PERSPEKTIVEN am Morgen

Starten Sie gut informiert
in den Tag

Tägliche Kapitalmarkteinschätzungen von Dr. Ulrich Stephan,
Chefanlagestratege für Privat- und Firmenkunden.
Jeden Morgen um 7.00 Uhr in Ihrem E-Mail-Postfach.

21. November 2024

Liebe Leserinnen und Leser,

Angebotsschocks oder Zollerhöhungen führen nicht automatisch zu Inflation, die Berichtssaison zum dritten Quartal nähert sich in Europa dem Ende, und die neue Regierung Mexikos stellt ihren Haushaltsentwurf für das Jahr 2025 vor.

Inflation – vom Ölpreisschock bis heute

Führen Angebotsschocks oder Zollerhöhungen zu Inflation? Führen Deregulierung und Künstliche Intelligenz zu sinkenden Preisen? Die Antwort lautet jeweils Nein. Wenn während der Corona-Pandemie Chips für Fernseher fehlen, die Nachfrage aber hoch ist, oder wenn Ergometer gefragt sind, steigen deren Preise relativ zu denen anderer Güter, deren Nachfrage nicht gestiegen ist. Fehlende Halbleiter oder der Wunsch nach Ergometern erhöhen kaum die Preise von Lebensmitteln oder Möbeln. Steigende Profitmargen bei einigen Produkten erklären noch keine Inflation. Das Preisniveau ist der Durchschnitt aller Preise – und erst wenn dieses steigt, spricht man von Inflation. Das Problem: Wie kann man sich weiterhin alles leisten, wenn beispielsweise Fernseher teurer werden und alle anderen Preise gleich bleiben? Woher kommt das zusätzliche Geld? Bei einer Nachfrageelastizität von eins steigen die Preise, die Absatzmengen sinken und die Ausgaben bleiben gleich. Der Angebotsschock verursacht folglich nur dann Inflation, wenn er durch geld- oder fiskalpolitische Maßnahmen aufgefangen wird. Die Nachfrage wird durch fiskalische Expansion oder Geldmengenausweitung bedient. Diese Entwicklung wurde bereits in den 1970er Jahren nach dem Ölpreisschock erkannt. Die Notenbanken hatten infolge des Schocks die Nachfrage stimuliert und damit die hohe Inflation der Folgejahre ausgelöst, die sie dann wieder bekämpften. Was wird wohl nun passieren, da die Zinsen sinken und staatliche Ausgabeprogramme geplant werden?

Berichtssaison Europa: Finanzwerte zeigen sich robust

Die Berichtssaison zum dritten Quartal nähert sich in Europa dem Ende – 282 von den 326 Unternehmen, die Zahlen präsentieren, haben ihre Bücher bereits geöffnet. Aktuell erwarten Analysten, dass Unternehmen aus dem Versorgungssektor ihre Gewinne im Vergleich zum Vorjahresquartal um 46 Prozent ausbauen und dabei die an sie im Vorfeld gestellten Gewinnerwartungen um 30 Prozent übertreffen könnten. Für Finanzwerte wird ein Gewinnplus von 26 Prozent erwartet, wobei die Gewinne um elf Prozent höher als die Markterwartungen ausfallen könnten. Seit Jahresbeginn haben Finanzwerte eine Wertentwicklung von 25 Prozent verzeichnet – bei den Versorgern waren es nur gut vier Prozent.

    Finanzwerte sind mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von neun zudem weiterhin günstiger bewertet als Versorger mit zwölf und die Gewinnaussichten für die nächsten Quartale sind ebenfalls besser. Ich würde entsprechend in Europa weiterhin auf Finanzwerte setzen.

    Großbritannien: Inflation nur vorübergehend höher

    Die jährliche Inflationsrate im Vereinigten Königreich stieg im Oktober von 1,7 im Vormonat auf 2,3 Prozent – den höchsten Stand seit sechs Monaten. Den größten Beitrag zum Preisanstieg leisteten die Bereiche Wohnen und Haushaltsdienstleistungen. Vor allem der Preisrückgang bei Strom und Gas verlangsamte sich, was auf die Anhebung der Energiepreisobergrenze des Office of Gas and Electricity Markets (Ofgem) im vergangenen Monat zurückzuführen ist. Der Arbeitsmarkt zeigt indes erste Schwächeanzeichen: Die durchschnittliche Arbeitslosenquote der vergangenen drei Monate ist von 4,0 im August auf 4,3 Prozent im September gestiegen und das Bruttoinlandsprodukt ist im September im Vergleich zum Vormonat um 0,1 Prozent zurückgegangen. Die Schwäche am Arbeitsmarkt und die konjunkturelle Abkühlung dürften in naher Zukunft zu einem Rückgang der Kaufkraft führen, die wiederum die Nachfrage und damit den Preisdruck abschwächen könnte. Die an den Zinsterminmärkten eingepreisten zweieinhalb Leitzinssenkungen um je 0,25 Prozentpunkte für die nächsten zwölf Monate könnten sich entsprechend als zu konservativ erweisen.

