Wie Künstliche Intelligenz Alltag und Wirtschaft revolutioniert

58 Prozent der Menschen in Deutschland gehen laut einer Umfrage des Digitalverbandes Bitkom1 davon aus, dass Künstliche Intelligenz (KI) die Gesellschaft binnen fünf Jahren verändern wird oder bereits jetzt verändert. Wir erklären, was KI ist und welche Chancen sie bietet.

Wie Künstliche Intelligenz Alltag und Wirtschaft revolutioniert

Künstliche Intelligenz (KI), engl. Artificial Intelligence (AI), ist ein Teilgebiet der Informatik, das sich mit der Automatisierung intelligenten Verhaltens und dem maschinellen Lernen befasst. Bei der KI geht es darum, dass eine Maschine über eine dem Menschen vergleichbare Intelligenz verfügt und Aufgaben übernehmen kann, für deren Bewältigung nicht jeder Schritt vorab programmiert werden muss. Dazu werden die Algorithmen der KI-Systeme mit gigantischen Datenmengen gefüttert. Auf dieser Grundlage   sollen sie – ähnlich wie Menschen –  lernen, urteilen und selbstständig Probleme lösen, um so Aufgaben immer besser ausführen zu können.2

Täglich grüßt die KI
Spätestens seit der Veröffentlichung der generativen Textsoftware ChatGPT Ende 2022 ist KI in aller Munde. Doch die Technologie ist gar nicht so neu. 1956 wurde der Begriff „Künstliche Intelligenz“ („Artificial Intelligence“) auf einer Konferenz erstmals verwendet. Ende der 1960er Jahre entwickelte der deutsch-amerikanische Informatiker Joseph Weizenbaum das Programm „ELIZA“ – ein früher Chatbot, der in einem simulierten Arzt-Patienten-Gespräch getestet wurde. In den folgenden Jahren erzielten Wissenschaftler*innen und Unternehmen weitere Erfolge, die Einsatzgebiete blieben jedoch sehr begrenzt. Der Durchbruch gelang mit der Veröffentlichung der Sprachassistenten „Siri“ und „Alexa“ in den Jahren 2011 beziehungsweise 2015.3

Mittlerweile nutzen viele Menschen im Alltag KI, ohne sich dessen bewusst zu sein – so etwa in Navis, Online-Übersetzungsprogrammen, im Spamfilter des E-Mail-Postfachs oder in der Gesichtserkennungssoftware des Smartphones.4 Eine wichtige Voraussetzung für heutige KI-Anwendungen ist Big Data.5 Dabei handelt es sich um sehr große Datenmengen, deren Typen und Quellen sehr vielfältig sind, und die ziemlich schnell generiert und transferiert werden. Denn sie liefern erst die inhaltlichen Grundlagen, mit denen KI anschließend arbeitet. Umgekehrt hilft KI dabei, große und komplexe Datenmengen zu analysieren und zu nutzen. 

KI ist nicht gleich KI
Einem Wissenschaftler der Michigan State University zufolge lassen sich vier Typen von KI unterscheiden6:

Potenzial für die Wirtschaft
KI war lange Zeit eine Nischentechnologie – mittlerweile wird sie in zahlreichen Bereichen und Branchen eingesetzt. Zum Beispiel in der Automobil-, Textil- oder Stahlindustrie. Auch andere Sektoren wie die Landwirtschaft, die Medizin oder das Militär greifen auf KI zurück. Es ist daher anzunehmen, dass KI Prozesse optimieren und Kosten senken kann. Die Ausgaben für KI-zentrierte Systeme werden laut International Data Corporation (IDC) im Jahr 2026 voraussichtlich 300 Milliarden US-Dollar übersteigen. Obwohl die smarte Technologie nicht auf einzelne Branchen beschränkt ist, werden einige Unternehmen jedoch stärker als andere vom KI-Boom profitieren. Dazu zählen Hersteller von leistungsfähigen Chips, Software-,Plattform- und Cloud-Anbieter sowie Produzenten VR-Brillen.

