Afrikas Wirtschaftsführer

Musk und Ma, Ambani und Arnault kennt man auch in Deutschland. Doch in Afrika gibt es ebenfalls sehr erfolgreiche Unternehmer. Fünf von ihnen stellen wir vor.

Frau in Afrika auf einem Markt

So stellen sich viele von uns immer noch das afrikanische Unternehmertum vor. Und tatsächlich dominiert nach wie vor das Kleingewerbe – aber daneben hat unternehmerischer Geist auch einige große und erfolgreiche Unternehmen hervorgebracht. Foto: picture alliance / imageBROKER

Patrice Motsepe, Africa Rainbow Minerals, Südafrika: Fußballfan

Einen echten Social-Media-Shitstorm erlebte Patrice Motsepe, als er 2020 auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos zu Donald Trump – nicht gerade ein Verfechter der Black-Lives-Matter-Bewegung – sagte: „Afrika liebt Donald Trump.“ Der Gründer und Vorsitzende von Africa Rainbow Minerals entschuldigte sich später dafür, als Sprecher des gesamten Kontinents aufgetreten zu sein. Motsepe hatte die Zeit nach dem Ende der Apartheid genutzt, um als erster schwarzer Südafrikaner ein Minenunternehmen zu gründen, das ihn zum ersten schwarzen Milliardär des Landes machte.

Ähnlich manchem russischen Oligarchen hat der im Township Soweto geborene Motsepe eine Leidenschaft für Fußball. Seit 20 Jahren ist er Präsident des Vereins Mamelodi Sundowns, seit 2021 des Afrikanischen Fußballverbands. Über seine ältere Schwester, Ehefrau des Präsidenten von Südafrika, ist er eng mit der politischen Führungsriege des Landes verbunden. Motsepe war der erste Afrikaner, der sich der Wohltätigkeitsinitiative von Bill Gates und Warren Buffet angeschlossen und die Hälfte seines Vermögens gespendet hat.

Foto: picture alliance / empics

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Peter Munga, Equity Bank, Kenia: 100 US-Dollar Startkapital

Er hatte nicht viel, doch daraus machte er mehr als jeder andere in seiner Heimat Kenia. Peter Munga wuchs in den 1940er-Jahren in bescheidenen ländlichen Verhältnissen auf. Schon nach drei Jahren hätte er die Grundschule verlassen müssen, weil seine Eltern aus politischen Gründen in ein Internierungslager und damit zur Umsiedlung gezwungen wurden. Doch ein italienischer Priester bot dem Jungen ein Stipendium an, sodass er die Grundschule weiterhin besuchen konnte. Am Ende schaffte er nicht nur den Abschluss der Highschool, sondern schloss parallel zu seiner Arbeit in der Verwaltung drei Studiengänge ab. Während seiner Karriere in verschiedenen Ministerien setzte er sich unter anderem für die Digitalisierung der Verwaltungsprozesse im Landwirtschaftsministerium ein. Zugleich war er Direktor verschiedener staatlicher Unternehmen.

Zum wohl reichsten Mann des Landes machte ihn jedoch die Equity Bank. 1984 von ihm mit gerade einmal 100 US-Dollar als Equity Building Society gegründet, sollte sie Hypothekenfinanzierung für Kunden mit niedrigen Einkommen anbieten. In den frühen 1990er-Jahren war die EBS praktisch insolvent. Doch die Wende gelang – und die EBS wurde in eine vollwertige Geschäftsbank umgewandelt. Es folgten der Börsengang und die Expansion in Ost- und Zentralafrika. Heute ist die Equity Bank Group gemessen an der Kundenzahl die größte Bank Afrikas.

Foto: NATION MEDIA GROUP PLC

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Naguib Sawiris, Orascom, Ägypten: der Nachfolger

Anders als die hier genannten Selfmade-Milliardäre konnte Naguib Sawiris auf dem unternehmerischen Erfolg seines Vaters aufbauen. Er übernahm gemeinsam mit seinen beiden jüngeren Brüdern Teile des Zementkonzerns Orascom Group. Bereits seit 1979 bei Orascom tätig, hatte er mit dem Aufbau der Eisenbahn-, IT- und Telekommunikationssparten großen Anteil am Wachstum und an der Diversifizierung von Orascom. Nach mehreren Umstrukturierungen innerhalb des Konzerns verkaufte er Orascom Telecom 2011 nach Russland und ist heute Vorsitzender der Orascom Investment Holding, die unter anderem an internationalen Touristikimmobilien, Telekommunikations- und Medienunternehmen beteiligt ist. 
Sawiris, der der Glaubensminderheit der koptischen Christen angehört, gilt als siebtreichster Mann Afrikas. 2015 bot er an, eine Insel vor Griechenland oder Italien zu kaufen, um syrischen Flüchtlingen zu helfen. Aus rechtlichen Gründen wurde nichts aus dem Plan.

Foto: picture alliance / REUTERS

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Aliko Dangote, Dangote Group, Nigeria: unglaublicher Reichtum

Seinen Reichtum kann Aliko Dangote wohl selbst nicht so recht glauben. Einmal, so erzählte er vor Jahren, sei er zur Bank gefahren, habe zehn Millionen US-Dollar in bar abgehoben und in seinen Kofferraum gepackt. Zu Hause habe er das Geld ausgebreitet und sich gesagt: „Jetzt glaube ich wirklich, dass ich Geld habe.“ Am nächsten Tag brachte der Gründer und Chef des größten Industriekonglomerats Westafrikas die Banknoten zurück.

Mit breit diversifizierten Investitionen unter anderem in Zement, Zucker, Weizen und Ölraffinerien hat Dangote sich ein geschätztes Vermögen von mehr als 15 Milliarden US-Dollar aufgebaut. Als Schlüssel zum Erfolg gilt sein Talent, sich auch bei komplexer Regulierung gut zurechtzufinden.

Foto: picture alliance / via REUTERS

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Folorunsho Alakija, Famfa Oil, Nigeria: Mode und Öl

Die Nigerianerin wächst in einer kinderreichen Familie auf. Ihr Vater hat insgesamt 52 Kinder mit acht Ehefrauen, ihre Mutter arbeitet als Textilverkäuferin. Mit sieben Jahren wird sie nach Wales aufs Internat geschickt. Ihre Karriere beginnt als Sekretärin einer Bank in Nigeria, die allerdings bankrottgeht. In London studiert sie Mode und gründet, zurück in der Heimat, eine eigene Modemarke für die Oberschicht.

Die preisgekrönte Designerin startet 1991 außerdem ein Druckereiunternehmen und erwirbt zwei Jahre später eine Lizenz zur Ölsuche auf einem zugewiesenen Gebiet. Anders als viele Erwerber solcher Lizenzen lässt Alakija die Ölförderung selbst betreiben. Eine Milliarde Barrel Öl sollen in ihrem Fördergebiet schlummern. Gegen eine Verstaatlichung ihres Unternehmens Famfa Oil hat sie sich erfolgreich vor Gericht gewehrt.

Foto: picture alliance / Diane Bondareff/Invision/AP

Foto: picture alliance / Diane Bondareff/Invision/AP

02/2025
Chefredaktion: Bastian Frien und Boris Karkowski (verantwortlich im Sinne des Presserechts). Der Inhalt gibt nicht in jedem Fall die Meinung des Herausgebers (Deutsche Bank AG) wieder.

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