milliarden Euro in den Staatshaushalt, jedoch kann diese laut Analysten durch Ausgabenkürzungen geschlossen werden. Da die Gefahr eines Auseinanderbrechens der von den Märkten favorisierten Koalition nun erheblich geringer scheint, kehrten Anleger in einer unmittelbaren Reaktion an die südafrikanischen Märkte zurück. Der Südafrikanische Rand wertete moderat auf; die Kurse südafrikanischer Staatsanleihen stiegen.
US-Staatsanleihen, eigentlich bekannt als „sicherer Hafen“, stehen unter Druck. Grund ist die Zollpolitik von US-Präsident Donald Trump, die das Vertrauen der Anleger belastet und die Kurse erheblich schwanken lässt. Diese Veränderungen stellen Anleger vor neue Herausforderungen. Welche Rolle US-Anleihen und -Dollar für Anleger vorausschauend spielen können, analysiere ich im Gespräch mit Finanzjournalistin Jessica Schwarzer.
Die Provinz Guizhou im Südwesten Chinas ist bekannt für schlechtes Wetter, hochprozentigen Schnaps – und seit einiger Zeit für riesige Brückenbauwerke. Fast jede zweite der hundert höchsten Brücken der Welt steht inzwischen in der bergigen Region, darunter bald ein neuer Rekordhalter: Die Huajiang Canyon Bridge überspannt eine Schlucht in 625 Metern Höhe und soll im Juni fertiggestellt sein. Als höchste Brücke der Welt löst sie dann die Beipanjiang-Brücke etwas weiter östlich ab. Auch bemerkenswert: Von der Grundsteinlegung der Huajiang-Brücke bis heute sind nur etwas mehr als drei Jahre vergangen.
Ich wünsche Ihnen einen ambitionierten Tag.
Herzlichst
Ihr Ulrich Stephan
Chefanlagestratege für Privat- und Firmenkunden
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Aktuelle Marktentwicklungen im Podcast
Ressourcenwende, Unterstützung der Bevölkerung und Technologie der nächsten Phase: Für Anleger könnten sich daraus interessante und zukunftsgerichtete Investmentmöglichkeiten ergeben.
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