Und auch auf den Unternehmenserfolg kann sie sich positiv auswirken. So erleben laut der Studie 19 Prozent der Unternehmen mit KI-Einsatz einen Beschäftigtenwachstum, unter den Unternehmen ohne KI sind es nur neun Prozent. Bei der Umsatzentwicklung verzeichnen 33 Prozent der Unternehmen eine positive Entwicklung, während dies nur für 27 Prozent der Unternehmen ohne KI gilt. Darüber hinaus weisen sieben von zehn KI-nutzenden Unternehmen (77 Prozent) eine positive Nettoumsatzrendite auf – bei herkömmlichen Unternehmen sind es nur 56 Prozent. Der Studie zufolge hat KI nur dann einen positiven Einfluss auf den Unternehmenserfolg, wenn ihr Einsatz in wertschöpfenden Bereichen erfolgt. Konkrete Anwendungsgebiete sind etwa die Unterstützung beim Verfassen von Dokumenten, bei der Datenanalyse, bei der Informationsbeschaffung und zur Optimierung von Marketing- und Vertriebsaktivitäten.7

KI als Investment
Die Prognosen steigender Umsatzerlöse legen nahe, dass KI als Geldanlage interessant sein könnte. Bitte beachten Sie, dass jede Geldanlage mit Risiken verbunden ist. Mit den Renditechancen einer Anlage steigen auch ihre Risiken. Wer in KI investieren will, hat viele Möglichkeiten und kann dies über einzelne Aktien oder Fonds (zum Beispiel aktiv gemanagte Investmentfonds oder thematische ETFs) machen. Spezielle „KI-Unternehmen“ gibt es allerdings kaum. Künstliche Intelligenz erstreckt sich über die gesamte Wertschöpfungskette: Von den Bereitstellern der Hard- und Software bis hin zu den Anwendern der KI. Die maßgeblichen Firmen sind vor allem Betreiber von Online-Suchmaschinen und Social-Media-Diensten. Hinzu kommen unter anderem Unternehmen aus der Halbleiter- und Softwarebranche sowie Cloud-Anbieter.

Risiken bedenken
Künstliche Intelligenz bietet also bereits heute viele Einsatzmöglichkeiten und Chancen – sowohl für die Wirtschaft als auch für die Menschen. Allerdings bestehen derzeit auch zahlreiche Unklarheiten. Antworten auf rechtliche Fragen soll der Artificial Intelligence Act (AI Act, auch KI-Gesetz oder KI-Verordnung genannt) der Europäischen Union liefern. Er ist der erste Rechtsrahmen für KI. Der AI Act zielt einerseits darauf ab, Innovationen zu fördern und das Vertrauen in KI zu stärken. Andererseits will er aber auch sicherzustellen, dass diese Technologie in einer Weise genutzt wird, die die Grundrechte und die Sicherheit der Bürgerinnen und Bürger der EU wahrt. Der AI Act soll 2024 in Kraft treten.8

Doch bestehen darüber hinaus weitere Risiken, z. B.:

  • Generative KI wie ChatGPT kann ungenaue, irreführende oder nicht aktuelle Aussagen erzeugen.
  • Bei vielen generativen KI-Systemen ist nicht transparent, welche Datenquellen sie nutzen. Daten wie Textbausteine, Begriffe oder Bilder, die in eine KI eingegeben werden, können urheberrechtlich geschützt sein. Wer die Ergebnisse verwendet, könnte dann gegen das Urheberrecht verstoßen, die Vervielfältigung strafbar sein.
  • Unklar ist bislang zudem die Haftung: Wer kommt im Falle von Fehlern oder Schäden auf, die durch KI verursacht werden?
  • Ebenso wenig gibt es eine Rechtsgrundlage für die Verarbeitung und Speicherung personenbezogener Daten auf Servern im Ausland.

Daraus ergeben sich zahlreiche Unsicherheiten – für Privatpersonen und für Unternehmen. Letztere müssen abwägen: Setzen sie bereits jetzt auf die Chancen von KI, könnten sie im Schadensfall und bei Gesetzesverschärfungen in Zukunft finanzielle Verluste erleiden. Warten sie hingegen ab, bis die Rahmenbedingungen stehen, könnten sich daraus Wettbewerbsnachteile ergeben, was ebenfalls den wirtschaftlichen Erfolg belasten könnte. Verbraucher*innen hingegen wissen nicht, was mit ihren Daten passiert und ob sie sich möglicherweise strafbar machen. Zudem könnten die zuvor beschriebenen wirtschaftlichen Verluste von Unternehmen sie treffen – etwa, wenn sie Geld bei solchen Firmen angelegt haben.

