14. Mai 2024
im Euroraum sind Small Caps relativ günstig bewertet, die britische Notenbank hebt ihre Wachstumsprognosen an und die Palladiumkurse fallen nach kurzer Erholung wieder zurück.
Die Einzelhandelsumsätze in der Eurozone stiegen im März im Vergleich zum Vormonat um 0,8 Prozent. Sie erholten sich damit vom Rückgang um 0,3 Prozent im Februar und lagen über den Markterwartungen von 0,6 Prozent. Es handelte sich um den stärksten Anstieg der Einzelhandelsaktivitäten seit September 2022, was eine gewisse Traktion der europäischen Wirtschaft nahelegt. Seit Beginn letzten Jahres haben europäische Blue Chips – gemessen am STOXX Europe Large 200 – eine Rendite von knapp 30 Prozent erzielt, während Small Caps im STOXX Europe Small 200 nur um knapp 20 Prozent zugelegt haben. Das verwundert wenig, denn Erstere konnten ihre Gewinne in diesem Zeitraum um 44 Prozent ausbauen, während Letztere nur ein Plus von 14 Prozent erzielten. Mit der anziehenden europäischen Wirtschaft und den anstehenden Zinssenkungen der EZB könnten Small Caps jedoch aufholen. Aktuell handeln sie mit einem KGV von knapp 13 etwa 20 Prozent unter dem Mittel der letzten Dekade und Analysten erwarten für die kommenden Jahre jährliche Gewinnzuwächse im zweistelligen Prozentbereich.
US-Finanzwerte haben seit Anfang des Jahres eine Rendite von 15 Prozent in Euro erzielt und den breiten Markt um zwei Prozentpunkte geschlagen. Getragen wurde die Rally insbesondere von Großbanken und Versicherern, die jeweils knapp 20 Prozent zulegten. Aktien von Finanzdienstleistern wie Zahlungsabwicklern und Vermögensverwaltern entwickelten sich hingegen geringfügig schwächer als der breite Markt. Gemessen am KGV sind die Finanzwerte trotz ihrer Aufholjagd rund 27 Prozent günstiger bewertet als der S&P 500. Im langjährigen Mittel war ein Abschlag von gut 20 Prozent üblich. In Anbetracht der robusten US-Wirtschaft, die sich Schätzungen zufolge auch im laufenden Quartal auf Expansionskurs befindet, dürfte der Finanzsektor weiter Boden gutmachen, zumal sich die Gewinne besser entwickeln könnten als von vielen Analysten erwartet.
Dies legen auch die Ergebnisse der Berichtssaison, in der die Gewinne des Finanzsektors zehn Prozent über dem Konsensus lagen, sowie positive Gewinnrevisionen nahe.
Laut einer am Freitag veröffentlichten ersten Schätzung fiel das reale BIP-Wachstum des Vereinigten Königreichs im ersten Quartal mit plus 0,6 Prozent gegenüber dem Vorquartal besser aus als erwartet. Damit konnte die britische Wirtschaft die leichte technische Rezession des zweiten Halbjahres 2023 hinter sich lassen. Zudem hat die Bank of England auf ihrer Sitzung am Donnerstag, bei der sie ihren Leitzins zum sechsten Mal in Folge unverändert bei 5,25 Prozent belassen hat, ihre BIP-Prognosen nach oben geschraubt. Sie erwartet nun ein reales BIP-Wachstum von 0,5 Prozent im Jahr 2024, von einem Prozent im nächsten Jahr und von 1,25 Prozent im Jahr 2026. Darüber hinaus schürten gesenkte Inflationsprognosen für 2025 und 2026 Hoffnungen auf einen früheren und beschleunigten Zinslockerungszyklus. Der FTSE 100 erreichte am Freitag ein neues Allzeithoch, nachdem er die letzte Woche mit einem Plus von 2,5 Prozent in Euro beendet und somit die dritte Woche in Folge zugelegt hat. Aktuell handelt er mit einem KGV von 11,5 und damit noch immer fast 15 Prozent unter dem Mittel des letzten Jahrzehnts. Setzt sich die konjunkturelle Erholung im Zuge der erwarteten Zinssenkungen fort, könnten davon auch britische Aktien profitieren.
Palladium bleibt mit einem Wertverlust von rund zehn Prozent das einzige Edel- und Industriemetall, das seit Jahresbeginn eine negative Wertentwicklung aufweist. Im April hatten die Preise im Kielwasser der Kursrally bei Gold und Silber zwar zwischenzeitlich spürbar zugelegt, sie gaben ihre Zugewinne dann aber bis Anfang Mai komplett wieder ab. Zunächst waren dank robuster Nachfrage die Bestände an börsengehandelten, mit Palladium hinterlegten Zertifikaten auf 663.000 Feinunzen und somit auf das höchste Niveau seit Januar 2020 angestiegen. Marktakteure an den US-Terminbörsen nutzten die gestiegenen Notierungen dann jedoch dazu, ihre Verkaufspositionen weiter auf rund 1,2 Millionen Feinunzen auszubauen. Einerseits dürfte das Potenzial für weitere Kursrücksetzer dadurch begrenzt sein, dass die beiden größten südafrikanischen Förderer ihre Belegschaften um knapp acht Prozent reduzieren, was das Palladiumangebot reduzieren dürfte. Zudem setzt seit Jahresbeginn bei Preisrücksetzern jeweils ein stärkeres Kaufinteresse aus China ein. Andererseits prognostizieren Analysten eine schwächere globale Nachfrage der Hersteller von Katalysatoren im Gesamtjahr, weshalb im zweiten Halbjahr eine moderate Kurserholung möglich sein sollte.
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Bekanntlich hat die Erde nur einen natürlichen Trabanten: den Mond. Weniger bekannt sind die sogenannten Quasisatelliten: kleinere Objekte, die unseren Planeten auf seiner Bahn um die Sonne begleiten. Yifei Jiao von der Pekinger Tsinghua University hat einen dieser Begleiter namens Kamo’oalewa untersucht und dabei eine überraschende These aufgestellt. Der 2016 entdeckte Quasisatellit könnte vor knapp zehn Millionen Jahren aus dem Mond herausgebrochen sein, als dieser mit einem anderen Himmelskörper zusammenstieß. Bei diesem Aufprall bildete sich möglicherweise der Mondkrater Giordano Bruno. Beweise für Jiaos Vermutung könnte die chinesische Raumsonde Tianwen-2 liefern: Sie soll in zwei Jahren Proben von Kamo’oalewa entnehmen und später in einer Landekapsel zur Erde bringen.
Denken Sie heute langfristig.
Herzlichst,
Ihr Ulrich Stephan
Chefanlagestratege für Privat- und Firmenkunden
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