Will ein Unternehmen über Zukäufe wachsen, braucht es Geld – und damit engagierte Kreditgeber. Wie eine Akquisitionsfinanzierung schnell und dabei verlässlich gelingt, zeigt sich an der Übernahme von Ceban durch die Medios AG.
Medios ist einer der führenden Anbieter von Specialty Pharma Solutions in Europa. Mit der Übernahme der Ceban baut das Unternehmen seine Kapazitäten bei der Herstellung von Arzneimitteln, dem Compounding, weiter aus. Foto: Medios
Die führende europäische Specialty-Pharma-Plattform: Das ist das Ziel des Berliner Pharma-Unternehmen Medios. Nun muss man sich eine engagierte Expansionsstrategie über schnelles anorganisches Wachstum leisten können – und wird Übernahmen kaum allein aus Eigenmitteln stemmen können bzw. dies strategisch wollen. Unternehmerischer Tatendrang braucht Unterstützung durch externe Geldgeber, sprich: die Hausbank und weitere Finanzinstitute.
Medios arbeitet seit 2015 mit der Deutschen Bank als Hausbank zusammen. Seit 2020 versorgt das Geldhaus die Berliner bei ihren Akquisitionen mit Kapital: Zunächst wurde ein Konsortialkredit (SynLoan) über 62,5 Mio. EUR orchestriert, 2022 stellte die Deutsche Bank eine Brückenfinanzierung für einen Zukauf, im selben Jahr wurde der SynLoan mit 75 Mio. EUR refinanziert und erhöht.
Der Medios-Konzern ist einer der führenden Anbieter von Specialty Pharma Solutions in Europa. Mit Standorten in Deutschland, den Niederlanden, Belgien und Spanien steht das Unternehmen zentralen Partnern der Versorgungskette zur Seite. Medios hat sich auf die Individualmedizin fokussiert, um gemeinsam mit Apotheken, Facharztpraxen und pharmazeutischen Unternehmen innovativste Therapien zu ermöglichen. Das Indikationsspektrum umfasst Anwendungsgebiete wie Onkologie, Neurologie, Gastroenterologie sowie Autoimmunerkrankungen. Weitere Schwerpunkte bilden die Indikationen Hämophilie, HIV und Ophthalmologie. Strategisches Ziel des Unternehmens ist der Aufbau der führenden europäischen Specialty-Pharma-Plattform. Die Übernahme der in drei Ländern tätigen Ceban Pharmaceuticals B. V. war ein wichtiger Meilenstein. Medios ist im SDAX gelistet und wird im Jahr 2024 nach eigenen Erwartungen mit einem Umsatz knapp unter 1,9 Mrd. EUR (Vorjahr rd. 1,8 Mrd. EUR) ein EBITDA vor Sondereffekten von ca. 80 Mio. EUR (Vj. 60,5 Mio. EUR) realisieren.
So weit, so unproblematisch – 2023 musste es dann aber plötzlich besonders schnell gehen: Medios hatte sich ein Target ausgeguckt, das ein Private-Equity-Haus über ein kompetitives Bieterverfahren verkaufte, nämlich das Pharma-Unternehmen Ceban mit komplementären Aktivitäten und in relevanten Geschäftsbereichen Marktführer in den Niederlanden.
Die Ceban Pharmaceuticals B.V. stellt ebenfalls individuelle Medikamente her. Ceban ist Marktführer im Bereich Pharmazeutisches Compounding in den Niederlanden, hält in Belgien die zweitstärkste Marktposition und zählt in Spanien zu den fünf führenden Anbietern. Das Unternehmen beliefert rund 3.300 Apotheken und mehr als 200 Krankenhäuser und besitzt eine eigene Apothekenkette mit 24 Apotheken in den Niederlanden. Ceban deckt die gesamte Wertschöpfungskette ab – von der Beschaffung von Active Pharmaceutical Ingredients über die sterile und nicht-sterile Herstellung von Arzneimitteln (Compounding), die Belieferung von öffentlichen sowie Krankenhausapotheken bis hin zum Homecare-Service mit der Betreuung von Patienten zu Hause. Ceban verfügt über langjährige Beziehungen zu Akteuren innerhalb der gesamten Wertschöpfungskette und ist damit gut positioniert, um von der stark wachsenden Nachfrage nach pharmazeutischen Herstellungen durch Kliniken, Apotheken und Krankenhäuser zu profitieren.
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„Wir hatten und haben großes Vertrauen in die Entscheidungen des Vorstands.“
Karsten Scherff, Deutsche Bank
Für Medios war die Akquisition finanziell ein großer Brocken, macht Ceban doch immerhin halb so viel EBITDA wie der Käufer im Jahr 2023. Innerhalb weniger Wochen benötigten die Berliner eine Finanzierungszusage, um überhaupt an der Auktion teilnehmen zu können. Und die Deutsche Bank lieferte punktgenau – so beschreibt es Falk Neukirch, CFO der Medios AG: 200 Mio. EUR stellte die Hausbank als Sole Bridge in nur zwei Monaten zur Verfügung. Eine Brückenfinanzierung in dieser Höhe allein zuzusagen ist für die Deutsche Bank keine Selbstverständlichkeit, betont Andreas Eichhorn, der den Bereich Strukturierte Finanzierungen in der Region Ost bei dem Geldhaus mitverantwortet. „Das Volumen ist auch für uns anspruchsvoll. Aber wir kennen Medios seit Jahren und haben einen guten Überblick über die Aktivitäten.“ Der für Medios zuständige Firmenkundenbetreuer Karsten Scherff beschreibt den intensiven Austausch mit dem Management und unterstreicht: „Wir hatten und haben großes Vertrauen in die Entscheidungen des Vorstands.“
Zum Ende des Jahres 2023 stand die Brückenfinanzierung mit der Deutschen Bank als alleinigem Kreditgeber und einer Laufzeit von zwölf Monaten plus der Option für Medios, zweimal um drei Monate zu verlängern – das allerdings zu hohen Kosten: Der Vertrag bot eine anfänglich für Medios attraktive Verzinsung, die sich allerdings stufenweise über einen Step-up alle drei Monate verteuerte, um eine zügige Refinanzierung zu incentivieren.