Exkurs: KI im Banking
Innovationen ermöglicht KI ebenfalls in der Finanzbranche – in verschiedenen Facetten: So nutzt die Europäische Zentralbank (EZB) als Aufsichtsbehörde für die europäischen Geldhäuser verschiedene smarte Programme, um größere Datenmengen in kürzester Zeit zu bearbeiten und auszuwerten.9 Ferner profitieren Bankkund*innen bereits heute direkt von der Technologie. KI-Modelle überwachen Transaktionen auf Konten und analysieren sie anhand bestimmter Kriterien, wie etwa dem Betrag, der Währung, in welches Land sie gehen und ob sie am Schalter oder online in Auftrag gegeben wurden. Weichen sie von den typischen Mustern ab, meldet das Programm dies den Kundenbetreuer*innen, die dann weitere gesetzlich vorgesehene Schritte einleiten können. So konnten bereits Fälle von organisierter Kriminalität, Geldwäsche und Steuerhinterziehung aufgedeckt werden.10 Darüber hinaus könnte KI die Finanzinstitute künftig unter anderem im Management von bankinternen Risiken unterstützen und den Kundenservice weiter verbessern. Beim Einsatz der Technologie hat sich die Finanzbranche künftig an die Vorgaben der oben erwähnten KI-Verordnung zu halten.

Fazit
Wohin sich KI künftig entwickelt, ist momentan noch nicht abzusehen. Was sich jedoch abzeichnet: So wie einst die Dampfmaschine vielfältige Auswirkungen auf Wirtschaft und Gesellschaft hatte, wird KI den Alltag in vielen Lebensbereichen grundlegend ändern – und langfristige Chancen für die Wirtschaft, für Verbraucher*innen und für Anlegende eröffnen.

Fußnoten:

1 Repräsentative Umfrage, die Bitkom Research im Auftrag des Digitalverbandes Bitkom durchgeführt hat, Stand 23. Februar 2023. Es wurden 1.007 Personen ab 16 Jahren befragt: https://www.bitkom.org/Presse/Presseinformation/Drei-Viertel-sehen-Kuenstliche-Intelligenz-Chance, aufgerufen am 11. Dezember 2023.

2 Eine allgemeingültige Definition von KI gibt es nicht. Quellen für die Erläuterung des Begriffs:
„Künstliche Intelligenz (KI) und maschinelles Lernen“, Fraunhofer-Institut für Kognitive Systeme IKS, https://www.iks.fraunhofer.de/de/themen/kuenstliche-intelligenz.html, aufgerufen am 11. Dezember 2023.
„Einfach erklärt: Was ist und kann Künstliche Intelligenz? 3 Fragen an
Volker Tresp, Professor für maschinelles Lernen an der Ludwig-Maximilians-Universität München und Mitglied der Arbeitsgruppe Technologische Wegbereiter und Data Science der Plattform Lernende Systeme“, acatech - Deutsche Akademie der Technikwissenschaften e.V., Stand 25. April 2022: https://www.plattform-lernende-systeme.de/id-3-fragen-an-newsreader/einfach-erklaert-was-ist-und-kann-kuenstliche-intelligenz.html, aufgerufen am 11. Dezember 2023.
„Was ist künstliche Intelligenz?“, TÜV NORD GROUP, Stand 21. April 2022: https://www.tuev-nord.de/explore/de/entdeckt/was-ist-kuenstliche-intelligenz-einfach-erklaert/, aufgerufen am 11. Dezember 2023.

3 Quelle für die beschriebenen Entwicklungen zwischen 1960 und 2015: „Die Geschichte der künstlichen Intelligenz“, Hochschule für Angewandte Wissenschaften Neu-Ulm: https://www.hnu.de/forschung/institute-kompetenzzentren/technologie-transfer-zentrum-ttz-guenzburg/ttz-blog-ki-for-everyone/alle-artikel/artikel/2023/05/22/die-geschichte-der-kuenstlichen-intelligenz-ki, aufgerufen am 11. Dezember 2023.

4 Was ist künstliche Intelligenz und wie wird sie genutzt? Europäisches Parlament, Stand 14. September 2020: https://www.europarl.europa.eu/news/de/headlines/society/20200827STO85804/was-ist-kunstliche-intelligenz-und-wie-wird-sie-genutzt, aufgerufen am 11. Dezember 2023.
Künstliche Intelligenz im Einsatz: 10 Beispiele aus dem Alltag, CHIP Magazin, Stand 15. Dezember 2022: https://praxistipps.chip.de/kuenstliche-intelligenz-im-einsatz-10-beispiele-aus-dem-alltag_153870, aufgerufen am 11. Dezember 2023.

