Interview mit Mario Götze

Mario Götze knüpft in Frankfurt wieder an seine Top-Form aus früheren Tagen an: Nachdem der gebürtige Memminger beim BVB den Durchbruch schaffte, zwischenzeitlich beim FC Bayern glänzte, hatte er nach seiner Rückkehr nach Dortmund keine einfache Zeit. Sein Wechsel zur PSV Eindhoven in die Niederlande brachte neuen Schwung in die Karriere des 30-Jährigen. Bei der Eintracht blüht der WM-Siegtorschütze von 2014 wieder auf und besticht durch seine Unbekümmertheit. In dieser Saison hat Götze mit den Adlerträgern noch einiges vor.

Mario Götze

Sie sind noch in allen drei Wettbewerben vertreten. Welche Ziele haben Sie sich für die restliche Saison gesetzt?

Erst einmal ist es ein sehr positives erstes halbes Jahr gewesen, sowohl in der Bundesliga als auch in der Champions League und dem DFB-Pokal. Es ist nicht selbstverständlich, dass wir in allen drei Wettbewerben noch dabei sind. Das Ziel ist natürlich, daran im neuen Jahr anzuknüpfen. Wir wissen, wie schwer es über eine gesamte Saison sein kann, die Topleistung in allen drei Wettbewerben konstant abzurufen. Es wäre daher fantastisch, wenn wir das Niveau weiterhin halten könnten. Natürlich ist die Champions League ein Highlight, aber auch eine sehr anspruchsvolle Herausforderung. Unser Fokus liegt in erster Linie auf der Bundesliga und da wollen wir uns im oberen Drittel festsetzen.

Was war Ihr persönliches Highlight in den ersten sechs Monaten bei Eintracht Frankfurt?

Was ich natürlich sehr genossen habe, war das erste Champions-League-Spiel im Stadion, da ich die zwei Jahre zuvor keine Champions League gespielt habe. Der Achtelfinal-Einzug gehört sicherlich auch zu den Höhepunkten. Auch wenn das erste Bundesligaspiel gegen den FC Bayern nicht positiv verlaufen ist, war das trotz allem ein persönliches Highlight für mich, vor dieser Kulisse zu spielen.

Am 21. Februar steht das Champions-League-Achtelfinalhinspiel im Deutsche Bank Park gegen die formstarke SSC Neapel an. Wie bereiten Sie sich auf das Top-Duell vor?

Erst einmal haben wir noch ein paar Spiele vorher, die gerade in der Bundesliga sehr wichtig sind und die wir positiv gestalten wollen. Neapel wird sicherlich ein weiteres Highlight werden. Auch wenn sie das erste Spiel des Jahres gegen Inter Mailand verloren haben, haben sie eine richtig gute Mannschaft und sind verdient an der Tabellenspitze. Es wird spannend und wir wissen auch, dass in der Champions League alles möglich ist. Das haben wir in der Gruppenphase auch schon erlebt mit dem verlorenen Spiel gegen Lissabon zu Beginn. Aber genau das ist dann vielleicht auch unsere Chance, da auf einem Top-Level zu sein und ein entsprechendes Spiel abzuliefern. Gerade wenn man, wie in der Champions League, nur zwei Spiele hat, sind oftmals Kleinigkeiten entscheidend.

Ab der nächsten Saison spielen Sie im Deutsche Bank Park vor 60.000 Fans und der zweitgrößten Stehplatz-Tribüne Deutschlands. Welches Heimspiel im Deutsche Bank Park war Ihr bisher größtes Highlight?

Wie eben schon kurz erwähnt, war es sicherlich das erste Spiel gegen München, auch wenn es sportlich anders gelaufen ist, als wir uns das vorgestellt hatten. Dann natürlich auch noch das erste Champions-League-Spiel gegen Lissabon, auch wenn das ebenfalls nicht erfolgreich war.
Zudem sind hier auch die Spiele gegen Leipzig oder auch Hoffenheim zu nennen, die wir durch frühe Führungen siegreich gestalten konnten und auch das Spiel gegen Dortmund war aus meiner Sicht ein gutes Spiel von uns.

Sie kennen die Königsklasse bereits aus Dortmund und München. Sind Sie auch als erfahrener Profi noch aufgeregt, wenn die Hymne erklingt?

Ich finde, das ist mit Abstand der beste Wettbewerb. Internationale Spiele sind immer besonders. Auch der Modus mit der Gruppenphase und den K.O.-Spielen, zusammen mit der Hymne – da weiß jeder, dass das etwas Besonderes ist, unter der Woche bei Flutlicht zu spielen. Ich freue mich daher immer ganz besonders auf die Spiele in der Champions League.

