4. Februar 2025
die von US-Präsident Donald Trump verkündeten Zölle auf Importe aus China traten heute Morgen in Kraft. Eigentlich hätten zeitgleich auch Zölle auf Importe aus Mexiko und Kanada gelten sollen, doch wurden diese gestern kurzfristig um einen Monat aufgeschoben. Anleger sollten sich auf eine mitunter schnell wechselnde Nachrichtenlage und kurzfristige Änderungen zuvor erfolgter Beschlüsse einstellen – und auf entsprechend schwankungsreiche Finanzmärkte.
Nach anfänglicher Schwäche erholte sich der US-Aktienmarkt im gestrigen Handelsverlauf. Schätzungen zufolge würden die angekündigten Zölle die Gewinne pro Aktie des S&P 500 um weniger als fünf Prozent schmälern – und das auch nur, wenn die Zölle langfristig erhoben würden und mit einer merklichen Aufwertung des US-Dollars einhergingen. Die Unternehmen im Index erzielen weniger als ein Prozent ihrer Umsätze in Kanada beziehungsweise Mexiko. Entscheidender für die Entwicklung des Aktienmarkts wird daher sein, ob Anleger zukünftig angesichts der Gefahr steigender Zölle eine höhere Risikoprämie fordern. Gleichzeitig könnten möglicherweise steigende Renditen die Bewertungen wieder belasten. Kurzfristig halte ich weitere Rücksetzer für nicht unwahrscheinlich. Während des Handelskrieges mit China in Trumps erster Amtszeit setzte der Aktienmarkt mehrmals zurück. Damals folgten auf merkliche Kurseinbrüche häufig mildere Äußerungen aus Washington, woraufhin sich die Kurse wieder erholten – unter dem Strich legten US-Aktien zu.
Der Kanadische Dollar wertete zum US-Dollar aufgrund der angekündigten US-Zölle gestern zwischenzeitlich um mehr als zwei Prozent auf ein 22-Jahres-Tief ab, bevor eine starke Gegenbewegung einsetzte. Der handelsgewichtete U.S. Dollar Index notierte kurz nach Handelsbeginn zeitweise auf einem 22-Monats-Hoch. Der Greenback wird zum einen aufgrund seines Status als „sicherer Währungshafen“ nachgefragt, zum anderen könnten die Zölle – sofern sie tatsächlich umgesetzt werden – an die Verbraucher weitergegeben werden und die Inflation erhöhen, weshalb die US-Notenbank Fed die Leitzinsen längere Zeit auf dem aktuellen Niveau belassen könnte. Zwar ist die Europäische Union (EU) noch nicht direkt von US-Zöllen betroffen, jedoch äußerte Donald Trump erneut, dass auch Zölle auf Importe aus der EU „auf jeden Fall passieren werden“. Daraufhin fiel der Euro Montagmorgen auf das niedrigste Niveau seit November 2022. An den Optionsmärkten setzen die Anleger auf eine weitere Abwertung und sind so pessimistisch für den Euro gestimmt wie zuletzt im Juli 2024. Solange Trump keine Entspannung seiner Handelspolitik signalisiert, dürfte jedwede Erholung des Euro/US-Dollar-Kurses lediglich kurzfristig sein.
Die potenziell inflationären Effekte der verkündeten Zölle veranlassten Marktakteure dazu, ihre Erwartungen an die US-Geldpolitik zu korrigieren. Sie erwarten nun eine Zinssenkung um 0,25 Prozentpunkte im Juli statt im Juni und taxieren die Wahrscheinlichkeit einer weiteren Senkung bis Jahresende auf nur noch 75 Prozent. Die Renditen zweijähriger US-Staatsanleihen stiegen deshalb moderat. Für die Europäische Zentralbank (EZB) erwarten die Märkte hingegen eine stärkere Lockerung: Sie erwarten weiterhin drei Leitzinssenkungen um je 0,25 Prozentpunkte und preisen nun eine zusätzliche mit mehr als 50 Prozent Wahrscheinlichkeit ein. Die Renditen von Eurozonen-Staatsanleihen mit kurzer, aber auch mit langer Laufzeit sanken daher moderat. Am stärksten unter Druck gerieten die Renditen kanadischer Staatsanleihen – die Renditen kurz- und langlaufender Papiere sanken zeitweise um fast 0,2 Prozentpunkte. Wie bei der EZB setzen die Anleger auch bei der Bank of Canada auf zusätzliche Zinssenkungen, um die Konjunktur zu stützen.
Die Rohstoffmärkte reagierten auf die Ankündigung der Zölle unterschiedlich.
In einem nervösen Handelsumfeld dürften sich Industriemetalle schwertun, während Gold gefragt bleiben sollte.
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Neuwahlen in Deutschland, der Regierungswechsel in den USA, die anhaltenden Konflikte in der Ukraine und im Nahen Osten: Wie sich Anleger im kommenden Jahr aufstellen sollten, habe ich in meinem Jahresausblick für Sie zusammengefasst.
Leben wir in einem Zeitalter der „Fake News“, in dem lautstark geäußerte Überzeugungen wichtiger sind als wissenschaftliche Erkenntnisse? Ein Team um Viktoria Cologna von der ETH Zürich und Niels Mede von der Universität Zürich befragte über 70.000 Menschen in 68 Ländern, wie sie die Kompetenz, Gemeinwohlorientierung, Integrität und Kritikfähigkeit von Forscherinnen und Forschern einschätzen. Das Ergebnis: Auf einer Skala von fünf (sehr hoch) bis eins (sehr niedrig) erreicht das durchschnittliche Vertrauen in die Wissenschaft einen Wert von 3,62. Ganz vorn liegen Ägypten und Indien mit Werten von über vier. Das erfreuliche Fazit: In allen teilnehmenden Ländern überwiegt das Vertrauen. Weniger erfreulich: Deutschland belegt mit 3,49 Punkten nur einen Platz im unteren Mittelfeld.
Ich wünsche Ihnen einen faktenorientierten Tag.
Herzlichst
Ihr Ulrich Stephan
Chefanlagestratege für Privat- und Firmenkunden
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Ressourcenwende, Unterstützung der Bevölkerung und Technologie der nächsten Phase: Für Anleger könnten sich daraus interessante und zukunftsgerichtete Investmentmöglichkeiten ergeben.
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