5 „Wie künstliche Intelligenz die Ordnung der Wirtschaft revolutioniert.“ Wirtschaftsdienst/ZBW – Leibniz-Informationszentrum Wirtschaft, Stand 2018: https://www.wirtschaftsdienst.eu/inhalt/jahr/2018/heft/11/beitrag/wie-kuenstliche-intelligenz-die-ordnung-der-wirtschaft-revolutioniert.html#:~:text=Durch%20den%20Einsatz%20von%20KI,von%20Predictive%20und%20Contextualized%20Services, aufgerufen am 11. Dezember 2023.
Künstliche Intelligenz - KI, Glossar: FH Münster: https://www.fh-muenster.de/ipd/a-z/kuenstliche-intelligenz.php, aufgerufen am 11. Dezember 2023.
„Big Data einfach erklärt – Warum sind Datenmengen so zukunftsrelevant?“ KIRevolution – Institut für Marketing-Innovation:
https://kirevolution.com/big-data-einfach-erklaert-warum-sind-datenmengen-so-zukunftsrelevant, aufgerufen am 11. Dezember 2023.

6 “Understanding the four types of AI, from reactive robots to self-aware beings”, The Conversation, Stand 14. November 2016: https://theconversation.com/understanding-the-four-types-of-ai-from-reactive-robots-to-self-aware-beings-67616, aufgerufen am 11. Dezember 2023.
„Diese vier Arten von KI gibt es“, Heise Medien GmbH & Co. KG, Stand 1. Juni 2023: https://www.heise.de/tipps-tricks/Diese-vier-Arten-von-KI-gibt-es-9076579.html, aufgerufen am 11. Dezember 2023.
„Künstliche Intelligenz (KI): Definition, Arten und Anwendung“, HubSpot, Inc., Stand 10. März 2023: https://blog.hubspot.de/marketing/kuenstliche-intelligenz, aufgerufen am 11. Dezember 2023.

7 „Der digitale Faktor. Wie Deutschland von intelligenten Technologien profitiert“, Institut der deutschen Wirtschaft, Stand 25. September 2023: https://www.iwkoeln.de/studien/lennart-bolwin-christian-kestermann-hanno-kempermann-hilmar-klink-der-digitale-faktor-wie-deutschland-von-intelligenten-technologien-profitiert.html, aufgerufen am 11. Dezember 2023.

8 „KI-Gesetz: erste Regulierung der künstlichen Intelligenz“, Europäisches Parlament, Stand 9. Juni 2023: https://www.europarl.europa.eu/news/de/headlines/society/20230601STO93804/ki-gesetz-erste-regulierung-der-kunstlichen-intelligenz, aufgerufen am 11. Dezember 2023.
„AI Act“, Europäische Kommission: https://digital-strategy.ec.europa.eu/en/policies/regulatory-framework-ai, aufgerufen am 11. Dezember 2023.
„Was Unternehmen beim Umgang mit generativen KI-Anwendungen beachten sollten“, Deutsche Industrie- und Handelskammer: https://www.dihk.de/de/themen-und-positionen/wirtschaft-digital/digitalisierung/was-unternehmen-beim-umgang-mit-generativen-ki-anwendungen-beachten-sollten-94832#, aufgerufen am 11. Dezember 2023.

9 „EZB-Jahresbericht zur Aufsichtstätigkeit 2022“, EZB, Stand 28. Februar 2023: https://www.bankingsupervision.europa.eu/press/publications/annual-report/html/ssm.ar2022~e4b57f3b89.de.html, aufgerufen am 11. Dezember 2023.

10 „Wie künstliche Intelligenz das Bankgeschäft verändert“, Deutsche Bank:
https://www.db.com/what-next/digital-disruption/better-than-humans/how-artificial-intelligence-is-changing-banking/index?language_id=3, aufgerufen am 11. Dezember 2023.

Zum Schutz Ihrer persönlichen Daten werden das Video und die Verbindung zu YouTube erst nach einem Klick aktiv. Bereits beim Aktivieren des Videos werden personenbezogene Daten (IP-Adresse) an YouTube bzw. Google gesendet und gegebenenfalls auch dort gespeichert. Wenn Sie den Button "Video aktivieren" anklicken, wird ein Cookie auf Ihrem Computer gesetzt, sodass die Website weiß, dass Sie dem Anzeigen von eingebetteten Videos in Ihrem Browser zugestimmt haben. Weitere Details zu den von Google erhobenen Daten finden Sie unter https://policies.google.com/privacy.