Manche Dinge klingen ziemlich einfach: etwa, ein Konto im Ausland zu eröffnen. Oder den weltweiten Zahlungsverkehr zentral zu steuern. Ist aber ohne externe Hilfe erst mal ziemlich kompliziert. Ein Fallbeispiel über Probleme und Lösungen auf dem Weg der Internationalisierung
Text: Stephan Schlote
Eigentlich mag Frank Gneiting keine Überraschungen im Job. Gneiting ist Treasurer bei der schwäbischen Premiummarke Festool, einem stetig wachsenden und inzwischen global aufgestellten Hersteller von Elektrowerkzeugen für Profis. Der Auslandsanteil liegt bei über 70 Prozent, allein über 50 Auslandskonten weltweit hat Gneiting in der Verantwortung. Stressig? Nicht doch! Möglichst geräuschlos und wie von selbst sollen sich die globalen Zahlungen bewegen. Gneiting umschreibt diese Art von Uhrwerk mit „standardisierte Prozesse“; es ist eine Formulierung, die er gern gebraucht.
Nur ab und an kommt richtig Aufregung in die Bude. Etwa, wenn die Geschäftsleitung beschließt, eine neue Niederlassung fern der Heimat aufzubauen. Und dann gehen alle Blicke zum Treasurer. Denn der soll doch bitte, wie gerade geschehen, schnell mal ein Geschäftskonto für die neue Niederlassung in der südkoreanischen Hauptstadt Seoul eröffnen. Südkorea ist die elftgrößte Wirtschaftsnation der Welt, kann ja eigentlich nicht so schwer sein. Ist es aber. Gneiting: „Kein Kollege versteht, wie kompliziert das ist.“
Denn praktisch nirgends auf der Welt ist ein Konto mal eben so zu haben. Fast immer bedeutet eine lokale Bankverbindung einen langen Weg durch fremde Sprachen und Kulturen, durch Behörden, Genehmigungen und Beglaubigungen. Selbst die erste Kapitalausstattung für die neue Auslandstochter ist nicht einfach so zu überweisen. Ohne eigenes Konto aber ist keine Tochtergesellschaft eines deutschen Unternehmens fern der Heimat handlungsfähig. Zahlungen in Landeswährung für Mieten, Löhne und Gehälter oder ein schneller Deal sind aus Deutschland heraus nicht realistisch.
Für Schatzmeister Gneiting nichts Neues. Und so telefonierte er ins 20 Kilometer entfernte Esslingen. Nach dem Erstgespräch mit Deutsche Bank Kundenbetreuer Uwe Kontermann war die Sache schon ein wenig klarer. 48 Stunden später hat Gneiting dann einen deutschsprachigen Deutsche Bank Berater aus Seoul am Apparat. Der erzählt ihm erst mal, was es alles braucht an Dokumenten, Bescheinigungen und Nachweisen für einen „non-resident account“ in der Landeswährung Won. Was es nicht leichter macht: Der Won ist nirgends auf der Welt konvertierbar, außer eben in Südkorea. Über 20 Bescheinigungen sollen es am Ende werden, doch sechs Wochen später ist das Konto eröffnet.
Keine Selbstverständlichkeit, nur war es damit nicht getan. Richtig Sinn hat ein Auslandskonto erst, wenn es mit dem heimischen Electronic Banking verzahnt ist. Wenn sich die deutsche Bonität auch für die Auslandstochter nutzen lässt, etwa für Währungssicherungen oder Avale. Wenn ein globales Cash Management integriert ist, oft Cash Pooling inklusive. Und wenn dann am Ende der Aufwand im Tagesgeschäft überschaubar ist. Denn genau darum geht es ja im Treasury von Festool: sichere Prozesse, klare Vorgaben. Und so behält Gneiting auch bei 130 Konten noch den Überblick. „Diesen Service“, sagt er, „erwarte ich von einer internationalen Bank.“
Die Deutsche Bank bietet mittelständischen Unternehmen in wichtigen Märkten einen direkten Bankzugang vor Ort ohne den Umweg über Partnerbanken an:
„Kein Kollege versteht, wie kompliziert das ist“
Kann er auch. Denn im Gegensatz zu allen anderen hiesigen Banken gehört die Deutsche Bank zu den wenigen Instituten weltweit, die wirklich global aufgestellt sind. Keine andere deutsche Bank kann in diesem Umfang weltweite Dienstleistungen anbieten, keine andere beschäftigt so viele deutschsprachige Mitarbeiter im Ausland.
