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Tägliche Kapitalmarkteinschätzungen von Dr. Ulrich Stephan,
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14. April 2025

Liebe Leserinnen und Leser,

am Wochenende hat die US-Zollbehörde neue Richtlinien veröffentlicht, die für Erleichterung in der Tech-Branche sorgen dürften: Smartphones, Computer, Chips, Solarmodule, Flash-Speicher, TV-Displays und andere elektronische Komponenten sind vorerst nicht von den angekündigten 145-Prozent-Strafzöllen betroffen. Die US-Tech-Unternehmen profitieren davon, weil ein Großteil ihrer Produkte in China gefertigt wird. Die neuen Ausnahmen gelten für Waren, die ab dem 5. April 2025 ein Lager verlassen haben, um Transparenz bei der Zollberechnung zu schaffen. Mancher Analyst spricht nun von einem „Traumszenario“ für Investoren – andernfalls hätten die Zölle zu einem „Armageddon“ für die Branche werden können. Seit der Ankündigung der Zölle hatten die Big-Tech-Unternehmen erheblich an Marktwert verloren. Hier könnte sich eine gewisse Entspannung einstellen.

Globale Ordnung im Wandel: Welt zwischen China und USA

Die wirtschaftliche Entkopplung zwischen den USA und China schreitet voran. Zwei eng verflochtene Wirtschaftsmächte stehen sich gegenüber, doch die USA setzen auf mehr nationale Sicherheit und weniger Abhängigkeit, was sich unter anderem in hohen Zöllen auf chinesische Waren widerspiegelt. Der Fokus liegt auf dem Ungleichgewicht: China produziert ein Drittel der weltweiten Güter, konsumiert aber nur zwölf Prozent, während die USA 29 Prozent des Konsums stellen, aber nur 15 Prozent produzieren. Die Zölle sollen das korrigieren, ebenso wie chinesische Fiskalmaßnahmen zur Stärkung des Binnenkonsums. Weltweit stehen Staaten vor der Entscheidung, sich stärker an den USA oder an China zu orientieren – je nach Bedarf an Sicherheit, Kapital oder Rohstoffen. Gleichzeitig wird die Verhinderung des Transithandels zunehmend relevant. Auch währungspolitisch zeigen sich Folgen: Während kurzfristig eine Abwertung des Renminbis denkbar scheint, könnten langfristig die realen Zinsdifferenzen zu einer Aufwertung führen – mit dem strategischen Ziel, die globalen Ungleichgewichte zu verringern. Denn die Zölle dürften die Preise in China dämpfen und in den USA treiben. Die Handelsordnung verändert sich grundlegend und die Welt muss sich neu sortieren.

Vertrauen in den US-Dollar schwindet

Die Währungsmärkte beendeten die Handelswoche schwankungsreich.

  • Der Euro stieg zum US-Dollar auf ein Drei-Jahres-Hoch bei EUR/USD 1,1475. Die Aufwertung von Donnerstag auf Freitag war der größte Tagesgewinn des Euros zum Greenback seit 2015.
  • Der Schweizer Franken war als „sicherer Hafen“ noch stärker gefragt; mit nur noch USD/CHF 0,8111 wertete er auf das höchste Niveau seit Januar 2015 auf.
  • Auch der Yen gewann zum US-Dollar weiter hinzu. Statt rund USD/JPY 151 wie Ende März erhielt man am Freitag nur noch rund 142 Yen für einen US-Dollar.
  • Derweil stieg an den Rohstoffmärkten der Goldpreis innerhalb von drei Handelstagen um mehr als acht Prozent auf ein Rekordhoch.

Immer mehr Marktakteure scheinen aufgrund des weiter eskalierten Handelskonflikts zwischen den USA und China an der traditionellen Rolle des US-Dollars und der US-Staatsanleihen als „sichere Häfen“ zu zweifeln. Die vor der Ankündigung der US-Zölle am 2. April etablierten US-Dollar-Kaufpositionen dürften aktuell in großem Stil aufgelöst werden. Der Abwertungsdruck auf den US-Dollar könnte kurzfristig anhalten, sofern der Handelskonflikt nicht deeskaliert wird.

