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15. April 2025

Liebe Leserinnen und Leser,

Dialogstillstand und Eskalation belasten die Beziehungen zwischen den USA und China deutlich, China reagiert auf die US-Zölle mit Exportkontrollen für Seltene Erden, und internationale Fluggesellschaften spüren die Folgen der US-Handelspolitik.

Zölle, Druck, Stillstand: Handelskonflikt USA–China droht sich zu verhärten

Unter der Oberfläche der eskalierenden Zollpolitik zwischen den USA und China verbirgt sich eine tiefere Krise: Der Mangel an Dialogkanälen seit Januar und die unberechenbaren Entscheidungen der US-Administration haben die Beziehungen schwer belastet. Analysten sprechen von einer schrittweisen „Entkopplung“ der beiden Wirtschaftsmächte, was das globale Gleichgewicht sowie den Welthandel und die Lieferketten durcheinanderbringt. Peking war bereit, wirtschaftliche Spannungen zu tolerieren, solange es Hoffnung auf Gespräche gab. Doch der abrupte Abbruch aller Gespräche und die aggressive Einführung neuer Zölle haben diese Möglichkeit stark eingeschränkt. Chinesische Beamte reagierten zurückhaltend, versuchten aber über inoffizielle Kanäle wie Ex-Botschafter Cui Tiankai, wieder Gespräche aufzunehmen – bislang erfolglos. Die US-Regierung setzt auf maximalen Druck und versucht, mit Alliierten ein Handelsbündnis gegen China zu formen. China zeigt sich ebenfalls entschlossen, mit eigenen Maßnahmen zu reagieren, darunter branchenspezifische Gegenzölle und Ausfuhrbeschränkungen. Dass der Volatilitätsindex (VIX) in den vergangenen Tagen nicht stärker zurückgegangen ist und der VIX-Future auf hohem Niveau verharrt, zeigt, dass die Märkte nicht mit einer schnellen Lösung rechnen.

Beziehung zwischen den USA und China: Seltene Erden rücken in den Fokus

China reagierte auf die US-Zollerhöhungen nicht nur mit Gegenzöllen, sondern auch mit Exportkontrollen für Seltene Erden. Die Maßnahme trat bereits am 4. April in Kraft und betrifft primär sogenannte Schwere Seltene Erden. Diese werden in Magneten verwendet, die für viele Arten von Elektromotoren unerlässlich sind. China kontrolliert etwa 90 Prozent der weltweiten Produktion dieser insgesamt 17 strategischen Metallen. Zudem hat China über Jahrzehnte hinweg das Know-how und die Infrastruktur für die komplexe Trennung und Aufbereitung dieser Elemente aufgebaut. Die USA betreiben hingegen nur eine einzige Mine und beziehen den Großteil ihres Bedarfs – etwa für Verteidigung, Robotik und Elektronik – aus China. Die Exportkontrollen stellen keine vollständige Blockade dar, ermöglichen es Peking jedoch, durch die Begrenzung von Exportlizenzen den Warenfluss zielgerichtet zu drosseln. Die Exporte von Seltenen Erden machen nur einen minimalen Anteil an den chinesischen Gesamtexporten aus, sind aber für den US-Hochtechnologie-Sektor sehr relevant, sodass sie im Handelskonflikt möglicherweise als Verhandlungsmasse gelten könnten.