Allein für die Bereiche Global Transaction Banking und Trade Finance arbeiten weltweit rund 4500 Mitarbeiter. Die Bank ist in über 60 Ländern mit eigenen Filialen vertreten, mit dem für den Auslandszahlungsverkehr relevanten Bereich Cash Management in über 30 Ländern – sogar in Märkten wie etwa Sri Lanka, Malaysia, Pakistan oder Saudi-Arabien. In all diesen Ländern ist die Deutsche Bank mit einer Vollbanklizenz vor Ort, und das heißt praktisch: Kontoeröffnung und Kredite kein Problem.
Klingt selbstverständlich, ist es nicht. „Tochtergesellschaften ausländischer Unternehmen können Schwierigkeiten haben, in den USA bei einer lokalen Bank Kreditmittel zu erhalten. Wir hingegen kennen die Unternehmen aus ihrem Heimatmarkt und haben daher andere Möglichkeiten“, sagt etwa Alexander Dickhoff von der Deutschen Bank in New York, einer von rund 5000 Mitarbeitern im Tower 60 Wall Street. Die neue US-Tochter von Festool steht auch auf Dickhoffs Kundenliste. In China unterhält die Bank einen speziellen „Mittelstands-Desk“. Und in der Heimat unterstützt ein eigenes Servicecenter alle Kollegen weltweit. Hier laufen alle globalen Zahlungsverkehrsanfragen deutscher Unternehmen zusammen.
Alexander Stripp, einer dieser Experten, kennt die Hürden und Auflagen in fast jedem Land weltweit. Er und seine Kollegen wissen, was es wo braucht, und haben dafür sogar eine eigene Dokumentation entwickelt, in die permanent Informationen aus allen Ländern einfließen. Was da von deutschen Unternehmen im Ausland eingefordert wird, liest sich wie ein Sammelwerk der Finanzbürokratie. Das mag mitunter sinnvoll sein, etwa um Geldwäsche vorzubeugen, insgesamt aber ist eine Kontoeröffnung im Ausland über die Jahre durch nationale und internationale Auflagen immer komplizierter geworden. Und ohne professionelle Hilfe kaum zu stemmen. Besonders schwierig: Märkte wie Indien, Vietnam, aber auch China. Auslandsexperte Stripp: „Was dort heute gilt, ist morgen schon wieder anders.“ Als „stressig“ gilt auch der russische Bankenmarkt, und selbst die USA sind nicht so einfach, wie viele denken: Dort wird noch munter mit Schecks bezahlt. Richtig aufwendig wird es in Saudi-Arabien. Da das Electronic Banking streng reguliert ist, muss es in Saudi-Arabien aufgesetzt werden, ein Zugriff ist nur für lokales Personal mit gültiger Aufenthaltserlaubnis möglich.