„Wir hatten sehr viel Unterstützung auf Finanzierungseite, die Deutsche Bank stand uns sehr schnell mit kompetenten Ansprechpartnern zur Seite und hat die Transaktion damit ermöglicht.“
Falk Neukirch, Medios
Im kompetitiven Bieterverfahren konnte Medios mit der Finanzierung durch die Sole Bridge punkten – letztlich sicherte sich Medios die Zusage und übernahm Ceban und konnte die Transaktion Anfang Juni 2024 erfolgreich abschließen. 235,3 Mio. EUR wurden als Barkomponente zum Erwerb der Anteile und Ablösung bestehender Gesellschafterdarlehen und weiterer Bankdarlehen gezahlt, davon 200 Mio. EUR Kredit der Deutschen Bank. Falk Neukirch betont, wie entscheidend das Gelingen der Akquisition von der Zusage der Bridge abhängig war. „Ich bin noch immer dankbar für die schnelle Bereitstellung der 200 Mio. EUR. Wir hatten sehr viel Unterstützung auf Finanzierungseite, die Deutsche Bank stand uns sehr schnell mit kompetenten Ansprechpartnern zur Seite und hat die Transaktion damit ermöglicht.“ Der restliche Kaufpreis wurde mit Eigenmitteln und 1,7 Millionen Medios-Aktien im Wert von damals etwa 27,2 Mio. EUR (Stand 06.06.2024) beglichen.
Allein damit war es nicht getan. Medios konnte zwar den Zukauf feiern und die 100-prozentige Beteiligung an Ceban als wichtigen Meilenstein der europäischen Expansionsstrategie verbuchen. Aber es verblieb die Herausforderung, die Brückenfinanzierung zu ersetzen, die sich im stetigen Takt verteuerte. CFO Falk Neukirch wollte die Bridge über ein Schuldscheindarlehen ablösen, für dessen Platzierung die Deutsche Bank und die Helaba bestimmt waren. Andreas Eichhorn erklärt die Vorteile: „Ein Schuldscheindarlehen hat eine schlanke Dokumentation, attraktive Konditionen und war mit einer angedachten Laufzeit von drei, fünf oder sieben Jahren mittel- bis langfristig ausgelegt.“
Die erfolgreiche Platzierung stand und fiel allerdings mit der Bundesbankfähigkeit der Medios AG – und diese wurde für 2023 nicht gewährt. Das bedeutet, dass Kreditinstitute Forderungen aus dem Schuldschein nicht als Sicherheit für geldpolitische Operationen bei der Bundesbank einreichen konnten. Eine neue Ausgangslage, die eine neue Bewertung verlangte. Die Nachfrage würde sinken, verbleibende Investoren eine höhere Risikoprämie verlangen, die Refinanzierung teurer werden.
Die Beteiligten entschieden sich daher im Sommer 2024, statt des Schuldscheindarlehens einen Konsortialkredit zur Ablösung der Brückenfinanzierung zu strukturieren. Unterstützt wurde der Prozess auf Seiten von Medios durch ein kleines, aber sehr effizientes Debt Advisory Team von KPMG. Bis November 2024 konnten so neun Banken für ein Syndikat gewonnen werden, davon fünf Banken, mit denen die Medios bisher keine Geschäftsbeziehungen unterhalten haben. Alle bisherigen Banken blieben an Bord. Der Kredit war laut CFO Falk Neukirch „stark überzeichnet“.
Medios konnte damit die Bridge Finanzierung Mitte November 2024 zu sehr attraktiven Konditionen erfolgreich ablösen und hat die Basis für die weitere Expansion mit der Unterstützung eines deutlich erweiterten Bankenkonsortiums geschaffen, das bereits signalisiert hat: Bei unseren Zusagen ist noch Luft nach oben. Das breite Konsortium bedeutet für Falk Neukirch aber natürlich auch, die Geschäftsinteressen von neun Kreditgeber austarieren zu müssen. Bis dato ist der Medios-CFO positiv gestimmt: „Wir haben zwar in Sachen Cross-Selling nicht übermäßig viel anzubieten und dazu war ich im Vorfeld auch sehr ehrlich. Das verstehen die Ansprechpartner in den Banken aber, die ich als durchweg kompetent und fair erlebe.“
Die Übernahme von Ceban durch Medios zeigt, wie Akquisitionsfinanzierungen gelingen können, wenn sich Unternehmen und Kreditgeber auf Augenhöhe begegnen und selbst in herausfordernden Phasen um Kommunikation und Transparenz bemüht bleiben. Wer dem jeweils anderen ein guter Partner ist, wird gemeinsam auch eine verlässliche Finanzierung strukturieren können – und das schnell und unkompliziert.
03/2025
Chefredaktion: Bastian Frien und Boris Karkowski (verantwortlich im Sinne des Presserechts). Autor: Isabella-Alessa Bauer. Der Inhalt gibt nicht in jedem Fall die Meinung des Herausgebers (Deutsche Bank AG) wieder.