US-Zollpolitik verschiebt Handelsströme

Die 90-tägige Pausierung der US-Strafzölle – mit Ausnahme jener für China – bei zehn Prozent stellt eine Erleichterung für Unternehmen weltweit dar, besonders in Vietnam. Das Land hat sich zu einem attraktiven Standort für Hersteller entwickelt, die ihre Produktion aufgrund der Handelskonflikte zwischen China und den USA diversifizieren wollen. Seit Beginn der ersten US-Präsidentschaft von Donald Trump haben sich Vietnams Exporte in die USA nahezu verdreifacht, was zu einem Handelsüberschuss von inzwischen 120 Milliarden US-Dollar führte. Dadurch geriet die südostasiatische Nation ins Visier der aktuellen US-Regierung, die Handelsungleichgewichte gezielt bekämpfen will. Die pausierten, aber nicht aus der Welt geschafften US-Zölle in Höhe von 46 Prozent bleiben ein ernst zu nehmender Risikofaktor. Vietnamesische Aktien notieren derzeit rund 28 Prozent unter ihrem zehnjährigen Bewertungsschnitt – so tief wie zuletzt während der vietnamesischen Immobilienkrise 2022. Für langfristig orientierte Anleger könnten sich interessante Einstiegschancen bieten. Allerdings bleibt es ungewiss, ob eine zufriedenstellende Einigung im Zollkonflikt erzielt werden kann – zumal zahlreiche chinesische Unternehmen Vietnam als Zwischenstation nutzen, um Handelshemmnisse zu umgehen.

Airline-Aktien verlieren an Höhe

Die Folgen der US-Handelspolitik spüren auch internationale Fluggesellschaften. Der Nachfragerückgang bei Passagierreisen, der im Februar im preissensiblen Segment der US-Inlandsflüge begann, hat sich mittlerweile auf internationale Flüge ausgeweitet. Seit Ende Januar haben Aktien der im MSCI World Airlines Index gelisteten Unternehmen in Euro im Schnitt 24 Prozent eingebüßt – und damit acht Prozentpunkte mehr als der MSCI World Index.

Der Flugverkehr zwischen den USA und Kanada ging spürbar zurück, aber auch die Transatlantikbuchungen ließen infolge verschärfter US-Einreisebeschränkungen nach. Zuletzt zeigten auch die margenstarken Segmente Geschäftsreisen und Premium-Buchungen vermehrt Anzeichen von Schwäche. Dabei gleichen die im Zuge niedrigerer Ölpreise gesunkenen Treibstoffkosten die Umsatzeinbußen der Airlines nur teilweise aus. Die in den nächsten Monaten anstehenden Zollverhandlungen zwischen den USA und ihren Handelspartnern dürften auch für Airline-Aktien richtungsweisend sein. Gelingt keine Einigung auf deutlich geringere Zölle, könnte sich das für die kommenden zwölf Monate erwartete Gewinnwachstum von 5,3 Prozent für Fluggesellschaften als zu optimistisch erweisen. Zudem könnte die Entwicklung dann einer zeitnahen Renaissance der Branche entgegenstehen.

Tech-Aktien unter Druck

Die großen US-Technologiekonzerne waren jahrelang die großen Gewinner an der Börse. 2025 dreht sich das Rad jedoch: Zollsorgen und Konkurrenz aus China – besonders in der Automobilbranche und bei Künstlicher Intelligenz – setzten die Kurse unter Druck. Markiert der jüngste Kursrutsch das Ende der Tech-Rally oder eine Einstiegsmöglichkeit? Das analysiere ich im Gespräch mit Finanzjournalistin Jessica Schwarzer.

Zahl des Tages: 163

Angesichts steigender Kaffeepreise könnten sich Verbraucher fragen, mit welcher Technik das meiste Aroma aus der Bohne herauszuholen ist. Ein Team um Arnold Mathijssen von der University of Pennsylvania hat es ausprobiert. Die Erkenntnis: Wasser und Kaffeepulver vermischen sich optimal – und sorgen damit für einen stärkeren Aufguss –, wenn das Wasser aus großer Höhe in einem konstanten Strahl in den Filter gegossen wird und dort eine Art Pulverlawine erzeugt. Die rund 163 Liter Kaffee, die jährlich pro Kopf in Deutschland getrunken werden, könnten so besonders ergiebig aufgebrüht werden. Ein Wermutstropfen: Ob das wissenschaftlich erzeugte Heißgetränk besser schmeckt, haben die Forscher leider nicht untersucht. 

Ich wünsche Ihnen einen effizienten Tag. 

Herzlichst

Ihr Ulrich Stephan

Chefanlagestratege für Privat- und Firmenkunden

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