      Mexiko: Neuer Haushaltsplan basiert auf optimistischen Prognosen

      Die neue Regierung Mexikos hat am vergangenen Freitag ihren Haushaltsentwurf für das Jahr 2025 vorgestellt: Das Defizit soll von derzeit 5,9 auf 3,9 Prozent des Bruttoinlandsprodukts gesenkt und die Schuldenquote stabil bei 51,4 Prozent gehalten werden. Höhere Nettozinskosten und Subventionen – vor allem für den hoch verschuldeten staatlichen Energiekonzern – sollen durch steigende Steuereinnahmen und Ausgabenkürzungen, besonders bei Investitionen und Ausgaben der öffentlichen Verwaltung, mehr als ausgeglichen werden. Die Regierung basiert ihre Planung auf einem für 2025 erwarteten Wachstum von zwei bis drei Prozent – deutlich mehr als die vom Internationalen Währungsfonds prognostizierten 1,3 Prozent. Insofern könnten sich die erhofften Mehreinnahmen als zu optimistisch erweisen, wenn die Steuereintreibung nicht effektiver wird. Zusätzliche Ausgabenkürzungen und/oder Steuererhöhungen dürften sozialen Gegenwind erzeugen; eine schuldenfinanzierte Lockerung der Haushaltsdisziplin dürfte die Kapitalmarktzinsen auf hohem Niveau verstetigen. Zudem trägt das Risiko von Zöllen auf Exporte in die USA zur Zurückhaltung internationaler Investoren bei.

      US-Staatsanleihen: Renditen mit Potenzial

      Nach dem Wahlsieg Donald Trumps stiegen die Renditen von US-Staatsanleihen – und es besteht weiteres Aufwärtspotenzial. Die Finanzmärkte erwarten zum einen eine stärkere Staatsverschuldung der USA und zum anderen eine höhere Inflation aufgrund von Zöllen. Die Leitzinsen dürften in den USA auf mittlere Sicht höher bleiben als zuletzt an den Märkten erwartet. Was das für Anleger bedeutet, erfahren Sie von mir im Gespräch mit Finanzjournalistin Jessica Schwarzer.

      Was diese Woche wichtig wird

      Im Laufe der Woche, Berichtssaison

      • Europa | In dieser Woche legen 17 Unternehmen aus dem STOXX 600 ihre Zahlen des dritten Quartals vor, unter anderem Imperial Brands und Investec.
      • USA | Aus dem S&P 500 berichten 14 Unternehmen, darunter Medtronic, Walmart, Palo Alto Networks, NVIDIA, Deere, Intuit und Lowe.
      • Asien | Aus Japan berichten unter anderem MS&AD Insurance und Tokio Marine, aus Hongkong die Schwergewichte Xiaomi, Trip.com, Baidu und Meituan.

      Freitag

      • Eurozone | Einkaufsmanagerindizes im November, Schnellschätzung. Der branchenübergreifende Stimmungsindikator dürfte im November mit erwarteten 50 Punkten auf eine anhaltende Stagnation im privaten Unternehmenssektor hindeuten. Der Fokus dürfte auf der Entwicklung im seit Monaten schwächelnden Verarbeitenden Gewerbe liegen. Sollte sich die Stimmungsaufhellung des Vormonats im November fortsetzen, wäre dies ein willkommener schwacher Silberstreif am trüben Industriehorizont. Unterstützt von weiteren Zinssenkungen könnte dies die Hoffnung auf eine konjunkturelle Stabilisierung im Euroraum in den kommenden Monaten nähren.
      • USA | Einkaufsmanagerindizes im November, Schnellschätzung. Die US-Wirtschaft spielt bekanntlich in einer anderen Wachstumsliga. Die ersten Stimmungsindikatoren für November dürften dies bestätigen. Im Vormonat stieß der Gesamt-PMI mit 54,1 Punkten sogar noch weiter in den Expansionsbereich vor – vor allem, weil sich die gedrückte Stimmung der Industrieunternehmen etwas aufhellte. Setzt sich diese Entwicklung im November fort, könnte dies Erwartungen auf eine weitere Zinssenkung der Fed im Dezember dämpfen und die aktuelle Stärke des US-Dollars untermauern.