US-Banken eröffnen Berichtssaison zum ersten Quartal

Vergangenen Freitag haben die ersten großen US-Banken ihre Ergebnisse des ersten Quartals veröffentlicht und die durchschnittlichen Gewinnerwartungen der Analysten allesamt übertroffen. Insgesamt wird prognostiziert, dass die Unternehmen des S&P 500 ihre Profite im Vergleich zum Vorjahr um knapp acht Prozent gesteigert haben. Seit Jahresbeginn haben die Analysten ihre Wachstumsprognose jedoch überdurchschnittlich deutlich um 4,3 Prozentpunkte gesenkt. Die Quartalsergebnisse dürften die Kurse in dieser Berichtssaison weniger stark beeinflussen als die Aussagen der Unternehmen dazu, wie sie auf das neue Zollumfeld reagieren. Anleger fragen sich etwa, ob die Firmen höhere Kosten an ihre Kunden weiterreichen können, Margeneinbußen hinnehmen müssen, ihre Lieferketten umstrukturieren oder gar Produktionsstandorte verlegen werden. Können die Unternehmen diese Fragen überzeugend beantworten, sollte dies die Märkte etwas beruhigen. Allerdings dürfte die vorherrschende Unsicherheit wohl dafür sorgen, dass sich viele Unternehmen mit Prognosen zurückhalten. Entsprechend könnten die US-Aktienmärkte vorerst volatil seitwärtslaufen.

Uni-Michigan-Verbrauchervertrauen

Die Stimmung der US-Verbraucher hat sich im April gemessen an dem an der Uni Michigan berechneten Index merklich abgeschwächt:

  • Der Index fiel wesentlich stärker als von Analysten im Median erwartet.
  • Der Anteil der Verbraucher, die für das kommende Jahr einen Anstieg der Arbeitslosigkeit erwarten, ist den fünften Monat in Folge gestiegen. Damit ist der Anteil mehr als doppelt so hoch wie im November 2024 und so hoch wie seit 2009 nicht mehr.
  • Seit Dezember 2024 ist der Index somit um 30 Prozent gefallen.
  • Der Index für die Erwartungen fiel mit 47,2 Punkten auf das tiefste Niveau seit 1980.
  • Die Inflationserwartungen der Konsumenten auf Sicht von zwölf Monaten erhöhten sich von 5 auf 6,7 Prozent, den höchsten Stand seit 1981. Auf Sicht von fünf bis zehn Jahren legten sie von 4,1 auf 4,4 Prozent zu.

Da die US-Konjunktur in hohem Maße von den Konsumausgaben getragen wird, spricht einiges für eine spürbare Abkühlung auf kurze Sicht.

Tech-Aktien unter Druck

Die großen US-Technologiekonzerne waren jahrelang die großen Gewinner an der Börse. 2025 dreht sich das Rad jedoch: Zollsorgen und Konkurrenz aus China – besonders in der Automobilbranche und bei Künstlicher Intelligenz – setzten die Kurse unter Druck. Markiert der jüngste Kursrutsch das Ende der Tech-Rally oder eine Einstiegsmöglichkeit? Das analysiere ich im Gespräch mit Finanzjournalistin Jessica Schwarzer.

Zahl des Tages: 805.000

Bis hierzulande Fusionsenergie aus der Steckdose fließt, dürfte es noch eine Weile dauern. Aber vielleicht geht es im Weltall schneller? Start-up-Gründer Richard Dinan will mit Unterstützung der britischen Weltraumbehörde einen Fusionsantrieb für interplanetare Reisen entwickeln. Der Antrieb soll Raumsonden auf bis zu 805.000 Kilometer in der Stunde beschleunigen – es wären die schnellsten jemals von Menschen gebauten Objekte. Dabei soll das Antriebsmodul in einer Erdumlaufbahn an die jeweilige Sonde andocken und sie wie ein Triebwagen ins All schieben. In weniger als sechs Monaten, heißt es, könnte so eine Last von zwei Tonnen bis zum Mars transportiert werden. 2027 sind wir jedenfalls klüger: Dann will Dinans Start-up die erste Kernfusion im Orbit versuchen. 

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Herzlichst

Ihr Ulrich Stephan

Chefanlagestratege für Privat- und Firmenkunden

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