Inwiefern ist das Königsklassen-Abenteuer mit der Eintracht nochmal ein anderes als mit Ihren ehemaligen Clubs?

Erst einmal, weil es für den Verein etwas Besonderes ist. Das hat auch auf mich persönlich abgefärbt. Man merkt diese Euphorie unmittelbar in der Stadt, bei den Menschen, bei den Mitspielern, dem Trainerteam, dem Staff und allen anderen. Das spürt man als Spieler einfach und daher macht es das dann auch nochmal spezieller für einen selbst.

Im Sommer kommen wieder einige internationale Musik-Top-Acts nach Frankfurt in den Deutsche Bank Park. Welches Event lassen Sie sich auf keinen Fall entgehen?

Es waren ja schon oft großartige Musikacts und Veranstaltungen im Stadion, das spricht natürlich auch für Frankfurt und den Deutsche Bank Park. Wenn ich mir anschaue, welche Highlights es im kommenden Sommer gibt, glaube ich, dass ich mir „The Weeknd“ nicht entgehen lassen kann.

Aus sportlicher Sicht hätte Ihr erstes halbes Jahr in Frankfurt mit Tabellenplatz vier, dem Achtelfinal-Einzug und dem Überwintern im DFB-Pokal kaum besser laufen können. Haben Sie sich in der Mannschaft und auch privat in der Stadt gut eingelebt? Was schätzen Sie an Frankfurt besonders?

Ich hatte zuvor keine richtigen Berührungspunkte mit Frankfurt außer bei Auswärtsspielen mit meinen alten Teams oder wenn ich die Stadt ab und an besucht habe. Jetzt sind sechs Monate vergangen und umso mehr schätze ich die Stadt, die Internationalität der Menschen und dass der Fußball hier richtig gelebt wird. Die Fans und das Stadion sind natürlich für mich etwas Besonderes. Aber vor allem dieser Facettenreichtum der Stadt und das Umfeld machen Frankfurt außergewöhnlich. Wir als Familie und ich als Sportler fühlen uns hier sehr wohl. Daher sind wir froh, hier leben zu dürfen.

Oft wird über den Qualitätsunterschied zwischen den Top-5-Ligen (England, Spanien, Deutschland, Frankreich, Italien) und den anderen Ligen in Europa diskutiert – wie ist Ihre Einschätzung? Was zeichnet den Fußball in den Niederlanden aus?

Der Vergleich der vier bis fünf großen Ligen mit den restlichen Ligen Europas wird häufig gezogen und ich denke auch, dass es einen Unterschied gibt. Allerdings muss man ein wenig differenzieren. Wenn man die Top-Ligen mit der niederländischen Liga vergleicht, spiegelt sich der Unterschied vor allem im Leistungsgefälle wider. Es gibt die großen vier bis fünf Mannschaften, die immer international spielen und die auf einem sehr guten Niveau sind. Das sieht man auch am guten Abschneiden der Teams in den europäischen Wettbewerben. Meiner Einschätzung nach fällt das Niveau dahinter dann allerdings stärker ab als in anderen Ligen. In diesen sind dann beispielsweise die Aufsteiger viel stärker, als es in den Niederlanden, der Türkei oder Portugal der Fall ist.
Ein exakter Vergleich der Ligen ist allerdings eher schwer, da dies dann oftmals an den entsprechenden internationalen Titeln gemessen wird. Ich finde aber, dass sich die Bundesliga sportlich sowohl in der Spitze als auch in der Breite auf einem sensationell guten Niveau befindet! Darüber hinaus hat Deutschland mit Blick auf die Infrastruktur, die Auslastung und die Fans vielen anderen Ligen etwas voraus.

Sie setzen sich vor allem für sozial benachteiligte Kinder ein und engagieren sich für viele Projekte. Sogar mit dem NRW-Verdienstorden wurden Sie bereits ausgezeichnet. Was bedeutet soziales Engagement für Sie?

Für mich ist das ein sehr großer und sehr wichtiger Faktor. Ich hatte das Glück, in Deutschland geboren zu sein und in Deutschland aufwachsen zu können. Wenn man dann eine gewisse Zeit nicht mehr in Deutschland lebt und auch durch Reisen neue Kulturen kennen lernt, weiß man dies umso mehr zu schätzen. Nicht erst seit ich Vater bin, liegt mir deshalb gerade die Unterstützung von Kindern sehr am Herzen. Ich habe früh den Fokus auf verschiedene Stiftungen gelegt, welche Bildung, Sport und die Grundbedürfnisse von Kindern unterstützen und vor allem einen nachhaltigen Aspekt haben. Das liegt mir einfach am Herzen und daher finde ich das auch sehr wichtig

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