      Zahl des Tages: 24

      Vampirfledermäuse sind die einzigen Säugetiere, die sich ausschließlich von Blut ernähren, einem Stoff, der reich an Proteinen, aber arm an Fett und Kohlenhydraten ist. Wie können sie von dieser Kost leben? Giulia Rossi und Kenneth Welch von der Universität Toronto sind der Sache auf den Grund gegangen. Sie fingen 24 Vampirfledermäuse in einem Tropenwald in Belize, gaben ihnen Rinderblut zu trinken und steckten sie in ein Laufrad. Eine Atemanalyse während des unfreiwilligen Workouts ergab: Die Vampire können die Aminosäuren, aus denen die Proteine in ihrer Nahrung bestehen, direkt verbrennen. Sie wenden damit einen Trick an, den andere Säugetiere nicht beherrschen, wohl aber Moskitos und ähnliche blutsaugende Insekten. Offenbar haben Rossi und Welch einen Fall von paralleler Evolution entdeckt, bei der nicht näher verwandte Arten auf gleiche Weise ihr Überleben sichern.

      Zeigen Sie heute Ihre Anpassungsfähigkeit.

      Herzlichst

      Ihr Ulrich Stephan

      Chefanlagestratege für Privat- und Firmenkunden

      PERSPEKTIVEN am Morgen: Störung im Anmeldeprozess

      Aktuell ist die Registrierung mit den Umlauten ö, ü, ä sowie mit ß nicht möglich. Sie können sich mit oe, ue, ae sowie mit ss weiterhin registrieren. 

      Sollte auch das nicht funktionieren, wenden Sie sich an: perspektiven-am.morgen@db.com

      "PERSPEKTIVEN am Morgen" - Newsletter

      Erhalten Sie den Marktkommentar von Dr. Stephan jeden Morgen als E-Mail direkt in Ihren Postkorb.

      Anrede

      Mit der Registrierung habe ich die Datenschutzbestimmungen der Deutschen Bank zur Kenntnis genommen.

      Dr. Ulrich Stephan

      Die mit einem * markierten Felder sind Pflichtfelder.

      Sie erhalten nach der Registrierung eine E-Mail an die von Ihnen angegebene Adresse. Bitte bestätigen Sie Ihre Anmeldung mit dem dort enthaltenen Link.

      Sie können sich jeder Zeit, zum Beispiel in jeder E-Mail-Ausgabe von "PERSPEKTIVEN am Morgen", wieder abmelden. Es besteht kein Rechtsanspruch auf den täglichen Erhalt des Newsletters.

      Soweit hier von Deutsche Bank die Rede ist, bezieht sich dies auf die Angebote der Deutsche Bank AG. Wir weisen darauf hin, dass die in dieser Publikation enthaltenen Angaben keine Anlage-, Rechts- oder Steuerberatung darstellen, sondern ausschließlich der Information dienen. Die Information ist mit größter Sorgfalt erstellt worden. Bei Prognosen über Finanzmärkte oder ähnlichen Aussagen handelt es sich um unverbindliche Informationen. Soweit hier konkrete Produkte genannt werden, sollte eine Anlageentscheidung allein auf Grundlage der verbindlichen Verkaufsunterlagen getroffen werden. Aus der Wertentwicklung in der Vergangenheit kann nicht auf zukünftige Erträge geschlossen werden.

      HINWEIS: BEI DIESEN INFORMATIONEN HANDELT ES SICH UM WERBUNG. Die Texte sind nicht nach den Vorschriften zur Förderung der Unabhängigkeit von Anlage- oder Anlagestrategieempfehlungen (vormals Finanzanalysen) erstellt. Es besteht kein Verbot für den Ersteller oder für das für die Erstellung verantwortliche Unternehmen, vor bzw. nach Veröffentlichung dieser Unterlagen mit den entsprechenden Finanzinstrumenten zu handeln. Die Deutsche Bank AG unterliegt der Aufsicht der Europäischen Zentralbank und der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin)

      Zum Schutz Ihrer persönlichen Daten werden das Video und die Verbindung zu YouTube erst nach einem Klick aktiv. Bereits beim Aktivieren des Videos werden personenbezogene Daten (IP-Adresse) an YouTube bzw. Google gesendet und gegebenenfalls auch dort gespeichert. Wenn Sie den Button "Video aktivieren" anklicken, wird ein Cookie auf Ihrem Computer gesetzt, sodass die Website weiß, dass Sie dem Anzeigen von eingebetteten Videos in Ihrem Browser zugestimmt haben. Weitere Details zu den von Google erhobenen Daten finden Sie unter https://policies.google.com/privacy.