Ist Wärme die neue Lage?

Umbruch bei Immobilienbewertungen

Der Marktwert von Wohnungen und Häusern hängt zunehmend von ihrer energetischen Ausstattung ab. In diese zu investieren, etwa in eine neue Heizung, kann einem drohenden Preisverfall vorbeugen.

modernes Haus mit Garten

Getty Images/Acilo

Das Ringen um eine Verminderung des CO2-Ausstoßes im Kampf gegen den Klimawandel verändert nach Einschätzung von Experten auch die Bewertungen auf dem Immobilienmarkt grundlegend. Viele Fachleute vertreten die Auffassung, dass über den Wert eines Hauses oder einer Wohnung in Zukunft nicht mehr überwiegend die Lage entscheidet, sondern die Bedeutung der energetischen Ausstattung zunehmen wird – also von Dämmung und Heizung sowie Energieversorgung. Aktuell werden nach Berechnungen von Immobilienportalen Objekte mit schlechten Energieeigenschaften bereits mit deutlichen Abschlägen bewertet.

Klima-Vorreiter Neubau

Der Trend zeigt sich schon im Neubaubereich: Dort wurden laut Deutsche Bank Research im ersten Quartal 2023 mit 55 Prozent bereits die Mehrzahl der Gebäude mit der Wärmepumpentechnologie ausgestattet. Gasheizungen seien dagegen „im Neubau deutlich auf dem Rückzug“, so DB Research. Der Vergleich zu Bestandsbauten verdeutlicht das Aufholpotenzial: Im Jahr 2022 waren knapp drei Viertel der mehr als 43 Millionen Bestandswohnungen mit Gas- oder Ölheizungen versehen.

Anteil Beheizungssysteme bzw. Energieträger in neuen Wohnungen in Deutscheland in %

Quelle: DB Research, BDEW

Viele Immobilienbesitzende stehen angesichts dessen vor der Frage: Muss ich energetisch sanieren, damit mein Eigentum nicht nur seine Lebensqualität behält, sondern auch seinen Marktwert – und dieser unter Umständen noch wächst? Für eine Investition sprechen gewichtige Argumente, die zum Vermittlungserfolg im Gespräch mit Ihren Kundinnen und Kunden beitragen können:

  • Trotz des zurückliegenden kräftigen Anstiegs ist das Niveau bei den Bauzinsen relativ niedrig. Das gilt im historischen Vergleich und wahrscheinlich auch in naher Zukunft. Denn die Kosten für Baugeld hängen indirekt an den Leitzinsen, und diese hat die Europäische Zentralbank (EZB) zuletzt erneut angehoben. Und: „Weitere Zinsschritte dürfte die EZB sich vorbehalten“, schreibt das Deutsche Bank Chief Investment Office in seinem „Zinsbulletin. Monatliche Einschätzung für Unternehmenskunden“ aus dem Juni dieses Jahres angesichts der hartnäckig hohen Inflation. Günstigere Konditionen scheinen nicht in Sicht.
  • Unter anderem der Ukraine-Krieg hat den Energiemarkt radikal verändert. So scheint die Gasversorgung durch neu errichtete Terminals für verflüssigtes Erdgas (LNG) vorerst gesichert – dieses ist allerdings wegen höherer Transportkosten strukturell teurer als durch Pipelines angeliefertes. Pipeline-Erdgas selbst dürfte tendenziell mehr kosten: Der Pipelinebetrieb wird anteilig auf alle Nutzerinnen und Nutzer umgelegt – werden diese durch das Wachstum alternativer Energieformen weniger, steigt die Belastung entsprechend. Hinzu kommen die Pläne der EU, ab 2027 unter anderem für den Gebäudesektor einen speziellen CO2-Zertifikatehandel einzuführen, der eine Verteuerung fossiler Brennstoffe nach sich ziehen soll. Daher kann sich eine energetische Modernisierung schneller rechnen als gedacht.
  • Eine repräsentative Studie von Kantar auf Basis von 2.428 Interviews hat ergeben, dass mit 84 Prozent ein Großteil der Eigentümerinnen und Eigentümer, die eine energetische Modernisierung vorgenommen haben oder dies planen, dafür Eigenkapital einsetzen. Dazu nutzten 26 Prozent eigene Bausparguthaben. Die Ergebnisse zeigen aber auch, dass gut jede oder jeder Dritte für die Ertüchtigung entweder einen Kredit aufgenommen hat oder dies zumindest tun würde, um energetische Maßnahmen zu finanzieren.
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