Die Welt ist durchzogen von Wegen, auf dem die Menschen mitunter schon in der Antike Handel trieben. Wir stellen berühmte und weniger bekannte vor.
Die Seidenstraße ist wohl der Klassiker unter den Handelsrouten. Namen wie Samarkand, Buchara und Kaschgar klingen heute noch nach einer Mischung aus Exotik, Wohlstand und Abenteuer. Schon Herodot berichtete vor fast 2500 Jahren von einem Handelsweg, der bis nach China führte. Die Logistik war allerdings regional: Wenn Marco Polo die Seidenstraße wirklich komplett bereist haben sollte, war er eine große Ausnahme. Händler waren nämlich nur auf Teilstücken unterwegs, die Waren wanderten von einem Zwischenhändler zum nächsten.
Ihre Blütezeit erreichte die Handelsroute im späten 7. Jahrhundert und noch einmal in der Hochphase des mongolischen Reichs im Hochmittelalter. Karawanen transportierten Glas oder Edelsteine in die eine und Porzellan oder Jade in die andere Richtung. In der Neuzeit wurde die aufkommende Seefahrt zu einer attraktiven Alternative zur gefährlichen Landroute mit unzähligen Herrschern, Händlern und Räubern, die alle die Hand aufhielten. Heute versucht China, die Seidenstraße mit dem Infrastrukturprojekt „Belt and Road Initiative“ wiederzubeleben.
Die große europäische Handelsroute des Mittelalters ist als Via Regia oder Hohe Straße bekannt. Sie wurde auch für militärische Zwecke genutzt und war ein beliebter Pilgerweg von Tschenstochau über Tours bis Santiago de Compostela. Waren wanderten in beide Richtungen: Aus dem Westen kamen Tuche, aus der Mitte Färbstoffe, Kohle und Metalle und aus dem Osten Holz und Felle. In Deutschland verband die Handelsroute die beiden großen Messestädte Frankfurt und Leipzig.
Die Handelswege im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation standen unter dem Schutz des Königs. Die Fürsten und Burgherren hatten großes Interesse daran, den Handel durch ihre Gebiete zu leiten, um Zölle zu vereinnahmen. Der bis heute bekannte Begriff des Geleitschutzes entstammt jener Zeit, als nämlich die lokalen Geleitsherren durch die Aufstellung von Bewaffneten für die Sicherheit der Reisenden sorgten. Wurden die Händler trotzdem ihrer Waren beraubt, musste der Geleitsherr den entstandenen Schaden ersetzen.
Salz ist weder selten noch teuer, aber unersetzlich für Geschmack und Konservierung. Überall auf der Welt wird das leicht lösliche Mineral seit Urzeiten gefördert und gehandelt. Viele Routen sind längst vergessen, doch in Afrika werden bis heute uralte Handelswege für den Salztransport genutzt. Schon im Mittelalter beschrieben Reisende den regen Salzhandel in der Wüste Ténéré oder den Transport von den Salzminen in Taoudenni ins 700 Kilometer entfernte sagenumwobene Timbuktu. Heute wie früher werden Kamele für den Transport genutzt. In einem Dreieckshandel erhalten die Viehzüchter in der Sahelzone Salz für ihre Tiere. Männer vom Stamm der Tuareg bringen auf ihren entbehrungsreichen Reisen Hirse aus der Sahelzone und weitere Waren aus ihrem Heimatgebiet in die Salzoasen. Dafür erhalten sie Salz und Datteln, die in den südlichen Sahelmärkten wieder gegen Geld und Hirse getauscht werden.
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Die Inka kannten weder Eisen noch Stahl, sie nutzten weder Zugtiere noch Radfahrzeuge, sie brauchten weder Schrift noch Geld. Trotzdem schufen sie eine hochkomplexe Zivilisation mit monumentalen Bauwerken, deren bekannteste heute noch in Machu Picchu stehen – die Ruinenstadt kann in fast 2500 Meter Höhe über den berühmten Inka Trail erreicht werden. Der Wanderpfad ist Teil der gewaltigen früheren Verkehrsroute Qhapaq Ñan. Sie führte in zumeist über 3500 Meter Höhe durch das Hochland der Anden und erstreckte sich in Nord-Süd-Richtung über mehr als 6000 Kilometer – damit stand sie der Seidenstraße in nichts nach. Die Inka waren im Kern Selbstversorger. Das gut 30 000 Kilometer umfassende Straßensystem wurde vor allem militärisch genutzt, da es eine rasche Entsendung von Truppen aus der Hauptstadt Cusco ins gesamte Reich erlaubte. Doch die Forschung findet immer mehr Hinweise, dass in den Grenzregionen durchaus reger Handel mit anderen betrieben wurde und auch innerhalb des Inkareichs ein Austausch von Gütern stattfand.
Der Wilde Westen steht für Cowboys und Pferde, die Erschließung Nordamerikas war aber auch ein Erfolg der Händler. Ihre wohl bekannteste Route ist der Old Spanish Trail, der von Santa Fé in New Mexico über 2000 Kilometer unwirtliches und gefährliches Geländedurch Wüsten, tiefe Schluchten und über hohe Gebirge bis zur Westküste nach Los Angeles führte. Das Gebiet gehörte zu Mexiko, und das wirkte sich auch auf die Handelsströme aus.
Der Viejo Camino Español, wie er damals hieß, ermöglichte den Austausch zwischen zwei Landesteilen, die sich ökonomisch hervorragend ergänzten. An der Küste florierte der Pelzhandel, im Binnenland waren es die Landwirtschaft und der Bergbau. Auch die Indianer beteiligten sich am Handel, wenn auch auf nach heutigen Maßstäben mehr als zweifelhafte Weise: Immer wieder überfielen sie die Händler und Siedler, einige verkauften Angehörige unterlegener Stämme auf den mexikanischen Sklavenmärkten.
12/2024
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