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Tägliche Kapitalmarkteinschätzungen von Dr. Ulrich Stephan,
Chefanlagestratege für Privat- und Firmenkunden.
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2. Juli 2024

Liebe Leserinnen und Leser,

ein Frühindikator für die US-Industrie deutet auf eine weiterhin relativ schwache Lage hin, spanische Aktien befinden sich im Aufwind, und IT-Aktien verhelfen den Schwellenländeraktien im Juni zu einem Plus von fünf Prozent.

US-Industrie: gute Nachricht unter der Oberfläche

Einer der bedeutendsten Frühindikatoren für die Entwicklung der US-Industrie – der ISM-Index – deutet darauf hin, dass sie sich wie von der Fed beabsichtigt weiter abschwächt. Entgegen den Erwartungen einer leichten Erholung sank er auf 48,5 Punkte und entfernte sich somit weiter von der 50-Punkte-Marke, oberhalb derer mit einer Expansion der US-Industrie zu rechnen wäre. Allerdings verbirgt sich unterhalb der Oberfläche ein Hoffnungsschimmer: Der Subindex für die Neuaufträge stieg von einem sehr niedrigen Niveau auf 49,3 Punkte und damit in Richtung der Expansionsschwelle. Gaben die Renditen der US-Treasuries und der US-Dollar unmittelbar nach Veröffentlichung der Daten nach, stiegen sie deshalb relativ schnell wieder zurück auf ihr Ausgangsniveau. Relevanter dürften somit die Daten zur Verfassung des US-Arbeitsmarktes im Juni bleiben, die am Freitag veröffentlicht werden. Diese hatten im vergangenen Monat starke Marktbewegungen zur Folge.

US-Wirtschaft: Konsum im Fokus

Der amerikanische Konsument und seine Kauffreude sind eine wichtige Stütze der US-amerikanischen Wirtschaft. Dabei hat der robuste Arbeitsmarkt genauso eine Rolle gespielt wie die rund zwei Billionen US-Dollar Sparvolumen, die die privaten Haushalte während der Corona-Pandemie gebildet haben. Jedoch sind diese Sparvolumina laut der Fed in San Francisco seit März aufgebraucht, weshalb die Entwicklung am Arbeitsmarkt an Bedeutung gewinnt. Zwar ist die Verschuldung der amerikanischen Haushalte insgesamt auf einem Höchststand, jedoch nicht relativ zu Einkommen oder Bruttoinlandsprodukt. Nichtsdestotrotz steigen die Schuldenstände – beispielsweise für Kreditkarten – bei Gruppen mit niedrigerem Einkommen. Etwa ein Drittel der US-Haushalte berichten laut Umfrage, dass es schwierig sei, die laufenden Ausgaben zu finanzieren; auch einige Supermarkt- und Fast-Food-Ketten sehen eine gewisse Kaufzurückhaltung. Die Fed dürfte ihre Geldpolitik im Rahmen ihres doppelten Mandats der „Preisstabilität“ und der „Vollbeschäftigung“ künftig wachstumsorientierter ausrichten. Deshalb preist der Markt für die zweite Jahreshälfte Zinssenkungen von insgesamt nahezu 0,5 Prozentpunkten ein. Dies würde die US-Leitzinsen bis Jahresende auf unter fünf Prozent drücken.

    Mehr Potenzial für spanische Aktien

    Der spanische Leitindex IBEX 35 verzeichnete im ersten Halbjahr eine Wertentwicklung von etwa elf Prozent und rangierte unter den großen europäischen Indizes nach dem italienischen FTSE MIB auf Platz zwei.

    Der Hauptgrund dürfte im robusten Wachstum des Landes liegen. Mit 2,5 Prozent wuchs die spanische Wirtschaft im ersten Quartal im Jahresvergleich deutlich stärker als die gesamte Europäische Union mit 0,4 Prozent. Die anhaltend hohe Inflation – die im Juni noch 3,4 Prozent betrug und damit deutlich höher sein dürfte als im europäischen Durchschnitt – geht auch mit steigenden nominalen Umsätzen und Gewinnen der Unternehmen einher. Der IBEX 35 wird aktuell bei einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 10,6 gehandelt – also etwa 20 Prozent niedriger als der breite europäische Markt und unter dem eigenen Mittel der vergangenen zehn Jahre. Das Geschäftsklima in Spanien steht mit einem seit Jahresanfang durchgehend im expansiven Bereich liegenden und dennoch weiter steigenden Einkaufsmanagerindex weiter auf Wachstum. Dies dürfte dem IBEX 35 auch in den kommenden Monaten Rückenwind verleihen.

