Ihre Oberarme sind angespannt, mit den Händen bringt Katharina Lang die Räder ihres Rollstuhls in Bewegung. In hohem Tempo hebt sie den Basketball vom Hallenboden, dribbelt mit der linken Hand und visiert den Korb an. Dann der Wurf: Der Ball prallt vom Brett ab, dieses ganz spezielle „Swiiisch“-Geräusch ist zu hören – wenn der Basketball ganz sanft das Korbnetz streift, nachdem er den Ring passiert hat. Treffer. Zwei Punkte! Lächelnd ballt Katharina Lang beide Fäuste.
Athletik, Präzision, Timing und Leistungswille – diese Eigenschaften zeichnen die Rollstuhlbasketballerin aus. Sie haben der 28-Jährigen den Weg nach Tokio geebnet. In Japan, wo 4.400 Sportler*innen aus 160 Ländern um Medaillen kämpfen, geht das Team Deutschland mit einem 134-köpfigen Aufgebot an den Start. Katharina Lang gehört zu den zwölf Spielerinnen der deutschen Rollstuhlbasketball-Frauenmannschaft. Ein Sport mit Adrenalin-Garantie: aufregend anzuschauen, taktisch knifflig und körperlich herausfordernd.
Die Münchnerin Lang ist bekannt für die Präzision ihrer Würfe, ihr persönliches Credo hat sie von ihrer älteren Schwester übernommen: „Immer das Beste geben!“ Die Sommerspiele der Sportler*innen mit Körperbehinderung sind für sie ebenso Karrierehöhepunkt wie freudiges Ereignis. Denn der Rollstuhlbasketball zeichnet sich durch seine integrative Wirkung ganz besonders aus: Hier begegnen sich Rollstuhlfahrer*innen, aber grundsätzlich auch Personen, die im Alltag nicht auf einen Rollstuhl angewiesen sind – wie etwa Katharina Lang, die durch ihren Knieschaden die Einstufung „Minimalbehinderung“ erhalten hat. Die gemischten Teams ließen viele erstmal verdutzt dreinblicken, erklärt sie schmunzelnd: „Mir macht es immer Freude zu erklären, dass eigentlich jeder Mensch, ob behindert oder nicht, Rollstuhlbasketball spielen kann.“
Ihre eigene Basketball-Laufbahn begann Katharina Lang als sogenannte Fußgängerin, also ohne Behinderung. 2009 wurde sie mit Bad Aibling Deutsche Meisterin, bevor sie nach mehreren Kreuzbandrissen zum Rollstuhlbasketball wechselte. An der University of Alabama (Tuscaloosa, USA) führte sie mitten in der Corona-Pandemie das College-Team als Kapitänin zum nationalen Titel – und legte noch dazu ihren Bachelor in Marketing mit Auszeichnung ab (Notendurchschnitt: 1,0).
Hart arbeiten, Ziele erreichen: Den Weg, den Katharina Lang eingeschlagen hat, begleitet die Deutsche Bank gemeinsam mit der Deutschen Sporthilfe. Die Rollstuhlbasketballerin gehört zu den Athlet*innen, die von der Deutschen Bank als Partner mit einem Förderprogramm unterstützt werden. Der Gedanke: die Herausforderungen der Doppelbelastung von Sport und Studium zu meistern – und die jeweiligen Ziele der dualen Karriere zu erreichen.
Das Engagement versteht die Deutsche Bank als Teil ihres Auftrags, einen positiven Beitrag zu leisten – für Kund*innen und Mitarbeiter*innen ebenso wie für die Gesellschaft. Teilhabe und Diversität stehen für die Deutsche Bank dabei im Vordergrund. Intern setzt das Unternehmen seit Langem auf vielfältige und inklusive Teams. Und fördert gezielt das Miteinander in zahlreichen anderen Lebensbereichen, wie etwa dem Behindertensport.
Neben Lang zählt eine weitere Kollegin aus dem Mannschaftskader zu den Geförderten: Annabel Breuer studiert im Master Psychologie, gewann als Para-Athletin schon zwei Medaillen und will in Japan erneut aufs Podest. Über das Förderprogramm sagt die gebürtige Tübingerin: „Durch die Sporthilfe und das Deutsche Bank Sport-Stipendium muss ich mir finanziell keine Sorgen machen, das ist sehr wichtig. Müsste ich parallel noch einen Nebenjob ausüben, würden Sport oder Studium oder sogar beides darunter leiden.“
Die 28-Jährige, die für den RSV Lahn-Dill auf Korbjagd geht, hatte als Kind einen Autounfall und ist seitdem querschnittsgelähmt. In den Nullerjahren war Annabel Breuer erfolgreich als Fechterin aktiv. Doch schließlich entschied sie sich für ihre zweite Leidenschaft: Rollstuhlbasketball. „Mit einem Team zu reisen, gemeinsam zu gewinnen und auch mal zu verlieren, gibt mir mehr als der doch sehr individuelle Fechtsport.“ Ihre Wahl war ein großer Wurf: Als erste Para-Athletin wurde Annabel Breuer zur „Sport-Stipendiatin des Jahres 2020“ gewählt.
Zusammenhalt, Talent und Ehrgeiz – das eint die Frauen-Mannschaft im Rollstuhlbasketball. Die bisherigen Resultate können sich sehen lassen: Bei den Welt- und Europameisterschaften erreichen die Rollstuhlbasketballerinnen regelmäßig Edelmetall-Platzierungen, bei den Spielen der Para-Athlet*innen in Rio de Janeiro (2016) gab es Silber, zuvor in London (2012) sogar Gold. Für seine herausragenden Leistungen erhielt das Team im Jahr 2020 die Auszeichnung „Deutsche Para-Mannschaft des Jahrzehnts“.
Und der Plan für 2021? Da gibt es für die Sportlerinnen kein Zögern: „Wir alle wollen mit einer Medaille nach Hause fahren“, sagt Katharina Lang. „Dafür haben wir in den vergangenen Jahren sehr hart gearbeitet.“ Die Basketballerinnen sind entschlossen, ihrer Erfolgsgeschichte ein weiteres Kapitel hinzuzufügen. Also: Daumen drücken! Los geht’s am 26. August (Donnerstag) um 02:00 Uhr (MEZ) im ersten Vorrundenspiel gegen Australien.