Der Term Loan B ist ein institutionelles Kapitalmarktdarlehen – und ein langfristiges Finanzierungsinstrument, das viele Finanzchefs von Unternehmen nicht auf dem Schirm haben. Warum eigentlich?
Cheplapharm ist kein gewöhnlicher Mittelständler. Das Greifswalder Pharmaunternehmen ist einer der wenigen größeren deutschen Mittelständler, der sich nicht über Konsortialkredite oder Schuldscheine finanziert, sondern über einen sogenannten Term Loan B – eine Finanzierungsform aus der Rubrik „kann ein mittelständischer Finanzchef kennen, muss er aber nicht“.
Der Term Loan B (TLB) ist ein institutionelles Kapitalmarktdarlehen und damit ein Produkt, das im Investmentbanking angesiedelt ist. Mit dem TLB verlässt ein Mittelständler den traditionellen Bankenmarkt und betritt den Kapitalmarkt. Er adressiert institutionelle Investoren, die deutlich größere Finanzierungstickets stemmen können, aber auch anders ticken und andere Anforderungen haben als die Banken.
Der TLB ist ein langfristiges Finanzierungsinstrument mit Laufzeiten von typischerweise sieben Jahren. Die Finanzierung ist in der Regel endfällig strukturiert, was den Cashflow des Unternehmens entlastet, da während der Laufzeit keine Tilgungs-, sondern ausschließlich Zinszahlungen anfallen. Am Ende der Laufzeit muss der TLB entweder zurückgeführt oder refinanziert werden.
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Ein Finanzchef kann den TLB aber auch während der Laufzeit relativ unkompliziert anpassen, wenn – je nach Festlegung – 50 bis 66 Prozent der Investoren zustimmen. Sie können den Term Loan B zum Beispiel aufstocken, zurückzahlen oder refinanzieren. Der entscheidende Vorteil gegenüber der Anleihe: Für diese Flexibilität muss das Unternehmen keine Vorfälligkeitsentschädigung bezahlen.
Auch mit Blick auf die Dokumentations- und Reportingpflichten kommt der TLB den Finanzchefs entgegen. Zwar stellt auch der Term Loan B deutlich höhere Anforderungen an die Finanzbuchhaltung als eine Bankenfinanzierung, doch im Vergleich zur Anleihe muss das Quartalsreporting ausschließlich den bestehenden Investoren zur Verfügung gestellt werden. Eine Publizitätspflicht über die Webseite besteht beim Term Loan B nicht.
Um ein externes Rating kommt ein Unternehmen allerdings auch beim Term Loan B nicht herum. Der TLB-Markt verlangt mindestens eine Bonitätseinschätzung von einer der führenden Ratingagenturen. Mit Blick auf die Bonität ist der TLB-Markt inzwischen kompetitiver zur Anleihe als noch vor einigen Jahren. Anfangs interessierten sich Investoren ausschließlich für Unternehmen mit einem Single-B-Rating. Zuletzt fragten TLB-Investoren aber auch bessere Bonitäten nach, sodass auch Unternehmen mit einem Doppel-B-Rating den Term Loan B nutzen können.
„TLB-Investoren schauen etwas anders auf den Kredit als eine Bank.“
Philipp Ströhle, Deutsche Bank Investmentbank
Bei all der Flexibilität ist der Term Loan B trotzdem nicht für jedes Unternehmen das Mittel der Wahl. Abgesehen von Cheplapharm haben bislang nur wenige deutsche Mittelständler den Markt für institutionelle Kapitalmarktdarlehen angezapft. Der Term Loan B wird in Deutschland in erster Linie von Unternehmen genutzt, die sich im Besitz von Private-Equity-Investoren befinden. Die Finanzinvestoren schätzen vor allem die Flexibilität des TLB und sind bereit, für diese Flexibilität mehr zu bezahlen als bei einer Bankenfinanzierung.
Philipp Ströhle aus dem Leveraged-Finance-Team der Deutschen Bank beobachtet beim TLB-Pricing eine größere Margen-Spreizung als beim Konsortialkredit (Synloan): „Das liegt daran, dass die TLB-Investoren etwas anders auf den Kredit schauen als eine Bank.“ Das Kreditgeschäft sei noch immer sehr stark Relationship-getrieben, wohingegen TLB-Investoren stärker auf die Creditstory und damit die Bonität und den Cashflow des Unternehmens abstellten. „Das TLB-Pricing hängt unter anderem davon ab, wie hoch das Unternehmen verschuldet ist, wie zyklisch es ist und in welcher allgemeinen Stimmung sich der Kapitalmarkt aktuell befindet“, erläutert Ströhle.
„Die Finanzierung über bilaterale Bankkredite und Konsortialfinanzierungen ist ab einem bestimmten Finanzierungsbedarf endlich.“
Lutz Brösicke, Deutsche Bank Unternehmensbank
Doch auch für Unternehmen ohne Private-Equity-Hintergrund kann der Term Loan B interessant sein. „Die Finanzierung über bilaterale Bankkredite und Konsortialfinanzierungen ist ab einem bestimmten Finanzierungsbedarf endlich“, sagt Lutz Brösicke, der das Firmenkundengeschäft der Deutschen Bank in Mecklenburg-Vorpommern leitet und der Firmenkundenbetreuer von Cheplapharm ist. Der Mittelständler hat inzwischen nach mehreren Emissionen TLBs im Gesamtvolumen von 980 Millionen Euro am Markt ausstehen. Hinzu kommen zwei Anleihen über 500 Millionen und 575 Millionen Euro. Damit zählt Cheplapharm bereits zu einem der größeren Spieler am TLB-Markt.
980 Millionen Euro
So viel TLB-Volumen hat Cheplapharm am Markt ausstehen.
Einzelne Finanzierungen beginnen bei einem Volumen von 200 bis 250 Millionen Euro. Der gesamte deutsche TLB-Markt hat ein Volumen von rund 40 Milliarden Euro und ist damit mehr als doppelt so groß wie der Schuldscheinmarkt, aber immer noch deutlich kleiner als der Anleihemarkt, der in Deutschland pro Jahr knapp 100 Milliarden Euro Emissionsvolumen verbucht.
Kleinere Finanzierungen lassen sich für Mittelständler über Synloans oder den Schuldscheinmarkt abbilden. Für viele Mittelständler ist das auch der bequemere und schnellere Weg als über den Term-Loan-Markt. „Die Anforderungen an die Finanzabteilungen der Unternehmen sind beim TLB deutlich höher“, mahnt Brösicke. Für Unternehmen, die einen größeren Finanzierungsbedarf haben und den Gang an den Kapitalmarkt nicht scheuen, ist der Term Loan B dagegen inzwischen eine interessante Alternative zur Anleihe.
08/2021
Chefredaktion: Bastian Frien und Boris Karkowski (verantwortlich im Sinne des Presserechts). Autor: Philipp Habdank. Der Inhalt gibt nicht in jedem Fall die Meinung des Herausgebers (Deutsche Bank AG) wieder.