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Tägliche Kapitalmarkteinschätzungen von Dr. Ulrich Stephan,
Chefanlagestratege für Privat- und Firmenkunden.
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27. Juni 2024

Liebe Leserinnen und Leser,

die starke Hausse bei US-Technologietiteln weckt bei vielen Anlegern Erinnerungen an die Dotcom-Blase, 2024 bleibt ein volkswirtschaftlich herausforderndes Jahr für China, und Indiens Aktienmarkt steigt stärker als Chinas.

Tech: Boom oder Blase

Die starke Hausse bei US-Technologietiteln weckt bei vielen Anlegern Erinnerungen an die Dotcom-Blase der Jahrtausendwende. Einige argumentieren sogar, dass sich bereits eine neue Blase gebildet hat. Ich würde noch nicht so weit gehen: Die Bewertungen der größten Technologieunternehmen sind derzeit hoch, liegen jedoch deutlich niedriger als in der Dotcom-Blase. Die sieben größten Tech-Werte werden derzeit mit einem durchschnittlichen Kurs-Gewinn-Verhältnis für die erwarteten Gewinne der kommenden 24 Monate von 29 gehandelt – seinerzeit wurden die damals wertvollsten Konzerne mit über 60 bewertet. Gleichzeitig sind die Unternehmen heute deutlich profitabler: In den vergangenen drei Jahren haben sie ihre Gewinne und Umsätze um durchschnittlich 39 beziehungsweise 24 Prozent pro Jahr gesteigert. Entsprechend kann ich derzeit noch nicht das gleiche Maß an Spekulation im Markt erkennen, das in der Dotcom-Blase vorherrschte.

China vor Herausforderungen

2024 bleibt ein volkswirtschaftlich herausforderndes Jahr für China. Der chinesische Konsument präsentiert sich aufgrund von Arbeitsplatzunsicherheit, Einkommensperspektiven und fallenden Immobilienpreisen verhalten. Zwar legt die fortschrittliche, mit Algorithmen und Cloud-Computing unterstützte Produktion („Advanced Manufacturing“) zu, kann momentan aber nur den schwachen heimischen Konsum ausgleichen. Die People’s Bank of China agiert trotz sehr niedriger Inflation vorsichtig, da sie den Renminbi nicht weiter schwächen möchte. Immerhin hat die Landeswährung dieses Jahr gegenüber dem US-Dollar bereits von 7,10 auf 7,27 Yuan je US-Dollar abgewertet. Ein Lichtblick könnte vom Export kommen, wie eine Befragung unter Volkswirten zeigt: Ökonomen prognostizierten im Juni ein Exportwachstum von 4,3 Prozent für 2024 – im Mai hatten sie nur 2,8 Prozent erwartet. Begründet wurde dies mit einer hohen Wettbewerbsfähigkeit und dynamischer internationaler Nachfrage. Wegen der Diskussion um Zölle und Handelsbeschränkungen mit den USA und der Europäischen Union ist allerdings Vorsicht geboten. Das spiegeln auch die Aktienmärkte wider: Der CSI 300 stieg seit Jahresbeginn um lediglich rund 2,5 Prozent, während die ChiNext um rund 7,5 Prozent nachgab.

    Schwellenländer: Indien bevorzugt

    Der MSCI Indien stieg seit Anfang 2020 – dem Beginn der Corona-Pandemie – in Euro und inklusive Dividenden um etwa 100 Prozent – der MSCI China gab um 20 Prozent nach. Beide Länder wachsen stark, jedoch schlägt sich dies in Indien deutlicher an den Aktienmärkten nieder. Die Marktkapitalisierung der dortigen Unternehmen ist im Verhältnis zur Wirtschaftsleistung im oben genannten Zeitraum von 80 auf über 105 Prozent gestiegen, während sie in China bei etwa 50 Prozent verharrte. Die Anzahl der Unternehmen mit einer Marktkapitalisierung über zehn Milliarden US-Dollar hat sich in dieser Zeit in Indien etwa verdreifacht, während sie in China nahezu stagniert ist. Dabei weisen diese Unternehmen in Indien eine mittlere Eigenkapitalrentabilität von 17 Prozent auf, während es in China fünf Prozentpunkte weniger sind. Indien scheint China als Lieblingsschwellenmarkt der Anleger abgelöst zu haben. Schreibt sich der aktuelle Trend fort, könnte das Land in einigen Jahren China als größten Schwellenländermarkt im MSCI Emerging Markets Index ablösen.

    US-Dollar/Yen fällt auf tiefsten Stand seit 1986

    Der Yen fiel gestern auf rund 160,60 Yen pro US-Dollar – das niedrigste Niveau seit 1986. Bereits Ende April und Anfang Mai notierte der Yen kurzzeitig über 160 Yen pro US-Dollar, ehe die japanische Notenbank ihn durch Interventionen an den Währungsmärkten stützte.

    Die Bank of Japan hat kürzlich zwei Bedingungen für zukünftige weitere Interventionen genannt.

    1. Eine Auf- oder Abwertung des Yen von vier Prozent innerhalb von zwei Handelswochen.
    2. Eine Auf- oder Abwertung des Yen zum US-Dollar von zehn Stellen innerhalb eines Monats, also beispielsweise eine Abwertung von 150 auf 160 Yen pro US-Dollar.

    Diese Kriterien waren gestern beide erst zu rund zwei Dritteln erfüllt. Sollte sich das Tempo der Abwertung nicht dramatisch beschleunigen, dürfte die Bank of Japan diese vorerst weiter tolerieren. Da der US-Dollar momentan gegen nahezu jede andere G-10- oder Schwellenländerwährung Rückenwind verspürt, würde eine Währungsmarktintervention der Bank of Japan den Yen vermutlich erneut vorübergehend stützen.

    Tech-Unternehmen: wertvoll oder überbewertet?

    Zwei Tech-Giganten lieferten sich jüngst ein Rennen um den Titel als wertvollstes Unternehmen der Welt. Wie relevant ist das für Anleger? Das erfahren Sie von mir im Gespräch mit Finanzjournalistin Jessica Schwarzer.

    Was diese Woche wichtig wird

    Freitag, USA | PCE Core Deflator im Mai. Das von der US-Notenbank bevorzugte Inflationsmaß sollte von 2,8 auf 2,6 Prozent gesunken sein. Steigen die Preise stärker als erwartet, könnten am Markt eingepreiste Zinssenkungen teilweise wieder ausgepreist werden. Der US-Dollar könnte dann profitieren, während Aktien- und Anleihen schwanken dürften.

    Zahl des Tages: 8.600

    Wenn Sie heute Morgen zu einem Frühstücksbrötchen greifen, halten Sie ein jahrtausendealtes Kulturgut in der Hand. Aber seit wann backen Menschen eigentlich Brot? Türkische Archäologen haben jetzt in der jungsteinzeitlichen Siedlung von Çatalhöyük einen spektakulären Fund gemacht. Sie entdeckten einen 8.600 Jahre alten ungebackenen Brotlaib aus Gerste, Weizen und Erbsen – das älteste vollständige Brot der Welt. Warum der Laib damals nicht in den Ofen wanderte, werden wir wohl nie erfahren. Sicher scheint dagegen, dass die Technik des Backens noch deutlich älter ist: Im heutigen Jordanien wurden vor einigen Jahren Krümel eines Fladenbrots ausgegraben, die rund 14.400 Jahre alt sein sollen. 

    Bleiben Sie heute hungrig. 

    Herzlichst

    Ihr Ulrich Stephan

    Chefanlagestratege für Privat- und Firmenkunden

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