Dass Besitz sehr ungleich verteilt ist, wissen wir alle. Die eigenen Habseligkeiten machen selten das Vermögen aus – doch was ist es dann, wenn man nicht gerade ein eigenes Unternehmen besitzt?
Das gelbe Metall ist der Inbegriff von Reichtum. Tausende von Jahren diente es den Menschen als Zahlungsmittel, noch heute suchen viele in den Minen der Welt – zumeist vergeblich – ihr Glück. Auch wenn Gold seine Funktion als Zahlungsmittel längst verloren hat, so ist das Edelmetall doch nach wie vor nicht nur als Schmuck und von der produzierenden Industrie als Werkstoff, sondern auch als Anlage gefragt. Alles jemals auf der Welt geförderte Gold passt in einen Würfel von rund neun Meter Kantenlänge. Das mag wenig erscheinen, wiegt aber rund 200 000 Tonnen – und ist aktuell mehr als zwölf Billionen Euro wert. Statistisch gesehen entfallen also auf jeden Erdenbürger über 1000 Euro Vermögen an Gold. In Wirklichkeit haben die meisten natürlich gar keins und einige wenige sehr viel, wenn auch nicht unbedingt im eigenen Tresor: Allein der ETF-Markt auf Gold ist über 250 Milliarden Dollar schwer.
Das gesamte Bargeld der Welt ist weniger wert als das global geförderte Gold, nämlich nur rund acht Billionen Dollar. Allerdings sind die Scheine und Münzen etwas gerechter verteilt – sie sind ja auch nicht nur Vermögen, sondern werden für den Lebensunterhalt gebraucht. Wie viel des weltweiten Bargeldes im Sparstrumpf landet, weiß niemand genau. Aber in der Nullzinsphase ist die Quote noch einmal angestiegen, weil kein Wertverlust zu befürchten war. Allein in Deutschland hielten die Bürger nach Angaben der Bundesbank Ende 2021 über 370 Milliarden Euro zur Wertaufbewahrung. Künftig dürfte das Bargeld als Spargeld aber verschwinden. Daran ist nicht nur die Rückkehr der Zinsen schuld, sondern vor allem die fortschreitende Digitalisierung des Zahlungsverkehrs, die mit digitalen Zentralbankwährungen einen weiteren Schub erfahren dürfte – Scheine und Münzen sind in manchen Ländern schon heute eher ein Relikt. Und Bargeld hat den großen Nachteil, dass es weder Zinsen abwirft noch im Wert steigt.
Wenn die einen Rendite suchen und die anderen Geld, dann schlägt die Stunde des Kapitalmarkts. Dabei sind Aktien historisch betrachtet deutlich ertragreicher als Anleihen. Die Marktkapitalisierung aller weltweit börsennotierten Unternehmen beträgt gut 100 Billionen Dollar. Allerdings bildet der Markt keineswegs die Weltwirtschaft ab: 42,5 Prozent des Werts liegen in den USA, China und die EU kommen jeweils nur auf gut zehn Prozent.
Noch beliebter als Unternehmensbeteiligungen sind verzinsliche Schuldtitel. Über 130 Billionen Dollar schulden Staaten und Unternehmen aktuell ihren Anleihegläubigern. Dagegen nimmt sich der boomende Private-Debt-Markt mit 1,3 Billionen Dollar geradezu mickrig aus. Private Equity kommt immerhin auf rund sieben Billionen Dollar. Viel Geld liegt allerdings auch einfach bei den Banken: Rund neun Billionen Euro halten allein die Euroland-Europäer auf Girokonten oder in Spareinlagen. Das hilft zwar nicht der Rendite, aber den Unternehmenskunden der Banken, die günstig an Kredite kommen.
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Das Dach über dem Kopf ist der größte Vermögensbaustein der Menschheit: Irgendwo zwischen 380 und 500 Billionen Dollar soll der Wert aller Immobilien liegen. Etwa ein Viertel davon steht übrigens in China – was bedeuten würde, dass jeder Chinese ein Immobilienvermögen von durchschnittlich 100 000 Dollar besitzt. Das entspricht natürlich nicht der Realität, aber immerhin leben die meisten Bewohner des Reichs der Mitte in einem Eigenheim – in Deutschland dagegen nicht mal die Hälfte.
Allerdings leidet das chinesische Immobilienimperium aktuell unter großen Überkapazitäten und Schuldenproblemen. Trotz des gewaltigen Marktvolumens werden Immobilien als breit gestreute Geldanlage kaum genutzt. Der Kauf von Häusern und Wohnungen zur Vermietung ist vor allem ein von vermögenden Privatleuten und Investoren betriebenes lokales Geschäft. Nur etwa 1,4 Billionen Dollar – also weit weniger als ein Prozent des Gesamtwerts – stecken aktuell in Immobilienfonds, die Geld breit einsammeln und auch breit im Markt investieren. Immobilien sind Privatsache und dürften übrigens auch der einzig nennenswerte Vermögenswert sein, den man sich selbst zimmern kann – außer natürlich Kunst.
Jeden Tag staunt ein Millionenpublikum im Fernsehen, wie viel alter Trödel wert sein kann. Was Kunst ist und was Plunder, darüber lässt sich trefflich streiten. Aber tatsächlich ist Kunst längst eine Anlageklasse geworden. Zwar ist die digitale Variante über Non-Fungible Tokens (NTF) unlängst implodiert, insgesamt haben sich Investments in Kunst in der Vergangenheit aber gelohnt: Der Sotheby’s Mei Moses All Art Index ist seit 1950 jedes Jahr im Schnitt um 8,5 Prozent gestiegen.
Wie hoch der Wert aller Kunstwerke der Welt ist, kann man nicht seriös schätzen. Aber dass es viele Billionen Dollar sein müssen, zeigen schon die 16 Milliarden Dollar Umsatz, die allein die beiden großen Auktionshäuser Sotheby’s und Christie’s 2022 erzielten. Ein weiteres Beispiel: Im Louvre lagern rund 380 000 Kunstwerke, die zusammen mehrere Hundert Milliarden Dollar wert sein dürften. Wertschätzungen für einzelne Objekte dürfen aus Versicherungsgründen nicht veröffentlicht werden. Doch allein die 25 teuersten Auktionen haben mehr als drei Milliarden Dollar erlöst.
08/2024
Chefredaktion: Bastian Frien und Boris Karkowski (verantwortlich im Sinne des Presserechts). Der Inhalt gibt nicht in jedem Fall die Meinung des Herausgebers (Deutsche Bank AG) wieder.