    IT-Sektor schiebt Schwellenländermärkte an

    Der Schwellenländerindex MSCI Emerging Markets (EM) hat im Juni ein Plus von fünf Prozent in Euro hingelegt. Haupttreiber war der Sektor Informationstechnologie, der nahezu 14 Prozent gutmachte und für fast ein Viertel des Index steht. Regional konzentrierte sich die Stärke dabei auf die Halbleiter-Schwergewichte Taiwan (plus 12,7 Prozent) und Südkorea (plus 8,9 Prozent) an der Spitze, dicht gefolgt vom Wachstumsmarkt Indien (plus 8,2 Prozent). Taiwan und Südkorea haben zusammen ein Gewicht von etwa 30 Prozent im MSCI EM. Mit den knapp 20 Prozent von Indien machen die drei Länder nahezu die Hälfte der Schwellenländerbenchmark aus. Auch in kommender Zeit dürfte der IT-Sektor den Index nach oben ziehen. Mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 17,5 ist er zwar nicht sehr günstig bewertet, das in den kommenden zwölf Monaten erwartete Gewinnwachstum von 45 Prozent und die jüngsten Korrekturen dieser Zahl nach oben lassen das KGV jedoch durchaus verhältnismäßig erscheinen.

    Tech-Unternehmen: wertvoll oder überbewertet?

    Zwei Tech-Giganten lieferten sich jüngst ein Rennen um den Titel als wertvollstes Unternehmen der Welt. Wie relevant ist das für Anleger? Das erfahren Sie von mir im Gespräch mit Finanzjournalistin Jessica Schwarzer.

    Was diese Woche wichtig wird

    Dienstag, Eurozone | Verbraucherpreise im Juni. Eine erste Schätzung der jährlichen Inflationsrate wird bei 2,5 Prozent erwartet. Die Kernrate dürfte ebenfalls leicht auf 2,8 Prozent gesunken sein. Fällt der Rückgang stärker aus, würde dies Zinssenkungen der Europäischen Zentralbank im zweiten Halbjahr wahrscheinlicher machen. Anleihen im Euroraum könnten davon profitieren.  

    Mittwoch und Donnerstag, USA | Börse schließt feiertagsbedingt am Mittwoch früher und bleibt am Donnerstag geschlossen.

    Freitag

    • Eurozone | Einzelhandelsumsätze im Mai. Sie könnten im Mai leicht um 0,2 Prozent zum Vormonat gestiegen sein. Entwickeln sie sich besser, könnte dies Hoffnungen auf eine konjunkturelle Erholung im zweiten Halbjahr stärken und die Gewinnaussichten zyklischer Unternehmen verbessern.
    • USA | Arbeitsmarkt im Juni. Analysten erwarten für Juni ohne die Landwirtschaft 188.000 neu geschaffene Jobs sowie eine Arbeitslosenquote von 4,0 Prozent. Dies würde auf einen sich abkühlenden Arbeitsmarkt hindeuten. Die gute Nachricht für die Finanzmärkte wäre jedoch, dass die Fed im Rahmen ihres doppelten Mandats die Leitzinsen im zweiten Halbjahr stärker als bisher erwartet senken könnte – was die Konjunktur stützen würde.

    Zahl des Tages: 4.200

    Von Zugvögeln sind wir erstaunliche Leistungen gewohnt. Aber das ist neu: Gerard Talavera vom Botanischen Institut in Barcelona entdeckte an einem Strand von Französisch-Guayana mehrere Distelfalter – Schmetterlinge, die in Südamerika eigentlich nicht vorkommen. Analysen von Genetik und Pollen zeigten: Die Falter kamen aus Westafrika und sind von dort mit Rückenwind mindestens 4.200 Kilometer weit über den Atlantik geflogen. Ein neuer Weltrekord für eine Insektenreise – und das ist noch nicht alles: Vermutlich sind die Distelfalter sogar in Westeuropa geschlüpft und haben dann über den Zwischenstopp Afrika den Sprung in die Neue Welt geschafft. 

    Kommen Sie heute gut voran. 

    Herzlichst

    Ihr Ulrich Stephan

    Chefanlagestratege für Privat- und Firmenkunden

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