Gneiting ist Fachmann für ein Wachstumsunternehmen: Seit 2005 hat das Familienunternehmen seinen Umsatz verdoppelt
Selbst im Nachbarland Frankreich gibt es trotz SEPA Hürden. Scheckzahlungen sind ein gängiges Zahlungsmittel. Dafür lieben die Franzosen elektronische Wechsel. Die aber laufen nicht über jedes Electronic Banking. In Großbritannien wird für den ganz normalen Zahlungsverkehr, bedingt durch ein fast archaisches Zahlungsverkehrssystem, ein Kreditlimit benötigt. Und dann muss jede Bank weltweit im „Know-Your-Customer-Prozess“ (KYC) die Seriosität ihrer Kunden belegen. Von derlei Fallstricken könnte Stripp noch stundenlang berichten. Für all die professionelle Hilfe durch ihn und seine Beraterkollegen gibt es auch von anspruchsvollen Kunden Lob und Anerkennung: „Mit ihrem globalen Netzwerk“, sagt Treasurer Gneiting, „ist die Bank für unsere Internationalisierung der ideale Partner.“
Gerade weil diese internationale Ausrichtung für jedes größere Familienunternehmen inzwischen ein entscheidender Faktor ist, ist globaler Service eines der großen strategischen Themen im Hause Deutsche Bank. So baut die Bank gerade die gesamte Firmenkunden-Organisation so um, dass sie noch schneller auf die weltweiten Bedürfnisse des Mittelstands reagieren kann. Und das geht eben nur vor Ort: „Um in neuen Märkten erfolgreich zu sein“, sagt der Leiter des Firmenkundengeschäfts der Deutschen Bank, Stefan Bender, „ist lokale Expertise für den deutschen Mittelstand der entscheidende Erfolgsfaktor.“
Tatsächlich ist der weltweite Strom von Waren und Dienstleistungen nur möglich, wenn dahinter ein genauso reibungsloser Kreislauf globaler Finanzservices arbeitet. Deshalb funktioniert die Globalisierung des Mittelstands nur mit einer deutschen Bank, die auch global aufgestellt ist. Und die etwas scheinbar so Selbstverständliches wie ein lokales Konto in allen relevanten Auslandsmärkten bereitstellen kann. Klappt dies nicht, wird es eng: kein Auslandskonto, keine Auslandsniederlassung, kein Wachstum. Internationalisierung adieu.
Geht auch anders. Seit 2005 hat das Wendlinger Familienunternehmen Festool den Umsatz mal eben verdoppelt. Die schwäbischen Elektrowerkzeuge gelten weltweit bei Schreinern, Malern und Lackierern als extrem zuverlässig und haltbar. Festool ist Qualitätsführer – gibt es etwas Neues von den „Käpsele“ aus dem Schwabenland, der Weltmarkt nimmt es freudig auf. „Wie bei Apple“, sagt Gneiting. Und damit findet Festool immer mehr Kunden in immer neuen Ländern: „Unser Erfolg liegt in der Internationalisierung“, sagt Gneiting, „da hat die Deutsche Bank gewaltig geholfen.“ 30 Vertriebsniederlassungen weltweit, alle von der Deutschen Bank im Zahlungsverkehr so eingerichtet, dass es passt und möglichst geräuschlos funktioniert – standardisierte Prozesse eben.
Derweil ist in Seoul das Büro angemietet, Mitarbeiter sind eingestellt, Fahrzeuge gekauft, die ersten Umsätze fließen. Anfang 2017 kam der Beschluss, neun Monate später läuft der Laden. So soll es sein. Doch Festool will und wird weiter wachsen. In den USA ist die Akquisition erfolgreich abgeschlossen, Kontoeröffnung inklusive. Weitere Märkte in Asien oder Südamerika warten noch auf die Schwaben. Und immer, keine Frage, braucht es dann ein eigenes Konto vor Ort. Dann werden wieder alle zu Frank Gneiting blicken. Aber der weiß ja, was zu tun ist: erst mal in Esslingen anrufen.
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Unter dem Know-Your-Customer-Prozess (KYC) versteht man die Prüfung der persönlichen Daten und Geschäftsdaten von Kunden eines Kreditinstituts zur Prävention von Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung auf der Grundlage des Geldwäschegesetzes 2008 sowie der 3. EU-Geldwäsche-Richtlinie. Hierbei werden u. a. die Art der Gesellschaft, Tätigkeit, Branche, Branchencode, Anzahl der Mitarbeiter, Besitzverhältnisse und Firmenstruktur sowie die wichtigsten Finanzkennzahlen erfasst. Es muss generell die Herkunft von Geldern und Vermögen geklärt werden. Auch die Details der geplanten Kundenbeziehung wie Umfang oder Zahlungsverkehrsarten müssen erfasst werden. Es sind auch alle an der Erstellung des KYC maßgeblich mitwirkenden Personen sowie spätere Änderungen an dem KYC-Dokument zu dokumentieren.
results. Das Unternehmer-Magazin der Deutschen Bank 4-2017